Ruhrgebiet. . Der Buchsbaumzünsler macht sich immer stärker im Ruhrgebiet breit. Manche Städte haben den Kampf gegen die kleine Raupe bereits aufgegeben.
Er ist klein, hat aber großen Hunger. Der Buchsbaumzünsler frisst sich durch die Vegetation an Rhein und Ruhr. Er macht das schon seit einiger Zeit, aber „so schlimm wie 2017“, sagen viele Gärtner, „war es noch nie.“ Mancher Pfingstspaziergang im Revier wird deshalb in diesem Jahr auch an abgestorbenen braunen Hecken oder Bäumen vorbeiführen.
Ausgerechnet der Buchsbaum, möchte man fast sagen. Der Deutschen liebste Zierpflanze seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten. Keinen Park gibt es ohne seine Hecken, kaum einen Garten, in dem er nicht steht – zur Kugel oder anderen geometrischen Körpern geschnitten. Für Zünsler ist das ein Schlaraffenland. Eines, das er zufällig entdeckt hat. Denn wahrscheinlich kamen die ersten vor gut zehn Jahren im Schiffs-Container, zusammen mit importierten Billig-Buchsbaum-Stecklingen. In seiner Heimat hat die Raupe zumindest Feinde, in Deutschland aber gibt es nichts in der Natur, was ihr gefährlich werden kann. Nicht einmal mehr strenge Winter. Und Vögel, die den Zünsler fressen wollten, so wird berichtet, haben ihn sofort wieder ausgespuckt.
Wohin das führt, ist in Duisburg derzeit besonders gut zu sehen. Ob im Landschaftspark Nord oder im historischen Rosengarten des Stadtparks von Meiderich. Braun verfärbt haben sich die Blätter der Hecken, fühlen sich an wie Papier. Zu retten ist da nichts mehr. „Totalausfall“, heißt es im Landschaftspark, wo die Stadt den Kampf aufgegeben hat. „Angesichts des massenhaften Auftretens in diesem Jahr war es aussichtslos“, sagt Egbert Bodmann, Leiter der zuständigen Bauhütte im Park. Und aus Meiderich kommt die Nachricht, dass man die Buchsbäume entfernen und stattdessen entweder Stechpalmen oder kleine Eiben pflanzen werde.
Befallene Blätter und Zweige nicht auf den Kompost werfen
In den meisten anderen Städten des Ruhrgebietes ist die Lage ähnlich. Im Essener Norden kämpfen viele Gartenbesitzer mit dem Schädling, über den Süden von Gelsenkirchen ist er ebenfalls hergefallen. „Der Zünsler ist ein pandemieartiges Problem“, sagt Andreas Mäsing, Geschäftsführer der Friedhofsgärtner, „überall ist Holland in Not.“ Gerade Friedhöfe seien stark betroffen.
Der Kampf gegen Raupe Nimmersatt ist nicht einfach. Die Eier des Buchsbaumzünslers sind nicht nur klein, er versteckt sie auch auf der Blattunterseite, wo sie von Laien leicht übersehen werden. Sind die Raupen geschlüpft, fressen sie sich im Blattwerk von innen nach außen und verspeisen dabei bis zu vierzig Blätter am Tag. Sind keine Blätter mehr da, fressen sie auch die Rinde. Spätestens dann ist der Buchsbaum verloren.
Hoffnung gibt es nach Einschätzung von Experten nur für Hobby-Gärtner. Ihnen rät die Landwirtschaftskammer die Raupen zunächst abzusammeln. Bei großflächigem Befall helfe nur die Radikallösung: Abschneiden – und die Zweige nicht auf den Kompost werfen, sondern am besten verbrennen oder gut verpackt in den Restmüll werfen. Alternativ bleibt der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln. „Die Nachfrage wächst“, sagen die großen Baumarktketten. Die meisten Privatleute würden es anfangs mit biologischen Mitteln versuchen, nur als letzte Lösung zur Chemiekeule greifen.
In öffentlichen Parks oder auf Friedhöfen ist eine effiziente Bekämpfung weder zu leisten, noch zu finanzieren. Wahrscheinlich wäre es auch rausgeworfenes Geld. Der Buchsbaum werde gegen die Raupe keine Chance haben, die Populationsfolge sei viel zu hoch, glauben Experten und prophezeien: „Buchsbaum-Hecken werden leider alle verschwinden.“