Dortmund. . Alles für die Katz. Und für den Hund. Besucher lernen: Die Hunde spielen gerne Frisbee, aber nicht jeder hat Lust, ins Wasser zu springen.
Paul heißt jetzt „Remmidemmi“. Man ahnt, wieso, wenn das überschaubare Fellbündel auf weitem, grünen Teppich in Westfalenhalle 4 der Frisbeescheibe hinterherjagt. Springt, rennt, saust, fliegt. Die Scheibe im Flug schnappt und zurück bringt zu Sabine Wolff – die schon die nächste wirft.
Sie geben ihren Hunden Namen, die zu ihrem Charakter passen, sagt Wolff, die mehrfache Hundefrisbee-Europameisterin. „Remmidemmi“ spricht für sich. Aus Gründen, die keine Erwähnung finden, hat sie „Tutnix“ dieses Mal zuhause gelassen.
Katzen spielen hier einmal nicht die Hauptrolle
Irgendwo ist immer Showprogramm, seit am Freitagmorgen in Dortmund die Messe „Hund und Katz“ eröffnet ist: nach Hunden eine der größten Hundeausstellungen Deutschlands, nach Besuchern die größte Katzenschau. Freilich spielen die Katzen hier ausnahmsweise einmal nicht die Hauptrolle.
Sie sind nur 600, gegenüber 8300 angemeldeten Hunden. Einige Tausend Besucherhunde kommen noch hinzu, vorausgesetzt, die Besitzer können am Eingang die Tollwut-Impfung nachweisen, also, ihrer Tiere. Weil manche Besucher die Bescheinigung vergessen haben, müssen ihre Hunde leider draußen bleiben – und hocken dann stundenlang allein im Auto, wenn sie Pech haben.
So viele Pröbchen, so viele Messepreise
Ziemlich schnell entsteht Geschiebe. Menschen mit Bollerwagen sind da unterwegs, mit Rollkoffern und Kinderwagen, in denen freilich auch Hunde sitzen können. Alles andere sind Tragehilfen: Es gibt ja so viele Pröbchen und herabgesetzte Messepreise.
Rinderohren, Kopfhautplatten, Ohrmuscheln, Geflügelhappen („natürlich glutenfrei“), überhaupt Futter ohne Ende: „Getreidefreie Monoprotein-Sorten.“ Wer’s mag.
Am Stand der Firma Hagen führt Manfred Welsch gerade ein Verkaufsgespräch: „Damit kann man in der Wohnung nichts kaputt machen. Also, ich schon, der Hund nicht.“ Er redet über ein Spielzeug, eine Art Ball mit Griffen, und man ahnt: Stöckchen sind sowas von 20. Jahrhundert.
Quietschend und nicht quietschend
Den Ball kann man werfen und sich bringen lassen, an den Griffen kann man mit dem Tier ziehen und reißen, es gibt den Ball quietschend und nicht quietschend, leuchtend und nicht leuchtend; man kann sich eigentlich nur wundern, dass er sich noch nicht selbst werfen kann.
Moment, Moment, da wären wir auch schon bei den Ballkanonen: Die man mit dem Fuß auslöst, sind beliebt bei Älteren mit Rücken; die jüngere Kundschaft bevorzugt Ballkanonen, die an Gewehre erinnern. Sie sind gerade aus.
Ferienhäuser für Hundehalter. Tierpsychologische Beratung. Halter-und-Haustier-Gräber, man sieht das nicht so eng: „Was jemand als Haustier bezeichnet, ist seine Sache“, sagt Hans-Paul Dahm vom Friedhofsbetreiber „Unser Hafen“. Die Zeitschrift „Mein Hund“ ist ebenso vertreten wie der „Bundesverband der Groomer“ – man kann auch „Hundefrisöre“ sagen, wenn sie gerade nicht zuhören.
Szenen wie im Zeichentrickfilm
Da steht auch schon das Becken fürs „Dog Diving“: Vor allem Frauchen versuchen, ihre Tiere zu überzeugen, ins Wasser zu springen. Manche sind schmerzfrei, doch die meisten Hunde bremsen im letzten Moment mit quietschenden Pfoten ab. Szenen wie im Zeichentrickfilm.
Da hilft der Rettungsschwimmer im Becken nicht, da hilft der Bällchenwurf nicht: Ein „Helmut“ will gerade nicht. Am Ende rutscht er über eine Schräge, halb zieht es ihn, halb platscht er hin. „Zwei Meter“ ist die großherzig gemessene Weite seines sogenannten Sprungs, aber: Er tat es. Die meisten, die von ihren Besitzern widerstrebend zum Diving getragen werden, heißen wohl „Kluges Tier“. Und keiner „Remmidemmi“.
„Hund und Katz“ noch am Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 18 Uhr in den Westfalenhallen 3b bis 8. Erwachsene zahlen an der Tageskasse 11 Euro.
Die nach eigener Darstellung „weltgrößte Hundeschau“ folgt vom 9. bis 12. November in Leipzig: mit 20.000 Rassehunden aus 60 Ländern.