Solingen. . Eine Hundeleine, ein Bürostuhl, eine Jacke und mehr: Alles, was es gibt, gibt es auch gefälscht. Ganz vorn liegt eine bekannte deutsche Marke.

Der Gewinner ist eine Art Hundeleine. Sieht genauso aus wie das Original, ist genauso verpackt, und sogar den echten Markennamen „flexi“ haben die Fälscher geklaut und aufgedruckt. Und das Ganze als Schnäppchen verkauft.

Nur: Die Leine verhakt sich sofort, und die Aufrollautomatik streikt. Das merkt natürlich nur, wer auf die absurde Idee kam, mit der Hundeleine einen Hund auszuführen. Und beschwert sich dann bei „flexi“ – den echten. Wie geplant.

„Mischung aus Fachwissen und Empörung“

So viel Durchtriebenheit bringt den Anbietern einen „Plagiarius“ ein, den Negativ-Preis für alle Nachahmer. Mehrere Wochen hat eine Jury aus Designern, Technikern und Juristen Plagiate untersucht und bewertet nach einer „Mischung aus Fachwissen und Empörung“, sagt Christine Lacroix von der entsprechenden „Aktion Plagiarius“.

Und da es nichts gibt, was nicht gefälscht wird, gibt es weitere Plagiatspreise für einen Bürostuhl, einen Nussknacker, eine Jacke. Freilich: Noch nie hat jemand den Preis angenommen – oder wäre etwa zur Verleihung erschienen.

„Tampro“, „Temba“, „Tergo“, „Tope“

Auch nicht die Nachahmer dieses Julienneschneiders: Ein Mitarbeiter der traditionsreichen „triangle GmbH“ stolperte auf einem Wochenmarkt über das augenscheinlich eigene Produkt, freilich stand plötzlich nicht mehr „triangle“ darauf, sondern „Veggetti“. Das einzig echte war der Aufkleber eines nichtsahnenden tschechischen Handelshauses, das dann die Nachahmung aus dem Angebot nahm.

In Solingen betreibt die „Aktion Plagiarius“ für Original und Fälschung ein kleines Museum, in dem auffälligerweise nicht fotografiert werden darf. Allein ein Glasschrank ist gefüllt mit vielleicht 70 Plagiaten von „Tempo“: in der typischen blau-weißen Verpackung, doch drauf steht „Tampro“, „Tango“, „Temba“, „Tergo“, „Tope“ und so weiter und so fort.

Blinker fallen auseinander, Fußhebel sind nicht stabil

Ein anderes Ausstellungsstück würde Christine Lacroix nicht mehr als Plagiat bezeichnen, sondern als „russisches Roulette“: ein nachgebautes Moped mit geringfügigen Mängeln.

Die Blinker fallen auseinander. Das Ölbehälter tropft durch. Die Fußhebel sind nicht stabil. Und der Luftfilter ist wohl eher ein Teesieb. Der Beweis auf Rädern, dass Verbraucher einem Trugschluss erliegen, wenn sie von Plagiaten dieselbe Qualität erwarten wie vom Original. Bei Hundeleinen ist das auch nicht anders.