Ruhrgebiet. . Die Autobahnen im Ruhrgebiet könnten mittelfristig zu Transitstrecken werden. Schöne Aussichten für Autofahrer im Revier sind das nicht.
Johannes Habich ist ein engagierter Mensch. Für die Bauausstellung hat er sich eingesetzt, bei der Kulturhauptstadt mitgemacht; heute macht er als Privatmann und Pensionär Führungen durchs Ruhrgebiet und hält Vorträge über die A 40. Ihre Vergangenheit und Gegenwart kennt er also recht gut, für ihre Zukunft sieht er leider schwarz, oder besser: für die Autofahrer.
„Die A 40 wird Transit-Autobahn“, heißt die entsprechende Stelle im Vortrag des früheren Schulleiters. Denn ihr kompletter sechsspuriger Ausbau (mit kleineren Unterbrechungen in Essen und in Dortmund) steht als „VB“ oder „VB-E“ im neuen „Bundesverkehrswegeplan 2030“. VB-E, „Vordringlicher Bedarf / Engpass“ heißt die Top-Kategorie: Als dringlicher kann man gar nicht eingestuft sein.
A 40 bisher nur im Ruhrgebiet von Weltrang
Ehrlicherweise muss man sagen: Das Ziel, dass die Ausbauten in dem Jahr fertig sind, der im Titel des Plans steht, diesmal also 2030 – das wird auch häufig verfehlt. Aber jedenfalls steht nun ungefähr ein Drittel der Autobahnstrecken im Ruhrgebiet in dieser Klasse der Drängler und Raser: spätestens bis 2030 sechsspurig zu werden. Nur bei der Autobahn 3 zwischen Breitscheid und Dinslaken gilt etwas anderes: Sie wird achtspurig.
Auf der Deutschlandkarte des Verkehrsministeriums im Internet ballen sich die allereiligsten Baustellen in nur zwei Regionen: zwischen Frankfurt und Darmstadt – und von Dortmund bis Duisburg und hinunter bis Bonn.
Dabei ist die A 40 bisher nur im Ruhrgebiet von Weltrang, und der Lkw-Anteil ist sehr niedrig: mit neun Prozent. Doch das ändert sich gerade, auch wegen Baustellen in rund 300 Kilometer Entfernung. Zwischen Hessen und Thüringen. Sie beweisen, dass die Transit-A 40 nicht das Hirngespinst eines pensionierten Schulleiters Habich ist: diese Baustellen bei Krauthausen und Schwebda, bei Reichsachsen und bei Scherbda.
Dort, in Nordhessen, wird durch eine Verlängerung der A 44 die Entfernung zwischen der polnisch-ukrainischen Grenze und dem Ruhrgebiet gerade um 60 Autobahn-Kilometer kürzer. „Innerhalb Deutschlands wird die aus dem Ruhrgebiet kommende Autobahn eine wichtige Verbindungsfunktion in West-Ost-Richtung wahrnehmen“, heißt es beim Landesbetrieb „Hessen mobil“.
Und er setzt sogar noch eines drauf: Dieser Neubau Kassel-Eisenach verbinde „die Benelux-Staaten im Westen mit Polen und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.“ Und zwar: quer durchs Ruhrgebiet.
Eingequetschte Lagezwischen Häuserschluchten
Zwischen allen Lastern Osteuropas und dem Revier stehen dann nur noch zwei kurze Strecken: In Essen ist es die eingequetschte Lage der A 40 zwischen Häuserschluchten. Doch hofft etwa die Industrie- und Handelskammer, den nötigen Platz zu gewinnen, indem man den Bus- und den Schienenverkehr aus dem Mittelstreifen herausnimmt.
Und in Dortmund ist es die Streckenführung südlich der Innenstadt als Bundesstraße mit Tempolimit 50. Sie sollte dort längst untertunnelt sein, aber die alte Planung war fehlerhaft. Nun fordert die Dortmunder CDU, NRW müsse „Planungen für den B 1-Tunnel jetzt beginnen“. Ausdrücklich mit Bezug auf den neuen Bundesverkehrswegeplan.
Diese Verbreiterungen auf sechs Spuren sind mit höchster Priorität vorgesehen bis 2030:
Autobahn A 1 von Kamen bis Hamm.
A 3 (achtspurig) von Breitscheid bis Dinslaken-Nord.
A 40 von Duisburg-Kaiserberg bis Essen-Frohnhausen und Bochum-Stahlhausen bis zur A 43.
A 42 von Bottrop bis Herne.
A 43 von Witten-Heven bis Marl-Sinsen, Arbeit hat begonnen.
A 45 bei Hagen und in Dortmund nördlich der A 40.
A 52 von Breitscheid bis Rüttenscheid und Essen-Nord bis Gladbeck (vierspurig, bisher ist hier eine Bundesstraße).
A 57 von Moers bis Kamp-Lintfort.
A 59 nördlich der A 40 bis Duisburg-Marxloh.