Ruhrgebiet. . Zukunftsgärten, Konzept-Parks und neue Viertel für 2027: Die Internationale Gartenausstellung bringt noch mehr Grün ins Ruhrgebiet.
- Erste dezentrale Gartenschau in Großstädten. Standorte sollen im ganzen Revier gestreut sein.
- Gartenbauer rechnen mit 42 Millionen Euro Kosten für die Städte, verteilt über mehrere Jahre.
- 2017 sollen die Pläne konkretisiert werden. Über sie stimmen dann alle 53 Stadträte ab.
Sechs Stunden tagte die Jury in einem kleinen Hotel in Bonn, dann entschied sie: Das Ruhrgebiet soll im Jahr 2027 die „Internationale Gartenausstellung“ bekommen. Ein wesentlicher Grund für den Zuschlag: der grundlegende Wandel des alten Industriegebietes.
Was blüht uns da?
Blumenschauen, Parkgestaltung, Unterhaltung, Kultur, das ganze Programm einer Bundesgartenschau. Allerdings mit internationaler Beteiligung. Eine IGA bildet internationale Trends ab: Wie werden Gärten und Parks demnächst gestaltet? Sie schafft auch Orte für aufkommende Sportarten.
Gibt es genauere Pläne?
Nein. Es gibt eine Machbarkeitsstudie voller Leerformeln („So werden klassische Oasen ebenso erschlossen wie revierspezifische Industrieschönheiten in Szene gesetzt“). Aber es sind auch noch elf Jahre hin.
Mehr gibt es nicht?
Doch, ein „Drei-Ebenen-Modell“. Oben fünf „Zukunftsgärten“: Konzept-Parks oder grün durchdachte Viertel. Dann „Unsere Gärten“, wo bestehende Parks und Landschaften aufgewertet werden sollen. Und „Dein Garten“, praktisch das Mitmachprogramm für alle mit grünem Daumen.
Was kostet das?
Die Ruhrgebietsstädte und der Regionalverband sollen mit 42 Millionen Euro dabei sein. „Wir rechnen nicht schön, wir rechnen kritisch, wir wollen nicht hinterher von den Medien überrollt werden“, sagt Sibylle Eßer von der „Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft“.
Und kostet das Eintritt?
Hamburg nahm 2013 21 Euro für die Tageskarte, Berlin nimmt im nächsten Jahr 20 Euro. Was man macht bei einer dezentralen Ausstellung, ist noch nicht geklärt.
Was bleibt?
Typischerweise alle Hochbauten und Sportstätten, vielleicht mancher neue Park. „Gehen wir wieder in den Westfalenpark oder in den entwicklungsbedürftigen Dortmunder Norden?“, sagt Eßer: „Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit Parks in problematischen Gebieten.“
Welche Erfahrung hat das Ruhrgebiet mit Gartenschauen?
Viele Besucher, viele Defizite. Aber es entstanden auch wunderbare, bleibende Anlagen wie der Nordsternpark (Gelsenkirchen), der Westfalenpark (Dortmund) oder die Essener Gruga (steht für: „Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung“, 1929). Auch die Müga in Mülheim und der Maximilianpark in Hamm sind Kinder von Landesgartenschauen.
Wo war die letzte IGA?
2013 in Hamburg. Der schwierige Stadtteil Wilhelmsburg bekam einen großen und heute bei Hamburgern sehr beliebten Park. Allerdings endete sie mit einem Defizit von 37 Millionen Euro, weil weit weniger Besucher kamen als erwartet. Die Stadt musste zahlen.
Gibt es vor 2027 noch eine andere IGA, um sich ein Bild zu machen?
Berlin-Marzahn und -Hellersdorf, Sommerhalbjahr 2017. Dort bauen sie gerade eine Seilbahn über das Hauptgelände. Die Erwartungen Berlins sind bis in die Wortwahl hinein identisch mit Vorstellungen aus dem Ruhrgebiet: „Die IGA bietet die große Chance, sich als grüne europäische Metropole zu präsentieren. . . All die Gäste werden sehen können, wie grün diese Stadt doch ist.“
Wie geht es weiter im Ruhrgebiet?
Die Machbarkeitsstudie soll 2017 zu einem fassbaren Plan entwickelt werden, was auf der IGA gemacht wird, wie sie bezahlt wird und wo die fünf heraus ragenden „Zukunftsgärten“ liegen. Danach entscheiden die Revierstädte und der Regionalverband endgültig, ob sie mitmachen wollen. Das Verfahren, alle 53 Stadträte zu fragen, soll den „größtmöglichen Konsens der Region herstellen“, sagt Jens Hapke vom Regionalverband: „Bei der Kulturhauptstadt wollten am Ende auch alle dabei sein.“