Bochum. . Mit der Festnahme eines 31-Jährigen sind zwei Sexualstraftaten in Bochum wohl aufgeklärt. Der entscheidende Hinweis kam vom Freund eines Opfers.

Ein 31-jähriger irakischer Asylbewerber steht im dringenden Verdacht, die beiden Sexualdelikte gegen eine 21-jährige und eine 27-jährige Frau im Umfeld der Bochumer Ruhr-Universität verübt zu haben. Beide Opfer sind chinesische Studentinnen.

Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier sagte zur Ergreifung des mutmaßlichen Täters: „Wir haben hier alle eine große Erleichterung verspürt.“ Im August war die 21-Jährige schwer verletzt worden. Außerdem hatte der Täter versucht, die Frau zu vergewaltigen. Die Polizei hatte eine Mordkommission eingesetzt. Im November war eine 27-Jährige das Opfer. Hier kam es zu einer Vergewaltigung.

Der Festgenommene ist Familienvater

Ermittler der Bochumer Kriminalpo­lizei hatten den Mann am Montagnachmittag in seiner Unterkunft festgenommen. Am Dienstag erließ der Richter ge­gen ihn Haftbefehl unter anderem wegen Mordversuchs und Vergewaltigung. Der 31-Jährige streitet die Taten ab. Aufgrund der DNA-Übereinstimmung ist sich die Staatsanwaltschaft jedoch sicher, dass es sich um den Gesuchten handelt.

Der Festgenommene ist Familienvater, der mit seiner Frau und den beiden fünf und acht Jahre alten Kindern im Dezember vergangenen Jahres nach Deutschland gekommen war. Die beiden Kinder werden derzeit betreut.

Der entscheidende Hinweis auf den Täter kam erst spät – Nummer 96 war der entscheidende. Nur fünf Meldungen waren bei der Polizei auf ein Phantombild des Mannes eingegangen, der eine 21-Jährige am 6. August schwer verletzt hatte. Die Ermittlungen kamen nicht voran. Nach der zweiten Tat, der brutalen Vergewaltigung einer 27-Jährigen am 16. November, änderte sich die Lage, so der Leiter der Mordkommission, Roland Wefel­scheidt, „geradezu dramatisch“. 110 Hinweise gingen bei den Ermittlern ein.

Lebenspartner des Opfers fotografierte den Täter

Der Lebensgefährte des zweiten Opfers, ebenfalls ein chinesischer Staatsbürger, war in der vergangenen Woche auf dem Weg zu seiner Wohnung. Der führte ihn genau an der Stelle vorbei, wo wenige Tage zuvor seine Freundin vergewaltigt worden war. Der Chinese beobachtete einen Mann, der sich dort herumdrückte. Geistesgegenwärtig ging er auf ihn zu und fotografierte ihn mit seinem Handy. Der Mann ergriff die Flucht, einen Augenblick zu spät allerdings. „Die Fotos haben eine hervorragende Qualität“, so Wefelscheidt.

LKA: Zahl der Straftaten sinkt

Die Zahl sexuell motivierter Überfälle, bei denen sich Täter und Opfer nicht kennen, geht laut LKA stark zurück. 2000 gab es in NRW 679 Vergewaltigungen und schwere sexuelle Nötigungen, 2015 waren es 194.

Die meisten Vergewaltigungen und schweren sexuellen Nötigungen sind Beziehungstaten.

Mit den Bildern klapperten die Polizisten Asylbewerberunterkünfte ab. In einer wurden sie fündig. Der Mann wurde erkannt und aufgrund einer Speichelprobe, die bei der Gerichtsmedizin in Essen analysiert wurde, auch als Verdächtiger identifiziert. Was der Mann im Gebüsch machte, als die Fotos von ihm gefertigt wurden, ist noch unklar. Die Polizei wollte nicht ausschließen, dass er möglicherweise erneut jemandem auflauerte.

Täter war mit großer Gewalt vorgegangen

Der Täter war vor allem gegen sein erstes Opfer mit so großer Gewalt vorgegangen, dass die Polizei eine Mordkommission eingerichtet hatte. Nach WAZ-Informationen soll er die 21-Jährige mit einem Würgewerkzeug, wohl einem Seil, stark am Hals gedrosselt und dann ins Gebüsch gezerrt haben.

Die beiden Opfer sind laut Wefelscheidt „sehr gefasst“. „Die müssen das jetzt verarbeiten.“ Ob es ei­ne Rolle spielt, dass beide Chinesinnen waren, weiß die Polizei noch nicht.

Vergewaltigung sorgte auch in China für Aufsehen

Die Vergewaltigung der 27-jährigen Studentin hatte auch in China großes Aufsehen erregt, nachdem sich die junge Frau in einem chinesischen Internet-Blog geäußert hatte. Das Generalkonsulat der Volksrepublik warnte sogar seine Staatsbürger, mahnte zur Vorsicht.

Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann lobte die Arbeit der Polizei. Er betonte, dass ein Reihen-DNA-Test in der nächsten Woche gestartet wäre, hätte es die Festnahme jetzt nicht gegeben.

Oberbürgermeister lobt Fahndungserfolg

„Der schnelle Fahndungserfolg der Bochumer Polizei ist eine gute Nachricht. Insbesondere für die Menschen, die sich nun im Stadtteil wieder sicherer fühlen können“, kommentierte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) die Verhaftung. Christian Haardt, Kreisvorsitzender der CDU in Bochum, forderte, dass „der Täter auf jeden Fall nach Verbüßung seiner Strafe unser Land verlassen muss“. Besonders tragisch sei, „dass die beiden Opfer selbst als Gäste in Deutschland sind“.

Bochums SPD-Chef Karsten Rudolph sorgt sich: „Ich hoffe, dass diese Nachricht nicht dazu führt, dass alle Flüchtlinge nun unter Generalverdacht gestellt werden.“