Umweltverband: Verbot nach amerikanischen Vorbild unnötig

Essen. Amerika als "Vorreiter" in Sachen Umweltschutz: Die Metropole San Francisco verbietet fortan Supermärkten, ihren Kunden Plastiktüten für die Einkäufe zu reichen. Damit will der Stadtrat der drohenden Umweltkatastrophe durch Plastikabfälle entgegen wirken. Strafgelder von 100 bis 500 Dollar sollen die Unternehmen "erziehen". Andere amerikanische Städte wollen nachziehen.

Ein Vorbild für Nordrhein-Westfalen? "Sowas ist wohl nur im wilden Westen möglich", meint Dirk Jansen, Geschäftsleiter des Umweltverbandes BUND in NRW. "Das ist auch ein Frage der Aufklärung. In den Köpfen der deutschen Verbraucher ist der Umweltgedanke angekommen." Der hohe Verbrauch an Plastiktüten sei durch kleine Entgelte zurückgegangen.

Zum Nachdenken wolle man die Kunden durch die kostenpflichtigen Tüten anregen, betont auch Nina Dinter, Sprecherin des Discounters Plus: "Ein gewisser Umweltgedanke ist dabei." 15 Cent nehme man, um die Hemmschwelle beim Wegwerfen zu erhöhen, alternativ die Baumwolltasche für einen Euro. Die Karstadt-Warenhäuser setzen bei den kostenlosen Plastiktüten im Hause auf die Wiederverwertung und das Recycling. "Wir haben eine andere Umwelt-Mentalität als in Amerika", sagt Sprecher Michael Scheibe. Wegen des höheren Warenwertes müssten Tüten umsonst sein.

Verbieten könne eine Stadt die Plastiktüten nicht, sagt Norbert Müßgen, Stadtsprecher in Essen: "Dazu fehlt die gesetzliche Grundlage." Die bedürfe es aber auch nicht, meint Umweltschützer Jansen: "Wir brauchen die Plastiktüte nicht, aber sie ist marginal. Ein viel größeres Problem sind zum Beispiel die vorverpackten Lebensmittel in den Regalen. Das ist unnötig."