Helene Indenbirken lebte in Oer-Erkenschwick und bekam oft Besuch aus Hollywood.Erst vor einer Woche reiste der berühmte Enkel zu ihrem 93. Geburtstag an. Es sollte ein Abschied für immer sein

Oer-Erkenschwick. Sie wohnte in einer bescheidenen Dreizimmerwohnung und machte großartigen Apfelkuchen. Sie war wunderschön normal und doch die wohl berühmteste Oma der Region. Helene Indenbirken war die Großmutter von Hollywood-Star Leonardo DiCaprio (33). Wie jetzt bekannt wurde, starb die gebürtige Oer-Erkenschwickerin am Montag dieser Woche im Recklinghäuser Knappschaftskrankenhaus.

Vor einer Woche wurde sie 93 Jahre alt, und Leonardo kam wie so oft aus Los Angeles angereist. Mit dabei seine Mutter Irmelin. Da war schon klar, dass es seiner Großmutter schlecht ging. Es sollte ein Abschied für immer sein.

Als Jugendlicher kam Leonardo noch jeden Sommer und blieb mehrere Wochen. Mit den Nachbarskindern verbrachte er Nachmittage im Freibad am Stimbergpark oder räumte den Kühlschrank seiner Oma leer. Der Junge, der schon mit 14 Jahren Geld mit Werbe-Spots für Cornflakes machte, liebte ihr deutsches Essen. Wurst, Brötchen und köstliche, selbstgemachte Reibekuchen von Oma Helene. Bei einem Breakdance-Wettbewerb in der Stimbergstadt machte Leo den zweiten Platz. Ferienalltag eben.

Leonardo DiCaprio machte schon lange Filme, richtig gute sogar. Und seine Oma war stolz, aber bescheiden: "Nicht ich bin ja berühmt, sondern mein Enkel." Sich selbst wollte sie nicht vermarkten, und dass über den Enkel etwas Falsches geschrieben würde, wollte sie auf gar keinen Fall. Nur deshalb wurden überhaupt die deutschen Familienbande des Stars bekannt. Als man ihm nämlich eine Affäre mit Demi Moore andichtete, meldete sich der Oer-Erkenschwicker Clan zu Wort. Das könne man so nicht stehen lassen, da wäre nichts dran.

Dann, 1997, kam "Titanic". Der Film, der ihren Schauspieler-Enkel endgültig zum Star machte. Für Leonardo DiCaprio änderte sich damals wohl alles und auch für seine Oma.

In Oer-Erkenschwick belagerten damals kreischende Teenager das Haus, ja die ganze Straße von Helene Indenbirken. Fans klingelten rund um die Uhr. Einige Mädchen schlichen sich ins Haus, verewigten sich mit Liebesschwüren im Flur. "I love you" überall. Die Regenbogenpresse tat ihr übriges. "Ich bin auch nicht mehr die Jüngste", bat die Oma schließlich um Verständnis, als ihr der Rummel zu viel wurde. "Ich habe jetzt eine Geheimnummer", sagte sie, wenn man sie dann doch mal beim Einkaufen traf. So lebte sie zuletzt eher zurückgezogen.

Helene Indenbirken hatte drei Jahrzehnte mit ihrem Mann in den USA gelebt. Ihre Töchter Irmelin (Leos Mutter) und Renate wuchsen dort auf. 1984 kehrte die gebürtige Oer-Erkenschwickerin in ihre deutsche Heimat zurück. Ohnehin hing sie an der Kleinstadt. An ein Wegziehen war überhaupt nicht zu denken.

DiCaprios Besuche wurden seltener, blieben aber regelmäßig. Er kam beispielsweise mit Topmodel Gisele Bündchen und brachte einen Hauch von Hollywood-Glamour mit. Und auch Helene Indenbirken flog oft über den großen Teich. Am Arm ihres Enkels und mit ihrer Tochter stolzierte sie bei Filmpremieren über den roten Teppich. Nicht unsicher oder tief beeindruckt, dafür aber gerne und selbstbewusst.

Leonardo DiCaprio ist millionenschwer und zählt zu den Bestbezahlten in Hollywood. Gerne hätte er Oma Helene immer in seiner Nähe gehabt. Lediglich - sie wollte nicht. Vor einigen Jahren dann wollte der Star seiner Oma eine seniorengerechte Wohnung im Oer-Erkenschwicker Schillerpark kaufen. In einer Wohnanlage mit allem Zipp und Zapp und einer Anlage für Video-Telefonie. "Dann können wir uns beim Telefonieren sehen", hatte er gesagt.

Doch Helene Indenbirken blieb unaufgeregt. So wie immer. "Mein größter Wunsch ist es, in Oer-Erkenschwick beerdigt zu werden. Bei meinem Mann", hatte sie immer gesagt. Diesen Wunsch wird man ihr wohl erfüllen. Sie soll im engsten Familienkreis eingeäschert werden. Wann und wo sie bestattet wird, ist noch offen. Unklar ist auch, ob ihr berühmter Enkel zur Bestattung kommt.