Essen. .
Das Museum Folkwang ist um ein Millionenvermögen reicher. Das Essener Ehepaar Walter und Liselotte Griese, leidenschaftliche Kunstfreunde und langjährige Mitglieder des Folkwang-Museumsvereins, haben dem Haus nicht nur ihre millionenschwere Gemäldesammlung hinterlassen, sondern auch das beträchtliche Gesamtvermögen. Eine Zuwendung dieser Größenordnung hat es von privaten Stiftern nach Auskunft von Museumsdirektor Tobia Bezzola seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Der Nachlass an den Folkwang-Museumsverein war schon 1997 von dem Sammler und ehemaligen Flachglas-Vorstand Walter Griese (1914 – 1999) verfügt worden, ein Teil der Gemäldesammlung, darunter Spitzenwerke wie Kirchners „Sitzender Akt auf orangenem Tuch“, ist bereits seit 2001 im Museum Folkwang zu sehen. Nach dem Tod seiner Frau Liselotte im Frühjahr wurde der großzügige Nachlass aber jetzt erst öffentlich gemacht. Neben sieben hochkarätigen Gemälden von Jawlensky, Heckel und Meidner, einer Skulptur und zahlreichen Papierarbeiten geht auch das gesamte Vermögen, Immobilien und Wertpapiere, in den Besitz des Folkwang-Museumsvereins über. Dessen Vorsitzender Ulrich Blank ist von der außerordentlichen Zuwendung des kinderlosen Ehepaars tief beeindruckt: „Für uns ist dieser Nachlass einzigartig.“
Gleichzeitig dämpft Blank die Fantasie all jener, die schon durchrechnen, welche Investitionen man tätigen, welche Lücken der Sammlung man mit dem unerwarteten Millionengeschenk denn nun schließen könnte. Das Ehepaar Griese hat seinen testamentarischen Willen genau gefasst: Der Nachlassverwalter sei instruiert, aus der Vermögensmasse in Abstimmung mit Tobia Bezzola neue Kunstankäufe zu tätigen, um die „Dr. Walter Griese-Sammlung“ sinnvoll zu ergänzen. Und zwar ausschließlich „aus der Zeit des Expressionismus und der unmittelbar nachfolgenden Zeit“, zitiert Blank. Da das Angebot auf dem Kunstmarkt in diesem Bereich knapp und teuer ist, dürfte die Liste der Neuerwerbungen nicht allzu üppig ausfallen.