Im Umgang mit Meinungsumfragen erweisen sich die Parteistrategen als ausgesprochen biegsam. Fallen sie schlecht aus, wird ihnen die Flüchtigkeit von „Wasserstandsmeldungen“ attestiert. Sind die Zahlen hingegen gut, werden sie zur quasi-amtlichen Beglaubigung erfolgreicher politischer Arbeit hochgeredet. Sieben Monate vor der Landtagswahl ist es jedoch gerade für SPD und CDU schwierig wie lange nicht, aus der Demoskopie einen klaren Trend herauszulesen.

Nach den neuesten Zahlen liegen SPD und CDU in der Sonntagsfrage mit jeweils 32 Prozent Kopf an Kopf. Rot-Grün hat absehbar keine Mehrheit in NRW mehr. Die Sozialdemokraten werden deshalb versuchen, einen reinen Personenwahlkampf mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zu inszenieren. Die Union muss hingegen mit einem griffigen Themenwahlkampf die schwache Regierungsbilanz ausleuchten. Noch ist nicht absehbar, wie diese asymmetrische Auseinandersetzung ausgeht.

Kraft würden bei einer Direktwahl 56 Prozent der NRW-Bürger wählen, CDU-Landeschef Armin Laschet nur 20. Der Amtsbonus bleibt unverkennbar, auch wenn Kraft von ihren Traumwerten zwischen 64 und 68 Prozent in den Jahren 2012 bis Anfang 2015 längst abgerutscht ist. Selbst wenn der Volksmund weiß, dass eine Regierung immer nur abgewählt und eine Opposition nie gewählt wird, geben Laschets Persönlichkeitswerte unionsintern Anlass zur Sorge.

Sieben Monate vor der Landtagswahl 2010 lag der damalige Amtsinhaber Jürgen Rüttgers mit 53 Prozent zwar im Direktvergleich ebenfalls klar vorn, die Oppositionsführerin Kraft kam jedoch immerhin auf 32 Prozent Zustimmung. Bei der Abwahl von Peer Steinbrück (SPD) 2005 konnte sich Herausforderer Rüttgers in einer deutlich spürbaren Wechselstimmung sogar auf 35 zu 49 Prozent heranschieben.

Bliebe Laschet bis zum Mai 2017 bei nur 20 Prozent Zustimmung im Direktwahlvergleich, wäre dies kein gutes Vorzeichen. So schwach bewertet wurde zum Beispiel 2001 der rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidat Christoph Böhr – er verlor haushoch gegen Ministerpräsident Kurt Beck.