Essen/Bochum. . Ein 27-jähriger Essener stirbt nach nach dem Besuch einer Disko, drei weitere Partygäste landen im Krankenhaus – weil sie illegale Drogen geschluckt haben, glaubt die Polizei.

Die Nacht ist schon fast zu Ende, da taumelt gestern Morgen ein 27-jähriger Mann aus einer Diskothek in Essen und bricht vor dem Lokal zusammen. Vom Notarzt reanimiert kommt er in ein Krankenhaus, doch dort stirbt er um kurz nach sechs Uhr. Nach ersten Erkenntnissen der Essener Polizei, weil er während seines Discobesuchs extrem gefährliche Drogenpillen geschluckt hat. Und er ist nicht der einzige. Bis gestern Mittag wissen die Ermittler von drei weiteren Opfern, die sich in ärztliche Behandlung begeben. Am Nachmittag nehmen Beamte in Bochum einen 25-Jährigen fest, der die Drogen verkauft haben soll.

Anfangs sieht alles nach Routine aus. Ein Man ist nach einer Halloween-Party vor einer Diskothek in Essen zusammengebrochen. Seinem Freund, der ihn noch ins Freie geschafft hat, geht es ebenfalls nicht gut. „Passiert immer wieder, ist zunächst einmal nichts für die Polizei“, sagt der Essener Polizeisprecher Marco Ueberbach. „Das regelt der Rettungsdienst.“

Als der aber in der Nacht zu Dienstag drei weitere Male zu der Diskothek gerufen wird, werden Sanitäter und Ärzte stutzig und alarmieren die Polizei. Ein Fall wird sich später als „klassischer Alkoholmissbrauch“ herausstellen, die anderen Opfer aber sprechen übereinstimmend von Pillen, die sie an jenem Abend von einem Dealer vor Ort gekauft und genommen haben. Nun können sie sich kaum noch auf den Beinen halten.

Die Polizei weiß gestern noch nicht, um welche Art Pillen genau es sich dabei gehandelt hat, spricht deshalb nur von „synthetischen Drogen“, im Volksmund „Ecstasy“ genannt. Aufputschende Tabletten in allen Formen und Farben, die nach Zahlen des Bundeskriminalamtes von immer mehr Partygängern in völliger Fehleinschätzung ihrer Gefährlichkeit „eingeworfen“ werden, um intensiver und länger feiern zu können.

Denn immer wieder kommt es nach der Einnahme von Ecstasy zu Todesfällen auch in Deutschland. Das größte Risiko liegt nach Einschätzung von Experten in der nicht abschätzbaren Dosierung. Die Pillen sind mit verschiedenen Streckmitteln versetzt und können zwischen 50 und 250 Milligramm der berauschenden Substanz MDMA enthalten. Außerdem erzeugt die Droge körperliche Daueraktivität, die in vielen Fällen ei­nen bedrohlichen Flüssigkeitsverlust bewirkt. Ohne dass der Konsument es bemerkt, trocknet sein Organismus aus und heizt sich extrem auf. Aus dem Tanz in den Morgen wird ein Tanz in den Tod.

Noch am Morgen richtet die Po­lizei in Essen eine Mordkommission ein. Nach Hinweisen von Zeugen nehmen Beamte dann am Nachmittag in Bochum einen 25-Jährigen unter dem Verdacht fest, in der Halloween-Nacht in und an der Disco mit Drogen gehandelt zu haben. Sowohl in seinen Taschen, als auch in seiner Wohnung finden Polizisten zahlreiche Partydrogen, die in den nächsten Tagen auf ihre genaue Zusammensetzung untersucht werden sollen. Der Verdächtige wird noch am Nachmittag vernommen. Polizeilich bekannt sei der Mann nicht, sagt Ueberbach. „Er war für uns bisher ein unbeschriebenes Blatt.“

Junge Frau auf der Intensivstation

Der 27-jährige Freund des Toten und eine 31-jährige Frau aus Essen lagen am Sonntagnachmittag noch im Krankenhaus – die Frau sogar auf der Intensivstation. Lebensgefahr soll allerdings nicht bestehen. Das dritte durch die Partypillen erkrankte Opfer, ein 32-jähriger Essener, konnte die Klinik mittlerweile wieder verlassen.

Neue Fälle wurden der Polizei bis zu diesem Zeitpunkt nicht gemeldet. Ueberbach wollte dennoch keine Entwarnung geben. „Dafür ist es noch zu früh. Wer weiß, was noch in den Taschen einiger Partygänger schlummert.“