Troisdorf. Im ihrem „DHL Innovation Center“ blickt die Post in die Zukunft. Wenn Roboter Pakete packen oder Drohnen Briefe austragen könnten.
Ja gut, vieles hier ist noch im Farbton gelb. Und einen Briefkasten haben sie auch noch. Ganz am Ende des mehrstündigen Rundgangs hängt er an der Wand. Für analoge Schriftstücke. Aber sonst ist fast alles digital am Stadtrand von Troisdorf. Und Haussprache ist englisch. Deshalb heißt dieses Haus auch DHL Innovation Center. Gehören aber tut es der guten alten Post. Sie blickt hier in die Zukunft. Das muss sie tun, denn Monopolist ist sie nur noch in wenigen Bereichen. Und die Konkurrenz in der Logistik-Branche schläft nicht.
Da ist also „Baxter“, Pardon „Mr. Baxter“. Soviel Zeit muss sein. Obwohl es dem Kollegen, der gleich zu Beginn der Führung vorgestellt wird, völlig egal ist, wie man ihn nennt. Er ist nämlich ein Roboter. „Ein kollaborativer“, wie Programmdirektorin Jessica Voss sagt. Soll heißen: Er unterstützt den Menschen, übernimmt besonders stupide Aufgaben wie das Packen immer gleicher Pakete. „Dafür finden sie manchmal keine Leute mehr, die das machen wollen.“ Mr. Baxter macht es ohne zu murren. Ohne Pause, angeblich auch ohne Fehler und so vorsichtig, dass er keinen Menschen verletzen kann, der ihm versehentlich in die Quere kommt. Wenn alle Pakete gepackt sind, rollt Kollege Roboter an einen anderen Ort, bekommt, wenn nötig, die Greifer ausgewechselt und ist bereit für die nächste Aufgabe. „Er ist sehr flexibel“, sagt Voss.
Pokemon Go als Vorbild für Logistik-Lösungen
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Baxter ist nicht allein in der großen weiten DHL-Welt. Es gibt auch noch eine Art kleinen Bruder namens Sawyer. Aber der ist gerade zu einem Test in England. Die menschlichen Kollegen dort, sagt Voss, seien „begeistert“. Genau wie von den kleinen automatischen Lastkarren, die dem, der sie einschaltet, folgen wie ein gut abgerichteter Hund und die bereits in den ersten Logistik-Zentren im Einsatz sind. Wo sie die Arbeit effizienter, also schneller machen. Weil ja niemand mehr warten will auf die neue Festplatte oder das Kochtopf-Set, das er gerade im Internet bestellt hat.
Deshalb beschäftigen sie sich bei DHL auch mit „Augmented Reality“, also mit „computergestützter Erweiterung der Realitätswahrnehmung“. Die Technik, die die meisten Deutschen in diesem Sommer beim Videospiel „Pokemon Go“ kennengelernt haben, bescherte Lagerarbeitern probeweise spezielle Datenbrillen. In deren Displays wurden während der Arbeit Hinweise eingeblendet-- zum Beispiel, wo sich der gesuchte Artikel in welchem Gang befindet und in welcher Menge er benötigt wird. Ergebnis: Null Fehler bei 25 prozentiger Steigerung der Effizienz. Was den Test zur Regel werden lassen könnte.
"Technisch alles machbar, gesetzlich leider nicht"
Sie könnten ja so viel bei DHL, wenn sie dürften. Aber vieles dürfen sie noch nicht. Post mit Drohnen befördern – über Flüsse, auf Inseln, hoch in die Berge. „Technisch alles schon machbar, sagt Voss. Gesetzlich leider nicht. In manchen Bereichen, heißt es inoffiziell nicht nur bei der Post, sei die Politik von den neuen Techniken „einfach überrollt worden“. Auch bei den 3D-Druckern, die für Voss schon in „fünf bis zehn Jahren“ ein echtes Thema sind. Ob ein seltenes Ersatzteil für den Oldtimer oder eine neue Kette für Mama – alles kann dann in den eigenen vier Wänden ausgedruckt werden. DHL will dabei sein, will nicht nur die Rohstoffe für die Drucker liefern und die fertigen Produkte abholen, sondern auch Daten zur Verfügung stellen, ohne die die 3D-Maschinen nicht arbeiten können. „Aber“, weiß Voss, „in Sachen Urheberrecht sind da noch viele Fragen zu klären.“
Nicht zu sehen im Innovation-Center, aber auch ein Thema sind natürlich Lieferroboter, die die Post und Pakete ins Haus bringen. Würden getestet, heißt es hinter der Kulissen, ein Einsatz aber sei vorläufig nicht geplant. Zumindest einige deutsche Hunde werden das gerne hören.