Bochum. . In Bochum sollen 112 Polizisten weniger arbeiten. Das hat auch mit einem elf Jahre alten Fall zu tun.

Die Polizei in Bochum, Herne und Witten wird bis 2020 voraussichtlich 112 Planstellen verlieren – hauptsächlich, weil weniger Kriminalität zu verzeichnen ist. Kurioserweise spielt ein einzelner, elf Jahre alter Fall dabei eine große Rolle. Denn das Personal der Polizei wird im Land vor allem nach den Fallzahlen der letzten zehn Jahre verteilt – und ein einzelner Internetbetrüger aus Herne hatte damals mit seinen Gaunereien im Auktionsportal Ebay für 20 000 Einzelstraftaten gesorgt. Nun ist er aus der Statistik gefallen. Allerdings ist die Kriminalität auch insgesamt deutlich gesunken.

Den Stellenabbau um rund fünf Prozent – zurzeit sind es 1913 Polizisten – teilte Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier bei einer Sitzung der Bochumer CDU-Fraktion mit. „Wenn die Polizei gute Arbeit leistet, bekommt sie dann weniger Stellen?“, fragte ein irritiertes CDU-Mitglied. Die Polizeipräsidentin antwortete: „So ist es.“ Der CDU-Mann: „Das ist doch schizophren.“ Wittmeier räumte ein, dass der Verteilschlüssel „im Landesinteresse nachvollziehbar“ sei. Als Behördenleiterin jedoch könne sie das in der Belegschaft und mit Blick auf die Motivation nur „ganz schwer vermitteln“.

Die Kritik an der „belastungsbezogenen Kräfteverteilung“ (BKV), nach der die Stellen zugewiesen werden, ist im NRW-Innenministerium bekannt. Die Bürger hätten „Anspruch darauf, dass Polizei sich dort konzentriert, wo die größten Probleme bestehen“, heißt es schon in ei­nem Bericht von 2010. Dass Behörden „für gute Arbeit bestraft“ würden, sei aus Sicht der Bürger irrelevant. Eine andere Gewichtung von Deliktsformen habe man geprüft, aber, so klingt durch, einen besseren Schlüssel hat man nicht gefunden. „Der Abbau kommt für Bochum nicht überraschend“, sagt Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Als einer von acht Schwerpunktstandorten profitiere das Präsidium von etwa 25 zusätzlichen Stellen. Hinzu komme eine besondere Unterstützung durch die Hundertschaften. Im BKV-Zehnjahresvergleich haben vor allem Dortmund und Duisburg stark an Stellen gewonnen – weil dort die Kriminalität angestiegen ist.