Duisburg. In der Duisburger Innenstadt eröffnet an diesem Donnerstag das neue Einkaufszentrum. Ab sechs Uhr beginnt der Ausnahmezustand rund um die Königsstraße.
Die goldene Leiter ragt 65 Meter hoch in den Himmel über dem Forum. Die Arbeit der Münchner Künstler Johannes Brunner und Raimund Ritz soll die Richtung vorgeben für das neue Einkaufszentrum, dasam Donnerstag in der Duisburger Innenstadt eröffnet.
Ab sechs Uhr beginnt am Donnerstag der Ausnahmezustand rund um die Königsstraße. Bis zu 80.000 Kunden sollen 106.000 Quadratmeter Neubau mit 90 Geschäften auf 57.000 Quadratmetern Handelsfläche stürmen. „Das Forum ist der Grund, wieder in die Duisburger Innenstadt zu kommen”, wirbt Lutz Müller, der Centermanager des Entwicklers Multi Development, der nach eigenen Angaben rund 190 Millionen Euro in das Projekt investierte. Ankermieter ist Karstadt – im Forum entstand ein Haus auf 19 500 Quadratmetern im Premium-Segment „Boulevard-Plus”.
Stichwort: Multi Development
Der Entwickler Multi Development ist Tochter der Multi Corporation, eins der größten Immobilienunternehmen Europas. Sie entwickelt und betreibt Einkaufszentren und Bürogebäude in 20 Ländern Europas. Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit waren wichtige Stichworte beim Bau des Duisburger Forums. Das Gebäude verfügt über ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Kraftwärme-Kopplung, Ökologen und Landschaftsplaner berieten die Entwickler. So wurde ein 10 000 Quadratmeter großes Gründach angelegt, auf dem Schwalben nisten und Fledermäuse heimisch werden sollen. Bei der Zertifizierung nach der britischen Breeam-Methode, sie bewertet die umweltrelevante Gesamtleistung eines Gebäudes, bekam das Forum als erstes Gebäude auf dem europäischen Festland die Note „Sehr gut”.
Der Entwurf niederländischer Designer und der Berliner Architekten Ortner & Ortner soll mit seiner „abwechslungsreichen Architektursprache die Orientierung erleichtern”, betont Lutz Müller, der aus dem Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum an den Rhein wechselte. Das Zentrum ist gut angebunden an den öffentlichen Nahverkehr und versehen mit 1200 Parkplätzen. Zwei Rundbauten mit aufwändig gestalteten Fassaden an den Flanken, in der Mitte ein „eingestelltes Gebäude” mit Stahlfassade, über allem ein Dach aus Glas, durch das viel Licht bis Untergeschoss fällt – dies sind zentrale Merkmale.
Hohe Erwartungen
Derart hoch sind die Erwartungen von Bürgern und Geschäftsleuten, dass sich der 44-jährige Müller schon genötigt sieht, die Euphorie zu dämpfen: „Wir sind nur ein Waggon, nicht die Lokomotive.” Sicher ist: Ohne das Forum wäre alles nichts. Die Duisburger Innenstadt war ein Patient auf der Intensivstation, als nach der Jahrtausendwende die Diskussion um MultiCasa begann. Der Streit um den Bau einer riesigen Einkaufsmeile auf der Güterbahnhof-Brache lähmte auf Jahre jede Entwicklung in der City. Die Kommunalwahl 2005 brachte schließlich eine schwarz-grüne Mehrheit ans Ruder, die als erste Amtshandlung einen Rückzieher bei MultiCasa machte. „Das Forum wäre ansonsten nicht gebaut worden”, wiederholte Multi-Geschäftsführer Axel Funke gestern: „Dann würde es diese Innenstadt nicht mehr geben. Ebensowenig wie die Marktstraße in Oberhausen.”
Die Durststrecke war damit noch nicht zu Ende: Drei Jahre folgten, in denen die Bagger riesige Gruben ins Herz der City buddelten. Denn nicht nur das angejahrte Karstadt-Haus und ein Verwaltungsbau der Spedition Spaeter wurden abgerissen, sondern gleich gegenüber auch die mehr alte als ehrwürdige Mercatorhalle. In deren Neubau ist seit einem Jahr auch das Casino unterbebracht.
Der Sonnenwall, die „guten Stube” der Altstadt
Mit der Eröffnung des Forums ist nur die Entwicklung um den zentralen König-Heinrich-Platz abgeschlossen, während sie an anderer Stelle erst beginnt. Etwa für die Galeria am anderen Ende der Königsstraße – das Ladencenter wurde jüngst von Multi-Development erworben, wird nun umgebaut und mit einer Erweiterung ausgebaut bis zum Sonnenwall, der „guten Stube” der Altstadt. Dass Galeria Horten ihr Haus modernisiert, auch das wird erwartet.
Die Entwicklung in Duisburgs City soll weiter vorangehen, der Masterplan von Star-Architekt Sir Norman Forster gibt die Richtung vor. „Es muss sich in der zweiten Reihe etwas tun”, mahnt Centermanager Müller Immobilien-Besitzer, „die den letzten Anstrich noch in Reichsmark bezahlt haben”.
Das Forum allein will im Tagesdurchschnitt 30 000 Kunden anziehen, die bisher nach Mülheim, Oberhausen oder ins nahe Düsseldorf fuhren. Sie sollen aus Duisburg kommen, vom Niederrhein und auch aus den nahen Niederlanden. Im Visier hat der Centermanager Kunden über 30, Familien und auch Senioren. Die Kleinsten werden im Kindergarten kostenlos betreut, den Alten stehen Hostessen der Caritas zur Seite. „Ein Pilotprojekt”, sagt Lutz Müller, „aber auf die demografische Entwicklung müssen auch wir Antworten geben.”
Erste Einblicke ins neue Einkaufszentrum: