Düsseldorf. . NRW hat für 65 Millionen Euro sechs neue Polizeihubschrauber gekauft. Der „Airbus H 145“ kann mehr, als die Polizei verraten will.
Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt auch schon wieder her, dass ein Audi voller Bösewichte quer durch Nordrhein-Westfalen einem Polizeihubschrauber wegfuhr; mutmaßlicher Bösewichte, muss man korrekterweise sagen, denn sie entkamen ja. Und der Hohn lag auf der Hand: Vorsprung durch Technik.
„So etwas kann man nie ausschließen. Aus der Höhe sehen viele Fahrzeuge gleich aus“, sagt Ulrich Ettler, der Leiter der Polizei-Fliegerstaffel NRW. Doch seit Mittwoch ist die Chance der Polizei wohl wieder etwas gewachsen: Da nimmt sie den ersten Helikopter „Airbus H 145“ in Dienst – man kann aber auch einfach „Hummel 1“ sagen.
Nummernschilder über Kilometer hinweg lesen
Hummel 1 kann mehr, als die Polizei erlaubt zu verraten. Also: Nummernschilder über Kilometer hinweg lesen kann er. Handys orten auch. Durch Nacht und Nebel gucken sowieso. Wärmebildkameras anmachen oder Hochleistungsscheinwerfer oder ein Videosystem, das Straßennamen digital einspielt. Auch bei starkem Wind auf der Stelle fliegen. Sogar das Abseilen von Beamten soll jetzt schneller gehen, auch wenn der Begriff „Fast Roping System“ etwas großtuerisch klingt für ein Verfahren, das sich vor allem auf die Kräfte der Männer verlässt.
Aber jedenfalls wird „H 145“ gegenwärtig als bester Polizeihubschrauber überhaupt gehandelt, sozusagen ein Wunderkind mit Rotor. Polizeidirektor Michael Bantle aus Baden-Württemberg nennt ihn ein „fliegendes Laptop“: Sitze hat er dennoch, die Polizisten werden es wohl zu danken wissen.
Rund 2000 Einsätze im Jahr
In Baden-Württemberg fliegt der Hubschrauber schon seit elf Monaten, nun schafft Nordrhein-Westfalen ihn an als zweites Bundesland. Für 65 Millionen Euro werden bis Ende 2017 sechs Maschinen bereit stehen. Aufgeräumte Stimmung also am Mittwochvormittag unter Polizeifliegern, Airbus-Vertretern und Ministerialbeamten in Halle 10 des Düsseldorfer Flughafens, ganz nah am Flughafenbahnhof: Hier ist die Fliegerstaffel – neben Dortmund – stationiert. Es gibt viele: Flugvorführungen und Häppchen.
Innenminister Ralf Jäger (SPD) kommt, den ersten Hubschrauber zu übergeben, spricht von „modernster Technik“ und wendet sich zu der silbrig-blauen Maschine: „Da ist das Baby.“ Im weiteren Verlauf des Termins ist er nicht zu scheu, sich für das eine oder andere Foto im/am/vor dem Hubschrauber zur Verfügung zu stellen, um den Fotografen zu helfen.
Vor allem Suche nach Vermissten
„Wir haben im Sommer gesehen, auf welche Weise unsere offene Gesellschaft verletzbar ist. Wir müssen vorbereitet sein“, sagt Jäger: „Gerade erweiterte Transportfähigkeiten sind wegen der Terrorgefahr extrem wichtig.“ Freilich ist der Alltag der über 30 Piloten der Fliegerstaffel nicht durch Terrorbekämpfung geprägt: Unter den 2000 Einsätzen im Jahr dominiert doch deutlich, Vermisste zu suchen, Demonstrationen zu beobachten, Aktionen zu führen, Geisterfahrer zu begleiten und, nun ja, Autos mit Bösewichten zu verfolgen.
Wird schon.