Gelsenkirchen. .
Ein Besenstiel ist der Start, eine Leine die Ziellinie, die Umstände sind also etwas improvisiert, selbst für Spitzensport auf Beinchen. Aber dann: In 2,75 Sekunden rennt der Mops Merle über diese Langstrecke von 27 Metern, ein Usain Bolt in der Junioren-Klasse. Beifall für Merle! Aber auch für Bruno, der vor dem Ziel auf sympathische Weise immer zögerlicher wird; oder Frieda, von der alle annahmen, sie werde sich in die Büsche schlagen. Doch Dabeisein ist alles – für Möpse eh.
„Sie möchten ihrem Besitzer immer gefallen. Sie mögen es, angezogen zu werden, um zu gefallen“, sagt Dana Bihsa aus Marl. Die 23-Jährige hat den „1. Gelsenkirchener Mopstag“ organisiert, zu dem am Sonntag Hunderte Hundehalter aus ganz Deutschland mit ihren Möpsen anreisen. Die Grenzen sind offenbar fließend: „Letztes Jahr waren wir 200 Möpse, die bei einem Rennen angetreten sind“, sagt Jana Trost aus Hamburg. Oder: „Ein Mops ist total ich. Er liegt gern auf dem Sofa, aber dann kann man auch Fahrrad mit ihm fahren.“
Geschirre gibt es zu kaufen an verschiedenen Ständen, Halsbänder und Halstücher, Bilder und Anstecker vom Mops, Kissen und Körbchen fürs Tier. Die Motive darauf sind Sternchen, Herzchen oder Blümchen, „aber am besten gehen die Totenkopfgeschichten“, sagt eine Händlerin aus Essen. Der Versuch, dem Mops die Aura eines Knochenbrechers zu verschaffen, überzeugt jedoch nicht vollends: Wenn sie an Menschen hochspringen, was an diesem Sonntag Tausende Male geschieht, dann ist die Reaktion in der Regel völlig uneingeschüchtert: „Hallo, wer bist du denn?“
Als Modehund hält sich der Mops jetzt schon seit Jahren, Fleisch gewordener Derwillnurspielen, Herzensbrecher von gedrungener Gestalt. „Lustig“, so beschreiben ihn die Halter immer wieder, „er bringt einen zum Lachen“, „er ist völlig arglos und naiv“, „er ist immer gut gelaunt“.
Das gilt sogar für „Monty“, der keine Augen mehr hat: Wenn Sabine Effnert mit ihm rausgeht, hat sie immer ein Glöckchen dabei; und schlägt er doch einmal eine gefährliche Richtung ein, „dann drängen die beiden anderen ihn da weg“. „Rockster“ und „Gismo“, ihre anderen Möpse, Blindenmöpse sozusagen. Sie sei früher „Anti-Hund“ gewesen, erzählt die Frau aus Gütersloh noch: „Dann hat sich meine Tochter einen Mops angeschafft und mir auf die Brust gelegt, da war’s passiert.“
Wenn man ihnen überhaupt etwas nachsagen kann, dann: Sie bleiben rein hundemäßig am liebsten unter sich. „Wir waren hier mal mit 35 Möpsen und einem anderen Hund“, sagt Dana Bihsa, die Organisatorin des Mopstages: „Den haben sie sofort rausgemobbt.“ Und dann wählt sie noch die Formulierung, Möpse seien „kleine Rassisten“.