Düsseldorf. . Der „Caravan Salon“ ist Deutschlands größte Messe für Reisemobile. In Düsseldorf zeigt die Branche sich zerrissen zwischen Luxus und Minimalismus.

Man erfährt ja immer gern intime Details, selbst wenn man dafür einen Caravan besteigen muss. Da steht also ein Wagen, der in Wahrheit ein Experiment ist: der Marke „La Mancelle“, die in Deutschland noch nicht zu kaufen ist. „Wir wollen Bemerkungen, wie er ankommt“, sagt Verkaufsleiter Edward Hoek. Was ist denn eigentlich anders? Nun, das Design – Hoek bringt es auf den präzisen Punkt „modern retro“ – und, wie soll man sagen, nun: das französische Bett.

In französischen Wohnwagen seien nämlich zu 70 Prozent französische Betten. Also: nahtlos. Denn „es ist in Frankreich ein Tabu, wenn man nicht miteinander schläft“, sagt Hoek. Okay, und jetzt: Wieviel französische Betten in deutschen? „Fünf Prozent.“ Oh Gott. Doch ansonsten: Nur Einzelbetten oder Doppelbetten. Das ist jetzt ein bisschen verwirrend, kommen wir lieber zur wichtigsten Nebensache der Welt: Fahren.

Weiß ist zeitlos

Tageskarte zu 15 Euro

Nach dem gestrigen Tag für Fachbesucher ist der Caravan-Salon nun für Publikum geöffnet: vom 27. August bis Sonntag, den 4. September, täglich von 10 bis 18 Uhr.

Die Tageskarte kostet 15 Euro, alle online erworbenen sind einen Euro billiger.

Dies ist nämlich der 55. „Caravan-Salon“ in Düsseldorf. Wieder ist er größer geworden: 590 Aussteller, 130 Marken, zwölf Hallen, 2100 Fahrzeuge. Er steht für einen wachsenden Markt, weil die Leute es lieben, sozusagen mit dem eigenen Bett im Schlepptau wegzufahren. Französisch oder nicht.

Weiße Ware auf Rädern steht da fast nur. „Ich hab mal was Türkises gesehen“, erinnert sich Stefan Diehl vom Hersteller Knaus und schaudert. Aber es gibt eine Erklärung, warum fast alle Reisemobile weiß sind: Sie halten sehr lange, da ist zeitloses „Weiß“ ratsamer, als in einer Modefarbe in den Urlaub zu fahren, die alle lieben, bis sie sie nicht mehr sehen können.

Günstigstes Modell für 4900 Euro

Außen retro, innen „reduziert“: Das Modell Sparta, Quatsch, Kulba.
Außen retro, innen „reduziert“: Das Modell Sparta, Quatsch, Kulba. © MATTHIAS GRABEN

Und so hat in einer zugigen Ecke die Firma Kulba ihr kleines Revier gefunden: Die Letten verkaufen Wohnwagen für 4900 Euro. Freilich erwirbt man da nicht viel mehr als eine Kiste auf Rädern. „Man kann sich halt Matratzen reinlegen“, sagt Vertreter Ingo Host und schwärmt von „besonderen, aktiven Menschen“, die sowas kaufen. Die 8000 Euro-Version hat dann schon Strom, Wassertank und eine winzige Küche: sogar mit Stellplatz für eine Kühltasche.

Die Branche steckt zwischen zwei widersprüchlichen Trends. Da ist der Wunsch des Publikums nach mehr Komfort: „Früher zog man mit einem Zelt los, und es war toll“, sagt Thomas Neubert von der Firma ,Hobby’: „Das ist vorbei.“ Außer für Kulba-Kunden, vermutlich. Und da ist das eigene Bestreben, die Mobile leichter zu machen, damit sie weniger verbrauchen und auch in Zukunft noch gezogen werden können. „So ein Elektrofahrzeug kann fast nichts ziehen“, sagt Bert Holtkamp. Er verkauft Faltcaravane, Anhänger mit einem Zelt, das sich unter Luftdruck selbst aufbaut. Einschließlich Gestänge, Betten und Küche. Das ist Fortschritt! Nur wenn Sturm kommt, gilt es als klüger, die Heringe suchen zu gehen.

Hinter der Kordel parkt der Luxus

In Halle 14 stehen dann die Reisemobile, die man nicht einfach angucken oder gar betreten kann. Wo denken Sie hin? Hinter einer Kordel, die nur selten geöffnet wird, parken vier Fahrzeuge der Firma Volkner. Basispreis: 989 000 Euro pro Stück, es können aber auch schnell 1,5 Millionen werden. Und, was soll man sagen: alle verkauft.

Denn man fertigt jährlich nur „eine Handvoll Auftragsarbeiten“, sagt Ernst Schlaich: Da sei man bei einem Messeauftritt „darauf angewiesen, dass die Kunden sie uns zur Verfügung stellen“. Sonderwünsche werden gern erfüllt, zum Standard gehört schon eine seitwärts ausfahrbare Garage zwischen den Achsen, falls einem gerade nach dem Porsche ist. Ansonsten gilt die Faustregel: „Sie können überall hochfahren, wo Reisebusse hochfahren. Wenn Sie sich trauen.“ Und den Lkw-Führerschein haben.

Am heutigen Samstag kommen die ersten Besucher zum Salon. Tausende campieren bereits auf dem Messegelände, haben schon Donnerstag oder Freitag ihre Mobile eingeparkt. Sonntag nächster Woche endet die Messe, dann leert sich auch ihr Stellplatz. Man sagt ja auch: Die Caravane ziehen weiter.