Bochum. . Die alte Bergschule Bochum begann den Unterricht 1816. Ihre Studiengänge haben sich sehr verändert. Dabei blieb kein Stein auf dem anderen.

Den Blick gelegentlich nach oben zu richten, ist ja nie verkehrt. Im Eingang der „Technischen Fachhochschule Georg Agricola“ in Bochum fällt er dann auf eine Deckenmalerei von 1899: Sie zeigt einen Kumpel mit Geleucht – es steht für das Licht der Wissenschaft.

Genau darum geht es doch hier, in der ältesten noch bestehenden Hochschule des Ruhrgebiets. Am 15. April 1816 nahm die „Bergschule Bochum“ den Betrieb auf und lehrte ihre Schüler bergmännisch-wissenschaftlich unter anderem Mathematik und Markscheiderei, was man sich getrost als die unterirdische Version des Vermessungswesens vorstellen kann.

„Erfolgreich den Wandel vollzogen“

Bis dahin wurden Steiger Steiger, wenn ihr fachlicher und sittlicher Ruf gut war; doch nun, Anfang des 19. Jahrhunderts, waren die Maschinen einfach zu kompliziert geworden, die Schächte zu tief und der Fortschritt zu, naja, fortschrittlich, als dass Leumund noch gereicht hätte. Generationen von Steigern lernten fortan hier und schwärmten aus ins ganze spätere Ruhrgebiet.

Am Freitag, auf den Tag 200 Jahre nach dem ersten Unterricht, wird aus der Fachhochschule die „Technische Hochschule Georg Agricola“. Sie habe „sehr erfolgreich den Wandel vollzogen von der auf Steinkohlenbergbau spezialisierten Fachhochschule zu einer vielfältigen ingenieurwissenschaftlichen Hochschule“, sagt ihr Präsident Jürgen Kretschmann.

Was bleibt? Was kommt? Was tun?

2260 Studenten lernen heute etwa Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik oder im weltweit einzigartigen „Forschungszentrum Nachbergbau“. Wie der Name schon sagt, sind sie da befasst mit bescheidenen Fragen wie: Was bleibt? Was kommt? Was tun?

Dabei hält Kretschmann sehr auf Tradition: Den Bergkittel trägt er regelmäßig. Wenn er die Erstsemester begrüßt, Absolventen verabschiedet, Fototermine absolviert. „Unsere Identität als Hochschule der Bildungsaufsteiger werden wir stets bewahren“, sagt er.

Am Samstag feiert die Hochschule mit der Bevölkerung. Vorführungen wie „Schwimmt Beton?“ oder „Kann ein Roboter den Führerschein machen?“ zeigen auf charmante Weise, wie weit sie sich entfernt hat vom Bergbau. Und dann steht man vor: „Was unterscheidet Gruben- von Mineralwasser?“ Dann wissen wir wieder, woher wir fast alle kommen. Und auch das ist nie verkehrt.