Trotz steigender Verpflanzungszahlen am Uni-Klinikum sterben immer noch zehn Prozent der Patienten, bevor für sie ein Spenderorgan gefunden ist. Deshalb werden Lebern in Stücken verpflanzt und Wege zur Konservierung gesucht

Prof. Gerald Holtmann, ärztlicher Direktor. Foto: WAZ, Vinken
Prof. Gerald Holtmann, ärztlicher Direktor. Foto: WAZ, Vinken © Frank Vinken / waz

Essen. Der Patient hat die Intensivstation bereits verlassen. Er war der 100. in diesem Jahr, der das Glück hatte, eine neue Leber zu erhalten. 180 hat das Essener Universitätsklinikum noch auf der Warteliste. Jeder zehnte Patient, sagt die Statistik, wird sterben, bevor das europäische Zentrum Eurotransplant für ihn ein Spenderorgan gefunden hat.

"In Spanien ist die Zahl der Organspender pro Einwohner fast doppelt so hoch wie in Deutschland, bei ähnlicher soziokultureller Struktur", sagt Gernot Kaiser, Transplantationsbeauftragter des Klinikums. "Wenn es mehr Organspender gäbe, könnten wir deutlich mehr Patienten helfen."

Es gibt sie noch nicht, und deshalb forschen und planen die Mediziner, um die vorhandenen Organe optimal einzusetzen. Das zwingt sie zu makabren Berechnungen. Zum Beispiel den "Meld-Score", der seit zwei Jahren das Vergabeverfahren regelt und das Sterblichkeitsrisiko von Patienten im Endstadium einer Leberzirrhose in Werten von 6 bis 40 (todkrank) ausdrückt.

Um Verpflanzungen noch erfolgreicher zu machen, hat das Klinikum vor einem Jahr das Viszeralzentrum eingerichtet, in dem Mediziner über die Facharzt-Grenzen hinweg gemeinsam Patienten betreuen. Leber-Lebendspenden und Teil-Leberspenden, die der suspendierte Chefarzt Prof. Christoph Broelsch wesentlich mitentwickelt hat, werden dagegen am Klinikum nur noch selten durchgeführt.

Prof. Andreas Paul, kommissarischer Leiter der Klinik, hat dieses Jahr drei Leber-Stücke und eine Lebend-Spenderleber verpflanzt. "Wir machen das nur in den Fällen, wo keine Möglichkeit besteht, ein passendes Organ zu erhalten. Eine Lebendspende ist immer mit einem nicht unerheblichen Risiko verbunden."

Um die Nutzung der knappen Organe zu verbessern, betreibt das Klinikum auch Grundlagenforschung. Ein Team um Prof. Ursula Rauer steht vor der Markteinführung eines neuen Konservierungs-Präparats, das Organe nach der Entnahme besser schützen soll. Forschung und Entwicklung zahlen sich allmählich aus, sagt Prof. Gerald Holtmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Er nennt sein Haus "eines der größten und erfolgreichsten Zentren Europas".