Köln. . Es gab nicht viele Städte, die sich an diesem stürmischen Rosenmontag trauten, den Zug nicht abzusagen: Köln ließ den Lindwurm starten, gab ihm allerdings einige Auflagen mit auf den Weg – und freute sich über unerwartete Gäste, etwa aus Düsseldorf.
- Als eine der wenigen Städte hat Köln den Rosenmontagszug nicht abgesagt
- Köln ließ den Lindwurm starten, gab ihm allerdings einige Auflagen mit auf den Weg
- Die Kölner freuten sich über unerwartete Gäste, etwa aus Düsseldorf
Was haben sie gelacht in Köln! Nicht nur, weil Jecken das zu Karneval so machen: Es war doch wieder „härrlisch” beim Zoch, nicht einmal geregnet hat’s, und so viel Wind um einen Sturm, der gar nicht da war! „Über Köln”, spottet Markus, ein kölsche Jung’ natürlich, „lacht die Sonne, über Düsseldorf die ganze Welt!” Da ist es Rosenmontag, 11.11 Uhr, ungefähr.
Nun hat man das auch in der Hauptstadt des Karnevals nicht wissen können, auch hier sie versucht, das Wetter zu zügeln: bauten die Planen ab über den Tribünen, verboten Schilder und Fahnen und ließen die Pferde im Stall. Was am Montag dazu führt, dass stolze Husaren und Reiterkorps’ als Fußtruppen unterwegs sind – die Narrenzunft hat immerhin ein Steckpferd: „Das ist Ferdinand, den haben wir heute Morgen noch getauft.” Darauf ein dreimal kräftiges „Kölle Alaaf”!
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De Zoch kütt, wie sich das gehört, und tatsächlich auch die Sonne. Die Wolken fliegen schnell, zugegeben, es reißt den Jecken die Hüte vom Kopf, aber auch große Löcher ins Grau. „Der Petrus”, sagt Brigitte, gelassen in ihrem Klappstuhl, „muss ‘ne Kölsche sein.” Es geht die Mär, die Stadt habe ein „Jetzt erst recht” in die Welt schicken wollen, nach allem, was war. Und dass die Absagen „oben” an Rhein und Ruhr und „unten” in Mainz ein Politikum gewesen seien: „Eigentlich hatten die Angst vor Terror.” Sagt Brigitte, 55. Aber um Köln gehe der Sturm „ja immer herum.”
Syrer in Tracht, Mariechen ohne Hülle
Weil auch Düsseldorfer das ahnen, steigen sie am Morgen in den Sonderzug nach Süden. Sie werden freundlich begrüßt: „In Köln is’ sowieso schöner.” Denn da ist stürmisch nur der Jubel und regnen tut’s Kamelle. Und Strüßje, also Röschen: So heißt das Sturmtief „Ruzica” ja übersetzt. Es ist nicht einmal ein Uhr, die Parade keine Stunde alt, da werfen die Funkenmariechen ihre Regenhüllen ab. Am Wegrand steht die DLRG-Wasserrettung, aber sie wird nicht gebraucht.
Hinter ihr tanzt eine arabische Gruppe in Tracht, Syrer aus Wuppertal, Flüchtlinge wie Omar: „Wir wollen mit die deutsche Leute feiern”, sagt der 20-Jährige in noch gebrochenem Deutsch, „wir wollen mitmachen. Deutschland ist so.” Deutschland ist derzeit allerdings auch so, dass die Truppe auf Schritt und Tritt von Polizisten begleitet wird. Und dass vor dem offiziellen Zug die „Karnevalsgesellschaft Vernagelte Hassisten von ewig gestern” marschiert mit Plakaten wie „Mer han all’ en Brett vorm Kopp” und „Jede Jeck is von woanders”.
Bützchen für die Polizisten
Was an Rosenmontag in Köln natürlich stimmt – die Karnevalstouristen aus Nord- wie Süddeutschland sind die, die nicht auf Tribünen stehen und weniger Kamelle kriegen. Aber dafür gibt’s die Polizei: bückt sich, hebt Schokolade auf und Sträußchen und reicht sie dem Volk. Oder sammelt Blumen in der Brusttasche; viele scheren ja aus dem Zug aus, um Polizisten dankbar zu bützen. Dafür, dass sie aufpassen, diesmal mit Kräften aus München. Trotzdem sind der Narren weniger an diesem Rosenmontag. „So leer”, sagt Brigitte, „war es nie.” Sie schiebt es auf die „Bangemacherei” der vergangenen Wochen. „Gut, dass Düsseldorf abgesagt hat”, frohlockt daher eine andere Jeckin. „So sind wir ein paar mehr.”