Mülheim.. Das erste Teilstück des künftigen Radschnellwegs Ruhr ist in Mülheim eröffnet worden – und macht die Zukunft des Radelns im Revier erlebbar.
„Im Frühjahr wollte die Bahnpolizei noch fast die Strecke lahmlegen, als ich hier langgeradelt bin“, sagt Karlotto Luther. Auf dem Bahndamm zwischen Mülheim und Essen wurde da noch gebaut; durch den Wegfall von Gütergleisen ist Platz frei geworden neben der aktiven Bahnstrecke. Platz für den Radschnellweg Ruhr – kurz RS1 –, auf dem der 77-jährige Otto am Freitag nun offiziell radeln darf mit vielleicht hundert anderen, die zur Einweihung gekommen sind. „Ich hätte nicht gedacht, dass die das noch dieses Jahr schaffen ... Da kann man nicht meckern.“
Nun verbindet also erstmals ein Radweg direkt zwei Revier-Großstädte! Das fünf Kilometer lange Essener Teilstück der „Rheinischen Bahn“ zwischen Uni und Frohnhausen ist zwar schon seit 2010 kreuzungsfrei befahrbar, aber nicht so gut ausgebaut wie die Verlängerung bis zum Mülheimer Hauptbahnhof.
Nur hier sind der vier Meter breite Rad- und der zwei Meter breite Fußweg deutlich getrennt durch ein Schotterbett. Die einen fahren auf Asphalt oder Stein, die anderen laufen auf Kies. Lediglich Winterdienst und Beleuchtung fehlen noch. Man kann nun die zehn Kilometer zwischen den Städten bei zügiger Fahrt – oder mit dem E-Bike – in rund einer halben Stunde schaffen.
Ein Ruhrgebietskuriosum zwischen Realität und Planung
Tatsächlich ist es ja ein typisches Ruhrgebietskuriosum, dass man dieses städteverbindende Vorzeigeprojekt schon befahren kann, während noch eine Machbarkeitsstudie läuft und sich Dortmund noch ziert, wo das längste und teuerste Stück verläuft. Der Rat dort hat zwar vor kurzem beschlossen, dass die Planungen weitergehen sollen. Aber das ist noch kein endgültiges Okay. Die Ankündigung von Verkehrsminister Michael Groschek (SPD), dass das Land den Betrieb übernehmen wolle, dürfte aber die Entscheidung erleichtern.
Insgesamt soll der RS1 rund 184 Millionen Euro kosten. Der RVR argumentiert, dass sich jeder investierte Euro gesamtwirtschaftlich fünfmal rechne, da laut Studie täglich 50 000 Autos weniger die Straßen belasten sollen.
Westlich von Dortmund ist das Projekt des Regionalverbands Ruhr (RVR) denn auch beschlossene Sache. 2017 noch soll die Verlängerung bis zum Rheinpark in Duisburg stehen. „Ich bin begeistert über die Einfachheit dieses Plans“, sagt Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link am Freitag bei der Eröffnung. „Man fragt sich, warum hat man das nicht schon vor 30, 40 Jahren gemacht?“
"Könnte breiter sein"
In Bochum verhandelt der RVR noch mit einer Firma über ein Grundstück, sagt RVR-Chefplaner Martin Tönnes. Und von Hamm aus werde auch bald entlang des Datteln-Hamm-Kanals gebaut. „Wenn der Radweg von Westen und Osten naht, wird das auch die Dortmunder überzeugen.“ Bis 2020, das ist die Hoffnung, könnte der gesamte Radweg stehen.
Und wie fährt er sich?
„Könnte breiter sein“, sagt Maik Schaper (35), aber der pedaliert auch wie sein Kumpel Matthias Scheidig einen aus Schrott geschmiedeten und gezimmerten Fahrradchopper, der nicht zufällig an eine Harley erinnert. „Nein, es ist toll. So gut wie keine Steigungen.“ Und weil es so schön war, fahren sie den Weg gleich wieder zurück nach Essen. In die Sonne. Wie auf dem Highway. Easy Biker.