Dortmund. . Der Bus der Nationalmannschaft ist nur ein Bus, doch er verkörpert Triumphzuggefühle. Daher wird er wohl zu einem populären Ausstellungsstück werden.
Vor dem Fußballmuseum geht es am Donnerstag zu wie sonst an der Haltestelle unter Siebenjährigen. „Der Bus kommt. Der Bus kommt!“, rufen eigentlich erwachsene Leute einander zu – nein, dann ist es doch nur ein Laster dahinten. Schwer zu sehen zwischen den Bäumen! „Jetzt, da kommt er“, rauscht auf der jenseitigen Spur vorbei, wendet irgendwo auf dem teilgesperrten Königswall. „Darf der das? – „Der darf alles.“ Fährt aus der falschen Richtung vor, Bauarbeiter fotografieren, Museumsführer staunen, Leute drängen sich hinter Flatterband. Nein, es ist nicht Angelina Jolie nach Dortmund gekommen, sondern ein leerer Reisebus.
So groß ist Fußball, dass sich selbst um seinen Bus die Leute drängen.
40.000 Kilometer sind kein Alter für einen Bus
Schwarz und gold, 13 Meter lang und ruhmreich. Der letzte Bus der Nationalmannschaft. Der, mit dem sie durch Berlin fuhren beim Triumphzug 2014. Schweinsteiger, Hummels, Götze, Neuer. Zwei Jahre fuhr er für die gute Sache. Mit einem sprechenden Kennzeichen: F-DN 2016. Der Bus ist gelandet. Im Fußballmuseum. Aber 40.000 Kilometer sind doch kein Alter? Aber die Nationalmannschaft fährt alle zwei, drei Jahre einen neuen Bus.
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Hier wird er das größte Ausstellungsstück sein, wenn das Museum am 25. Oktober eröffnet. Und, darf man durchaus vorhersagen, eines der populärsten. „Ich war mal beim Tag der Offenen Tür des DFB“, sagt Museumsdirektor Manuel Neukirchner: „Da standen die Leute zwei Stunden an für den Bus.“ Sie wurden der Gnade teilhaftig: durften vorne einsteigen, bis zur Mitte durchgehen – und wieder hinaus.
„Wenn der Jogi Löw dir sagt, komm, wir ziehen das gemeinsam durch ...“
Jetzt steht er in einem werdenden Fußballmuseum. 31 Tage noch. „Wir kämpfen bis zum allerletzten Tag“, sagt Neukirchner. Immerhin: Das Logo und den Namen haben sie am Mittwochabend aufgehängt. Doch das Erdgeschoss ist noch eine feucht gewischte Baustelle, Gerüste, Flatterbänder und Sandsäcke allerorten; Handwerker messen und kleben, bohren und schrauben, machen und tun – und lassen alles liegen, als Wolfgang Hochfellner den Bus rückwärts in die Halle fuhrwerkt. Das Eckige muss ins Eckige. Es ist dann nicht allzu eng, aber fahren können muss man schon. Beifall für Hochfellner. „Weltmeisterbusfahrer!“ Einer zum andern: „Der WM-Pokal ist da drin gefahren.“ Man sieht so einen Bus gleich mit anderen Augen.
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Wolfgang Hochfellner fährt die Nationalmannschaft seit 23 Jahren. Eigentlich hat er einen Bürojob beim DFB, passenderweise Leiter Fuhrpark; doch irgendwann kamen sie dahinter, dass er Bus kann. „Wenn man nicht ganz dumm ist, kann man mit diesem Bus keinen Unfall bauen“, sagt der 63-Jährige. So viele Sensoren, so viel Elektronik.
Hochfellner weiß, wo die Schafskopf-Spieler Hummels und Müller ihren Tisch haben, welche Musik Khedira hört oder wer lieber schläft. „Tolle Sache, sie zu fahren, man bleibt selbst ein bisschen jung.“ Fünfmal habe er schon aufhören wollen, erzählt Hochfellner, allein, es wird nichts: „Wenn der Jogi Löw dir sagt, komm, wir ziehen das gemeinsam durch ...“ Wenn er mit dem Bus über die Autobahn fährt, sagt er, „sehe ich, wie viele Handys es gibt“.