Hattingen. . Radtouren auf stillgelegten Bahntrassen werden immer beliebter. Das Ruhrgebiet hat in dieser Hinsicht viel zu bieten – und erzählt auf den familienfreundlichen Strecken viel über seine Industriegeschichte.

Unsere Route beginnt tief unten am alten Bahnhof Hattingen. Wir folgen den Spuren der 1884 eröffneten Bahnlinie in Richtung Sprockhövel und fahren über die Bahnhofstraße hoch zur Engelbertstraße, deren Radweg uns entlang der Straßenbahngleise stadteinwärts zum S-Bahnhof Hattingen (Ruhr) Mitte bringt. Nachdem wir den S-Bahnhof umrundet und die Endstation der Straßenbahnlinie 308 passiert haben, biegen wir rechts in die Bruchstraße ab, folgen ihr über einen Kreisel bis in Höhe eines Autohändlers und achten genau auf den roten Radwegepfeil nach Sprockhövel mit dem Hinweis „über Schulenbergtunnel“. Es geht links durch einen kleinen Seitenweg auf die Goethestraße und dort rechts an einer Schule vorbei auf die Lessingstraße, anschließend in die Schillerstraße, wo wir auf den Südring gelangen. Hier radeln wir links weiter und merken, dass es allmählich bergiger wird. An der Grünstraße halten wir uns rechts und sind nach rund 50 Metern an der früheren Trasse, der mittlerweile ein hervorragend ausgebauter Radweg mit Splitdecke ist.

Über den Schulenbergtunnel erreichen wir bald die Wohngebiete von Sprockhövel und den ehemaligen Bahnhof. Vorbei an Obersprockhövel und entlang der Wuppertaler Straße nähert sich von links allmählich eine andere alte Trasse. Am höchsten Punkt unter der Straßenbrücke von Quellenburg vereinigen sich beide Strecken. Wir widmen uns der ursprünglich für den Kohletransport gebauten, 1889 eröffneten Stichbahn nach Silschede, auf der 1951 der letzte Personenzug fuhr. Nach kurzer Fahrt verlässt der neue Weg die Trasse an einem Privatgrundstück, verläuft – mit kräftiger Steigung am Waldrand weiter und trifft in einem Naturschutzgebiet wieder auf die alte Strecke. Hinweisschilder im Wald verweisen auf kleine Kohlegruben, deren Geschichte bis ins Mittelalter reicht.

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Nach Überquerung der Autobahn 43 fahren wir nach Gevelsberg-Silschede, bis in einem Einschnitt an der Straße Auf der Illberg plötzlich Schluss ist. Der weitere Teil der Trasse gehört offensichtlich zu einem Feucht-Biotop, das seinem Namen nur allzu gerecht wird.

Schleichweg zur Ruhr

Der Radwegweiser bringt uns auf die Esborner Straße, der wir rund 150 Meter bis in die Straße Auf dem Böcken folgen. Wir biegen links in die Sackgasse ab und nehmen im Wendehammer den kleinen Fußweg. Danach umrunden wir das Gelände einer Baufirma und stoßen auf einen kleinen Damm, dem wir für rund 300 Meter folgen. Unsere Route führt über die Schlehbuscher Straße und die Straßen Am Schlehbusch beziehungsweise Am Kronen steil bergauf nach Wetter-Volmarstein. Dort geht’s an der ersten Kreuzung gleich links in die Karl-Siepmann-Straße, die wieder abwärts verläuft, in den Stetroter Weg übergeht und uns zu einem Neubaugebiet bringt, an dessen Ende wir nicht geradeaus weiter fahren, sondern unbedingt rechts auf einen kurzen Verbindungsweg abbiegen müssen, der zur Geschwister-Scholl-Straße führt. Es geht geradeaus hinunter bis ins Ruhrtal, wo uns die Bundesstraße 226 und deren neue Ruhrbrücke erwarten, woein Schild auf den Ruhrtalradweg verweist.

Auf der Ruhrtalbahn

Entlang der Güterbahn rollen wir auf der beliebten Route flussabwärts, durch den Stadtteil Wengern zur großen Brücke der früheren Elbschetalbahn. Wir biegen rechts ab, fahren durch einen schmalen Tunnel, unterqueren die DB-Strecke und eine weitere Bahn, deren Verlauf wir folgen. Schon bald wird der Wittener Stadtteil Bommern und sein alter Bahnhof erreicht.

Durch die idyllisch wirkende Ruhraue begleiten uns bald auch die Gleise einer für die Besucher nachgebauten schmalspurigen Zechenbahn zum nächsten Zwischenstopp, dem Industriemuseum Zeche Nachtigall mit seinem begehbaren Besucherbergwerk.

Anschließend geht’s weiter, vorbei am oberhalb gelegenen bergbaugeschichtlichen Wandergebiet Muttental direkt an das romantische Flussufer, vor uns die Ruine der Burg Hardenstein (14. Jh.). Die Trasse wird verlassen, und der Radweg wechselt in Höhe der alten Schleuse Herbede die Flussseite. Wir besteigen die „Ruhrtalfähre“ und entrichten ein freiwilliges Entgelt für die kurze Überfahrt.

Gut ausgeschildert: Ein Wegweiser am Ruhrtalradweg.
Gut ausgeschildert: Ein Wegweiser am Ruhrtalradweg. © Walter Fischer / WAZ Foto Pool

Zurück nach Hattingen

Über das alte Schleusenpflaster und auf dem Ruhrdeich geht’s nach Heven und von dort zum Kemnader Stausee. Auf dem alten Leinpfad verläuft der Radweg direkt am Flussufer; anschließend entfernt sich die Route von der Ruhr und folgt der Rauendahlstraße entlang des Waldgebietes Bergerfeld. Wir verlassen Bochum und erreichen wieder das Ruhrufer an der Stadtgrenze Hattingen. Erneut radeln wir den Leinpfad entlang und blicken auf das gegenüber liegende Areal des Gewerbe- und Landschaftsparks Henrichshütte, wo das LWL-Industriemuseum spannende Einblicke in die industrielle Vergangenheit bietet. An der nächsten großen Straßenbrücke achten wir auf die Radwegbeschilderung und folgen dem Radweg der Bochumer Straße neben den Straßenbahngleisen über die Ruhr in Richtung Hattingen. Nach Überqueren der Ruhrtalbahn sehen wir den alten Hattinger Bahnhof rechts von uns liegen und rollen die Bahnhofstraße hinab ins Ziel.