Duisburg. Der Vater will immer nur das eine. Die Mutter geht gerne auf die Palme. Und das Baby muss mit. Das Neugeborene hat das Leben der Gorillas im Duisburger Zoo ordentlich durcheinander gewirbelt.
Eigentlich lässt Gorillamann Mapema im Duisburger Zoo selten den Macho heraushängen. Doch als Safiri, das elfjährige Gorillaweibchen am 7. August Nachwuchs bekam, da hat sich auch für den 12 Jahre alten Muskelprotz im Kreise seiner drei Damen das Familienbild verändert. Er ist nicht mehr der Mittelpunkt. Die Primaten sind eher ruhige Zeitgenossen, pflegen in der Gruppe meistens sanft miteinander umzugehen. Doch Mapema scheint es zu stören, dass sich alles um das noch namenlose neue Gruppenmitglied dreht.
Er drangsaliert Safiri immer wieder, treibt sie über die großzügig gestaltete Anlage des Gorillabuschs. Die Besucher befürchten das Schlimmste, als der kräftige Mapema Mutter samt Kind über den Boden schleift. Doch die Pfleger beruhigen die Besucher. Was im Zoo brutal erscheint, spielt sich in freier Wildbahn genauso ab.
Was 75 Kilo Gewichtsunterschied ausmachen können, demonstriert die Gorilladame bei der nächsten Jagd. Das Baby immer fest im Griff, flüchtet sie auf einen Baum. Auf den ersten kräftigen Ast kann ihr Mapema noch folgen. Doch als sich Safiri auf einen weniger stabilen Platz im Baumgipfel schwingt, muss der 150-Kilo-Mann passen. Der hat es nun auf Vizuri abgesehen, die den Attacken des aufdringlichen Kerls nachgibt und erst gar keine Fluchtpläne zu schmieden scheint.
Doch dann kehrt wieder Ruhe ein, als Pfleger Joachim Fengler das vegetarische Essen reicht. Mapema sitzt im Gras, kaut genüsslich am Grünzeug, Safiri legt sich entspannt hin, schlägt die Beine übereinander, wiegt das Kleine hin und her, streicht sanft über seine Haut. Vizuri baut sich scheinbar beschützend neben der Freundin auf. Und Momo, mit 25 Jahren die älteste im Damenkreis, hat sich eine Baumkrone als Mittagstisch für ihr Kohlgericht ausgesucht.
Gorilla-Familie bei der Geburt
Gorillas brauchen viel Ruhe, um verdauen zu können. Sie verfügen über eine große Magenkammer, in der das Grünzeug verarbeitet wird. Für Joachim Fengler gibt diese Idylle eher das typische Familienleben auf der Anlage wider. Denn wenn er nicht gerade seine dominierende Pose zur Schau stellen wolle, sei Mapema ein beschützender Vater, der Safiri Ruhe gönne und um den Nachwuchs besorgt sei. Schon bei der Geburt war die komplette Gorilla-Familie zusammen. Für den Pfleger ein Zeichen für das intakte Sozialverhalten in der Gruppe.
Seit 34 Jahren ist das Affenhaus für den 54-Jährigen zum Stammplatz geworden. Für ihn hat sich ein sehnlicher Wunsch erfüllt. Nach erfolgreicher Zucht bei den Orangs und Schimpansen kann er nun die Entwicklung eines Gorillababys miterleben. Er ist begeistert, wie liebevoll Safiri mit dem Nachwuchs umgeht, das Kleine regelmäßig versorgt.
Die Muttermilch wird in den nächsten Monaten die einzige Nahrung sein, ehe die ersten Salatköpfe den Speiseplan ergänzen. Da Safiri ihr Junges ständig mit sich trägt, konnte auch das Geschlecht noch nicht bestimmt werden. Bis zu vier Jahren bleibt der Gorillanachwuchs bei seiner Mutter. Die Mutter-Kind-Bindung bleibt immer bestehen, weiß Fengler. Mit dem Familienzuwachs verbunden ist auch die Chefrolle, die Safiri jetzt unter den Damen einnimmt. Spannend könnte die Rollenverteilung im Herbst werden. Die Pfleger hoffen, dass dann nämlich die zweite Geburt, diesmal bei Vizuri, gefeiert werden kann. Mapema jedenfalls hat seine Pflicht schon vor Monaten erfüllt.