Marl. . 30 Jahre arbeiteten die Kumpel auf der Zeche zusammen. Dann stach einer der beiden zu. Seit Dienstag muss er sich vor Gericht wegen versuchten Mordes verantworten.
Er sitzt da wie der Kumpel aus der Zechensiedlung, der gerne Fußball guckt, im Garten grillt und am Stammtisch vor der wachsenden Kriminalität warnt. Jetzt sitzt der frühere Bergmann selbst vor Gericht. Versuchten Mord wirft Staatsanwalt Joachim Lichtinghagen dem 53-jährigen Marler vor. Der Frührentner, so die Anklage vor dem Essener Schwurgericht, soll einem Ex-Kollegen ein Messer in Rücken und Bauch gestochen und ihn lebensgefährlich verletzt haben.
Das Motiv bleibt allen ein Rätsel. Das Opfer hat keine Erklärung für die Tat, der Angeklagte, der sich nicht erinnern will oder kann, auch nicht. Fast idyllisch hatten beide den 10. September 2014 begonnen. Kurz nach acht Uhr kreuzte der Angeklagte bei seinem Kollegen auf, den er seit 30 Jahren von der Arbeit auf der Zeche kennt. Auf dem Balkon trinken sie Kaffee. Als der Angeklagte eine weitere Tasse wünscht, gehen sie in die Küche. Der Gastgeber kümmert sich um neuen Kaffee, da ergreift sein Kollege ein Messer und sticht ihn in den Rücken. Als der sich überrascht umdreht, trifft er auch den Bauch. Das Opfer kann sich noch auf die Straße retten und wird ins Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen gebracht. An vier weiteren Tagen will das Gericht die Hintergründe erhellen.