Bottrop. Die Emscher wird renaturiert. Nur in Bottrop soll ein Stück der Berne als Betonschale erhalten bleiben - und an die alte Köttelbecke erinnern.

Sie stinkt zum Himmel. Wenn der Wind sich dreht, riecht es an der Emscher und ihren Nebenläufen so, als hätte jemand faule Eier an die Ufer gelegt. Doch bald hat das ja ein Ende. 2020 soll die Emscher ein normaler Fluss sein. Das Schmutzwasser wird in Rohre unter die Erde verbannt, und auch die letzten einbetonierten Bäche kommen wieder in natürliche Betten. Nur in Bottrop nicht: Dort soll eine Köttelbecke weiterhin durch Betonschalen fließen – als Denkmal.

Für „eine tolle Idee“ hält Norbert Höving, Bottrops Technischer Beigeordneter, den Vorschlag des Deutschen Werkbundes und des Vereins der Emscherfreunde. Auch die Denkmalbehörden sehen das so. Daher soll die Berne auch in Zukunft durch ihr Betonkorsett bis zur Mündung in die Emscher fließen, am Rande des Berneparks mit seinem Designhotel in alten Kanalröhren.

Betonbecken mit klarem Wasser

Schließlich hätten betonierte Abwasserbäche wie dieser die Landschaft an der Emscher mehr als ein Jahrhundert lang geprägt, argumentieren die Denkmalschützer. Als Zeugnis der Industriegeschichte sei die kleine Berne, die im Essener Süden entspringt, daher auf ihren letzten Metern so zu erhalten wie sie jetzt ist. „Es wird dann aber selbstverständlich sauberes Wasser hindurch fließen“, stellt Höving klar.

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Auch die Emschergenossenschaft, die seit Jahrzehnten dabei ist, die toten Emscher-Nebenflüsse wieder in naturnahe Gewässer zu verwandeln, kann den Denkmalplänen durchaus etwas abgewinnen. 4,5 Milliarden Euro wird der Umbau des Emschersystems am Ende gekostet haben. Schon jetzt sei im östlichen Ruhrgebiet von den hässlichen Betonrinnen nicht mehr viel zu sehen, sagt Sprecher Ilias Abawi. Und mit dem Reststück Berne in Bottrop könne man gut veranschaulichen, welch enormer Gewinn an Lebensqualität erreicht sei – zum Beispiel im Schulunterricht. „Köttelbecken wird es hier ja nie wieder geben“, hofft Aba-wi. Dabei ist ihm durchaus klar, dass ein Abwasserkanal als Denkmal genug Stoff für eine hübsche Kontroverse hergibt.

Die deutet sich etwa an, als Sigrid Lange von den Bottroper Grünen augenzwinkernd fordert: „Wenn schon Denkmalschutz, dann aber richtig. Müsste man nicht auch die Gerüche konservieren?“