Maximal 2000 Tonnen sollen bis Oktober entsorgt werden. Umweltschützer kritisieren, dass es nur um "harte Euros" geht
Herten. Jetzt kommt der Hausmüll aus Neapel. "Voraussichtlich in rund zehn Tagen", erklärte Donnerstag des Landes-Umweltministerium. Die Bezirksregierung Münster bestätigte dies. In der Müllverbrennungsanlage Herten sollen "maximal 2000 Tonnen" verfeuert werden. Die Genehmigung erlaubt, dass der Müll auf maximal 160 Transporte verteilt wird, und sie ist befristet bis zum 31. Oktober 2008.
In Herten werden nach Behördenangaben drei Prozent der Gesamtabfallmenge verbrannt. Insgesamt werden in NRW 69 500 Tonnen Hausmüll aus Neapel entsorgt. Genehmigt ist die Entsorgung für die Anlagen Herten, Düsseldorf, Kamp-Lintfort, Köln und Weisweiler.
"Es ist zu erwarten, dass kurzfristig in einem zweiten Schritt die noch ausstehenden Anträge für die Hausmüllverbrennungsanlagen in Bonn, Leverkusen und Wuppertal gestellt werden", so das Ministerium. NRW beteiligt sich damit an einer bundesweit abgestimmten Aktion. Offenbar erstickt Neapel bzw. die Region Kampanien im Müll.
Die italienische Regierung hatte in Deutschland Hilfe gesucht - und bekommt sie jetzt. Das Ministerium wollte offenbar schon im Genehmigungsverfahren klar machen, wie gewissenhaft man mit der Angelegenheit umgeht. "Dies belegen die vielfältigen Nachforderungen, bis alle Antragsunterlagen vollständig und prüffähig waren", heißt es.
Zahlreiche Kritiker hatten sich in den letzten Wochen zu Wort gemeldet. Die Naturschutzorganisation BUND hatte darauf verwiesen, dass bereits im Jahr 2001 insgesamt 200 000 Tonnen Hausmüll aus Italien in NRW verbrannt worden sind. Claudia Baitinger vom BUND, Sprecherin des Landesarbeitskreises Abfall, hatte Ende Mai gegenüber der WAZ erklärt: "Das ist keine Aktion aus Nächstenliebe oder Sorge um die italienische Umwelt, hier geht es um harte Euros."
Größte Sorge der Kritiker ist, dass von der Mafia andere giftige oder radioaktive Stoffe den Transporten beigemischt werden, die normalerweise nicht zum Hausmüll gehören. Dazu erklärte das Umweltministerium: "Es ist Vorsorge getroffen, dass ausschließlich die zugelassenen Abfälle in die Anlagen gelangen."