Ruhrgebiet. Die Bilder, die KIs auf Knopfdruck fertigen, haben das Potenzial Arbeitswelt und gesellschaftliches Zusammenleben zu verändern.

Schauen Sie mal auf das Bild dort oben, wir haben es auf der Titelseite der Jubiläumsausgabe „75 Jahre WAZ“ verwendet – fällt Ihnen etwas auf? Es ist das erste Bild, dass wir mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) generiert haben. Sie müssen sich das so vorstellen: Man gibt einen Befehl ein wie „Ein Tennager-Mädchen macht ein Selfie mit ihrem Roboterhund. Gestalte den Hund freundlich und süß im Cyberpunk-Stil“ – dann muss man Glück haben.

Die Kunst der Maschinen- Eine Leistungsschau von KI-Bildern

Man gibt ein: „Ein Tennager-Mädchen macht ein Selfie mit ihrem Roboterhund. Gestalte den Hund freundlich und süß im Cyberpunk-Stil“ – dann muss man Glück haben.
Man gibt ein: „Ein Tennager-Mädchen macht ein Selfie mit ihrem Roboterhund. Gestalte den Hund freundlich und süß im Cyberpunk-Stil“ – dann muss man Glück haben.
Viele Resultate sind verblüffend gut. Zumal auch das Mädchen in diesem Bild nicht zusammengesetzt ist aus Fotos, sondern komplett neu erschaffen: reine Statistik.
Viele Resultate sind verblüffend gut. Zumal auch das Mädchen in diesem Bild nicht zusammengesetzt ist aus Fotos, sondern komplett neu erschaffen: reine Statistik.
Trotzdem wirken die Illustrationen manchmal fotorealistisch oder eben wie von professionell Comiczeichnern gestaltet. Den Stil kann man mit einer Reihe von technischen Anweisungen beeinflussen.
Trotzdem wirken die Illustrationen manchmal fotorealistisch oder eben wie von professionell Comiczeichnern gestaltet. Den Stil kann man mit einer Reihe von technischen Anweisungen beeinflussen.
Midjourney gibt - sofern man es nicht anders einstellt - vier Varianten zu einem Thema aus, die sich mal mehr, mal weniger unterscheiden.
Midjourney gibt - sofern man es nicht anders einstellt - vier Varianten zu einem Thema aus, die sich mal mehr, mal weniger unterscheiden.
/Imagine: So beginnt jeder Produktionsbefehl an die KI „Midjouney“: „Stell dir vor.“ In diesem Fall sollte sie sich vorstellen, wie eine KI aussehen könnte ...
/Imagine: So beginnt jeder Produktionsbefehl an die KI „Midjouney“: „Stell dir vor.“ In diesem Fall sollte sie sich vorstellen, wie eine KI aussehen könnte ...
"Ein junger Cyborg, umwebt von Datenströmen und holografischem Schnickschnack."
Aber so faszinierend die Möglichkeiten sind, wirft die Technik eine Menge Fragen auf. Zum Beispiel nach den Urheberrechten: Wenn eine KI „das Ruhrgebiet im Stil von van Goghs ,Sternennacht’“ generiert ...
Aber so faszinierend die Möglichkeiten sind, wirft die Technik eine Menge Fragen auf. Zum Beispiel nach den Urheberrechten: Wenn eine KI „das Ruhrgebiet im Stil von van Goghs ,Sternennacht’“ generiert ...
... dann bedient die KI sich aus Bildern, mit der sie gefüttert wurde. Van Gogh ist seit über 70 Jahren tot, darum sind seine Künstlerrechte erloschen. Aber nicht unbedingt die des Fotografen, der sein Gemälde fotografiert hat. Und wie wäre es Bildern im Stil zeitgenössischer Künstler?
... dann bedient die KI sich aus Bildern, mit der sie gefüttert wurde. Van Gogh ist seit über 70 Jahren tot, darum sind seine Künstlerrechte erloschen. Aber nicht unbedingt die des Fotografen, der sein Gemälde fotografiert hat. Und wie wäre es Bildern im Stil zeitgenössischer Künstler?
Hier ist etwas schief gelaufen: Die Eingabe sollte „Zeche Zollverein im Stil von van Gogh“ erzeugen. Herausgekommen ist van Gogh – vielleicht im Zechenstil, wie ihn sich eine jugendliche KI vorstellt, die zu viel Cyberpunk intus hat?
Hier ist etwas schief gelaufen: Die Eingabe sollte „Zeche Zollverein im Stil von van Gogh“ erzeugen. Herausgekommen ist van Gogh – vielleicht im Zechenstil, wie ihn sich eine jugendliche KI vorstellt, die zu viel Cyberpunk intus hat?
Deep Fake nennt man täuschend echte Bildfälschungen. Der Papst ist natürlich nicht aufs Skateboard gestiegen, ein paar Knopfdrücke haben genügt. Der Papst in Pufferjacke, Merkel und Obama als Liebespaar – solche Motive verbreiten sich derzeit in den Sozialen Medien. Solange der Charakter dieser Bildes klar ist, sind sie Satire. Wenn nicht, dann Propaganda.
Deep Fake nennt man täuschend echte Bildfälschungen. Der Papst ist natürlich nicht aufs Skateboard gestiegen, ein paar Knopfdrücke haben genügt. Der Papst in Pufferjacke, Merkel und Obama als Liebespaar – solche Motive verbreiten sich derzeit in den Sozialen Medien. Solange der Charakter dieser Bildes klar ist, sind sie Satire. Wenn nicht, dann Propaganda. © Marcello Mazza
Und natürlich erzeugt die Maschine auch hier jede Menge amüsanten Ausschuss, bis man zum gewünschten Ergebnis kommt.
Und natürlich erzeugt die Maschine auch hier jede Menge amüsanten Ausschuss, bis man zum gewünschten Ergebnis kommt.
Auch dieses Bild ist nur auf den ersten Blick gelungen. Die Gesichter wirken echt und ausdrucksvoll. Aber diese Arme ...
Auch dieses Bild ist nur auf den ersten Blick gelungen. Die Gesichter wirken echt und ausdrucksvoll. Aber diese Arme ...
Manche Bilder wirken wie aus einem Horrorfilm. Letztlich erkennen die Algorithmen aber nur Gemeinsamkeiten zwischen sehr vielen Bildern mit Luftballons und kleinen Mädchen und bilden daraus - mit einem Chaosfaktor versehen - neue Bilder. 
Manche Bilder wirken wie aus einem Horrorfilm. Letztlich erkennen die Algorithmen aber nur Gemeinsamkeiten zwischen sehr vielen Bildern mit Luftballons und kleinen Mädchen und bilden daraus - mit einem Chaosfaktor versehen - neue Bilder. 
Und oft funktioniert das eben überraschend gut.
Und oft funktioniert das eben überraschend gut.
Man könnte dieses Bild für ein Foto halten. Aber glauben Sie nicht alles, was Sie im Internet sehen.
Man könnte dieses Bild für ein Foto halten. Aber glauben Sie nicht alles, was Sie im Internet sehen.
Verlangt man Bilder mit futuristischer Mode, bekommt man gewissermaßen einen Querschnitt aller futuristischen Modebilder, mit der die KI gefüttert wurde.  
Verlangt man Bilder mit futuristischer Mode, bekommt man gewissermaßen einen Querschnitt aller futuristischen Modebilder, mit der die KI gefüttert wurde.  
Und manchmal ist das Ergebnis dann wirklich gut - bis auf ein paar seltsam abstehende Finger oder überzählige Zehen.  
Und manchmal ist das Ergebnis dann wirklich gut - bis auf ein paar seltsam abstehende Finger oder überzählige Zehen.  
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Das Programm „Midjourney“ ist natürlich nicht intelligent, nur gefüttert mit unglaublich vielen Bildern, aus deren Inhalten es statistische Gemeinsamkeiten berechnet. Als Nutzer kann man zusehen, wie sich nach jeder Eingabe der Pixelnebel zu Motiven konkretisiert. Rund zwei Minuten, dann hat das Programm vier Bildvarianten geschaffen, die verblüffend gut zum gewünschten Thema passen.

Elvis, wie van Gogh ihn gemalt hätte

Man kann „Midjourney“ oder Konkurrenten wie „Dall-e“ oder „Stability.ai“ sagen, dass sie fotorealistisch produzieren sollen oder in zig anderen Stilen. Elvis, wie Vincent van Gogh ihn gemalt hätte – kein Problem. Dutzende andere Parameter vom Lichteinfall bis zum Grad des statistischen Chaos lassen sich festlegen. Aber die Ergebnisse sind doch unvorhersehbar. Mit der Anzahl der Finger haben alle Programme noch Probleme, Motiv und Gesichtsausdruck wirken öfters „verrückt“ – manchmal wie aus einem Horrorfilm. Wir Natürliche Intelligenzen müssen also unsererseits Erfahrungen sammeln, um das neue Werkzeug bedienen zu können. Anders gesagt: Man muss ziemlich rumexperimentieren.

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Aber die Maschinen arbeiten so gut, dass sie viele Fragen aufwerfen: Werden Illustratoren und Fotografen von Symbolbildern arbeitslos? Wer hat die Urheberrechte, zumal wenn die Maschine auch mit geschützten Werken gefüttert wurde? Und vor allem: Welche Folgen hat das für unser aller Zusammenleben, wenn nun „Deep Fakes“, täuschend echte Bildfälschungen, auf Knopfdruck verfügbar sind (zusammen mit ebenfalls computergenerierter Text-Propaganda)? Wie sollen wir noch erkennen, was wahr ist, was falsch? Stärkt oder schwächt das den Journalismus? Brauchen wir ein Schulfach Medienkunde? Ist das eine beängstigende Zukunft oder eine mit tollen kreativen Möglichkeiten für jedermann?

Zunächst einmal ist es in Ansätzen bereits die Gegenwart. Vielleicht regen die Bilder in unserer Fotostrecke zum Nachdenken an über diese drängenden Fragen.

>> 75 Jahre WAZ – alle Artikel

Dieser Beitrag erscheint anlässlich des 75. Geburtstages der WAZ. Alle Artikel zum Jubiläum finden Sie unter waz.de/75jahrewaz. Unsere große Jubiläumsausgabe können Sie auch online durchblättern als digitales „Flipbook“: waz.de/jubilaeum.