Den Haag. Die niederländische Regierung will ab 2024 Handys aus dem Unterricht verbannen. Nun gab sie bekannt, dass das auch an Grundschulen greifen soll.

Die Niederlande will das geplante Verbot von Handys in Klassenräumen auch auf Grund- und Sonderschulen ausweiten. Das hat die scheidende Ministerin für Grund- und Sekundarbildung Mariëlle Paul am Dienstag bekannt gegeben. Breits im Juli hatte die Regierung angekündigt, dass an weiterführenden Schulen ab dem kommenden Jahr keine Smartphones mehr im Unterreicht erlaubt sein sollen.

Die Regelung soll für Primarschulen ab dem Schuljahr 2024/25 gelten und damit ein halbes Jahr später als bei den weiterführenden Schulen. Bei der Richtlinie handle es sich aber nicht um ein gesetzliches Verbot, sondern um eine „dringende Empfehlung‘‘. Schulen sollten selbst handhaben, wie sie diese umsetzen, die Regierung wolle anschließend prüfen, ob ein gesetzliches Verbot von Nöten sei.

Niederländische Regierung: Handys lenken vom Unterricht ab

Mit der Maßnahme soll ein Umfeld geschaffen werden, „in dem sich die Schüler konzentrieren und engagieren und die Lehrer effektiv unterrichten können‘‘, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums. So hätten Studien gezeigt, dass Schüler und Schülerinnen durch Mobiltelefone vom Unterricht ablenkt sind. Besonders soziale Medien würden sie vom Lernstoff abhalten. „Einige Lehrer, Schüler und Eltern werden sich an diese Regelung erst gewöhnen müssen. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sich die Schüler dadurch besser konzentrieren und somit mehr lernen können‘‘, heißt es weiter.

Es soll aber nach dem Motto „Nein, es sei denn…“ einige Ausnahmen geben: So können Schulen entscheiden, in welchem Rahmen sie digitale Geräte, Unterrichtsmaterialien oder Apps nutzen wollen. Beispielsweise könnten Handys in einer Stunde zum Thema Medienkompetenz weiterhin sinnvoll sein, heißt es vom Ministerium. Auch Schüler und Schülerinnen, die eine Krankheit oder eine Behinderung haben, sollen das mobile Gerät weiter nutzen dürfen. Als Beispiel wurden Insulin- und Diabetes-Apps sowie Sprachsoftwares genannt. Die Regierung will in der kommenden Zeit weitere Untersuchungen zur Handynutzung im Unterricht durchführen.

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Smartphoneverbot an Schulen bald auch in England

Auch in anderen Ländern wird über den Umgang mit Handys an Schulen diskutiert: Die Regierung in England gab Anfang Oktober bekannt, dass sie die Nutzung komplett verbieten will, auch in den Pausen. Bis ein Handyverbot gesetzlich verankert ist, dürfte allerdings noch Zeit vergehen. Zunächst einmal sollen deshalb laut der britischen Regierung neue Leitlinien erlassen werden, um die Schulen zu gleichen Regeln zu ermuntern. In Frankreich müssen Handys bei Unterrichtsbeginn ausgeschaltet sein.

In Deutschland gibt es seit längerem ähnliche Diskussionen. Einige Politiker und Wissenschaftler sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte klagen, Smartphones und Tablets führten dazu, dass Kinder zu wenig draußen seien. Zumindest an Grundschulen sollten Handys komplett verboten werden, forderte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin und CDU-Bundesvize Karin Prien Mitte August.

Der deutsche Lehrerverband hingegen lehnt Pläne wie in Großbritannien ab. „Ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich kann man nicht durchsetzen‘‘, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der Deutschen Presse-Agentur. Viele Eltern wollten, dass ihre Kinder sich für kurzfristige Absprachen etwa im Fall von Unterrichtsausfällen melden können. Zwar sei das Störungspotenzial durch Smartphones natürlich groß, so Düll. Doch habe es auch in der analogen Zeit viel Ablenkung gegeben. (mit dpa)