Moers. Fabian Kleinert (24) erreicht auf Tiktok ein Millionenpublikum. Sogar Fußballstars feiern seine Videos. Wie hat er das geschafft?

  • Fabian Kleinert ist hauptberuflicher Influencer
  • Mit seinen Parodien über Fußball erreicht er auf Tiktok ein Millionenpublikum
  • Dabei begann seine Karriere mit einem alles andere als erfolgreichen Video

Mit Fabian Kleinert durch die Moerser Innenstadt zu laufen, kann schon mal etwas länger dauern. Vor allem dann, wenn gerade Schulschluss ist und Jugendliche ihn sehen... und erkennen. Das ist doch der „Classcloown“! So nennt sich der 24-Jährige auf dem Videoportal Tiktok, wo ihm über 1,2 Millionen Menschen folgen. Richtig begreifen kann er das manchmal selbst noch nicht so recht, immerhin hatte er sich damals, vor vier Jahren, nur gedacht: „Ich probiere es einfach mal mit Social Media aus!“ Und so postete er sein erstes Video, das alles andere als ein großer Erfolg war.

„Ich habe mich im Fitnessstudio angemeldet“, erzählt der Moerser. „Weil ich dachte: Die Transformation startet jetzt!“ Und das sollten auch alle im Internet mitverfolgen! Nunja, was soll er sagen... „Das habe ich nach einem Tag wieder verworfen.“ Also gut, ein Fitness-Influencer würde er nicht werden, aber vielleicht ja ein Comedian? Schon seine Lehrerin hatte ihn immer als „Klassenclown“ bezeichnet, dann könnte er sich ja gleich auch so nennen! Zugegeben, ein klitzekleiner Rachegedanke spielte dabei ebenfalls mit. „Ich dachte, dass ich damit groß werde und es der Lehrerin dann so richtig zeigen kann“, erzählt er und lacht.

„Classcloown“ im Klassenzimmer

Deshalb lag das Thema für sein Video auch auf der Hand: eine eigentlich ganz alltägliche und daher umso witzigere Szene im Klassenzimmer. Der eine quatscht im Unterricht, doch der andere bekommt dafür den Ärger. „Das Video ist komplett durch die Decke gegangen“, erzählt Fabian Kleinert.100.000 Menschen sahen sich den kurzen Sketch an, 300 klickten danach direkt auf den Folgen-Button – weil sie noch mehr solcher Videos sehen wollten. Und das konnten sie auch. Denn schnell drehte und postete er die nächsten Filme, in denen er selbst in die jeweiligen Rollen von Mehmet, Herrn Schmitz & Co. schlüpfte.

Der „Classcloown“ im Internet

Fabian Kleinert postet alle zwei bis drei Tage ein neues Video auf seinen Kanälen. Zu finden ist der 24-Jährige unter „classcloown“ auf Tiktok, Instagram und Youtube.

Bei Youtube plant der 24-Jährige nun auch längere Videos zu posten, außerdem möchte er sich auf der Streamingplattform Twitch eine Reichweite aufbauen.

„Das konnte ich schon immer ganz gut“, erklärt der 24-Jährige. Sogar so gut, dass ihm selbst Dialekte wie Bayerisch oder Sächsisch fließend über die Lippen gehen... „Ja, mei!“ Tatsächlich brachte ihm seine kleine Serie mit mehreren Charakteren aus dem Schulleben innerhalb von drei Monaten über 100.000 Follower. Damit stand für ihn fest, dass die Videos mehr als ein Hobby sein könnten. Kurz vor seinem Abitur am Mercator Berufskolleg brach er die Schule ab. Ein Schock für seine Mutter. „Sie war sehr enttäuscht und hat geweint“, erzählt er.

Nationalspieler „feiert“ seine Videos

Das hat ihn beschäftigt, wie Fabian Kleinert zugeben muss: „Ich will sie ja glücklich machen.“ Aber, das fügt er direkt hinzu: „Ich muss auch glücklich sein.“ Die Schule habe ihn nicht mehr erfüllt und, das ist ihm wichtig zu betonen, zumindest das Fachabi hatte er schon in der Tasche. Nun aber wollte, ja musste er es wirklich allen, auch seiner Mutter, beweisen. Allerdings würde das nicht mit seinen Klassenzimmervideos funktionieren, das wurde ihm allmählich bewusst. Also mussten andere, bessere Inhalte her. „Ich habe einen Creator aus Amerika gesehen“, erzählt er. „Den fand ich mega lustig.“

Fabian Kleinert schlüpft für seine Videos in die verschiedenen Rollen der Bundesligavereine.
Fabian Kleinert schlüpft für seine Videos in die verschiedenen Rollen der Bundesligavereine. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Doch statt, wie der bekannte Influencer, Streamingplattformen auf die Schippe zu nehmen, würde er Fußballvereine in den Blick nehmen. „Ich gucke gern Fußball, spiele selbst auch, und kenne mich damit aus“, sagt er. Wie gut das Thema tatsächlich ankommen würde, zeigte sich gleich nach dem ersten Video: Eine Million Klicks. „Seit drei Jahren läuft es konstant gut“, erklärt er. Mal schauen sich 100.000 Leute ein Video an, mal sind es 250.000. Und mal sind Fußballstars wie der Nationalspieler Youssoufa Moukoko dabei. „Ich habe ihn mal auf einem Sport-Event getroffen und da meinte er zu mir, dass er meine Videos feiert!“, erzählt er.

„Classcloown“ macht Witze über Schalke

Aber auch Timo Baumgartl vom FC Schalke 04 habe sich schon seine Videos angesehen, sagt er. Und das freut ihn, den Schalke-Fan, natürlich ganz besonders. Wobei, das sei direkt erwähnt, der Verein nicht gerade gut bei ihm wegkommt... „Was machen Schalke-Fans, wenn sie Meister geworden sind?“, fragt er in einem Video. Die Antwort: „Die Playstation aus.“ Ja, das ist Galgenhumor, sagt er, „ich habe ja angefangen, als Schalke gerade das erste Mal abgestiegen ist. Da habe ich sie dann komplett zerpflückt.“ Aber auch alle anderen Vereine und Fans sollten sich vor seinen scharfzüngigen Parodien lieber in Acht nehmen...

Dabei schlüpft Fabian Kleinert wieder in verschiedene Rollen, nun aber eben in die von dem etwas weinerlichen Schalkers oder des Redbull-trinkenden Leipzigers oder, oder, oder... Die Ideen zu seinen Sketches kommen ihm meist „klickartig“, sagt er selbst, wenn er die Ergebnisse eines Spieltags sieht. Da sucht der Bayer verzweifelt nach der Meisterschale, die der Leverkusener versteckt hat... Da wird der Schalker direkt überheblich, wenn sie doch mal 1:0 gewinnen... Da zerplatzen Träume beim Dortmunder, weil sie schon wieder verloren haben...

Verantwortung als Influencer

Alle zwei bis drei Tage postet der 24-Jährige ein neues Video, wobei er hauptsächlich die großen und entscheidenden Spiele thematisiert. Das können auch mal solche aus der Champions League sein, meistens aber geht‘s um die Bundesliga. Aber was sagt denn nun seine Mutter zu seinem Erfolg? „Sie versteht das nicht so richtig“, antwortet er. „Das ist einfach eine andere Generation.“ Denn, was für viele immer noch unglaublich scheint: „Ich verdiene mit der Plattform und den Kooperationen Geld.“ Wobei er gerade bei den Kooperationen genau hinschaut und beispielsweise keine Werbung für Alkohol oder Sportwetten macht.

„Ich weiß, dass ich eine Verantwortung habe“, betont Fabian Kleinert. Immerhin schauen viele Jüngere seine Videos, die übrigens auch schon mal nach Autogrammen fragen. „Beim ersten Mal wusste ich gar nicht, was ich drauf schreiben sollte“, verrät er und lacht. An diesem Tag aber ist der Unterricht noch nicht vorbei, in der Moerser Innenstadt ist wenig los. Deshalb kann er gleich in Ruhe sein nächstes Video produzieren. Das Thema? Die Niederlage von Bayern gegen Bochum. „So etwas macht immer besonders viel Spaß!“