Am Niederrhein. Renaissancehäuschen, barocke Pavillons, klassizistische Rundtempel, moderne Architektur- Blick in die Geschichte der Gartenhaus-Tradition.

So schön kann Baukunst sein – architektonische Poesie, Pavillons, Gartenhäuser und Gartenhäuschen, mal mit mal ohne Statuen, Tempel, Lauben, allesamt kleine Kunstwerke, eingebunden in eine prächtige oder einfach auch nur schöne Gartenkulisse – fernab vom unbedingten Zwang, einen Nutzen haben zu müssen – gebaut, geplant nach den ganz persönlichen Vorstellungen seiner Besitzer.

Das Buch

Gartenhäuser im Rheinland. Ein Führer zu den Kleinarchitekturen in Parks und Gärten; 320 Seiten, 336 Farb-, 84 SW-Abbildungen; LVR, 29,95 Euro. Hrsg.: Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke. Autorinnen: Petra Engelen, Uta Hasekamp, Ulrike Heckner und Christina Notarius. Fotos von Vanessa Lange.

Und doch wurde so manchem Schaugebäude mit der Zeit eine Aufgabe zuteil, Funktionen änderten sich – und alle Architekturen erzählen eine Geschichte, „sind Zeugen einer kulturellen Tradition und stehen für die Liebe zur Natur und zur Gartenkunst“, so Dr. Andrea Pufke, Landeskonservatorin und Herausgeberin eines 300 Seiten starken „Architekturführers“, deren vier Autorinnen sich mehr als 200 historische Objekte in Parks und Gärten von Bonn bis Kleve, von Aachen bis ins Bergische Land hinein, angeschaut haben und 90 davon nun im aktuellen Buch „Gartenhäuser im Rheinland“ intensiv vorstellen. Eine Entdeckungsreise mit vielen Fotos und viel Geschichte(n) und akribisch zusammengetragenen, detaillierten technischen Bestandsaufnahmen.

Das „Pesthäuschen“ in Xanten – es hat viele Nutzungen erlebt, heute ist es eine Ferienwohnung. Früher stand es im Garten eines wohlhabenden Bürgers. Und es soll einst auch als Ort für Pestkranke gedient haben.
Das „Pesthäuschen“ in Xanten – es hat viele Nutzungen erlebt, heute ist es eine Ferienwohnung. Früher stand es im Garten eines wohlhabenden Bürgers. Und es soll einst auch als Ort für Pestkranke gedient haben. © LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland | Vanessa Lange

Und natürlich sind auch prächtige niederrheinische Kleinode berücksichtigt. In Kleve, etwa, dieses wundervolle Gartendenkmal im Neuen Tiergarten – mit Cerestempel und Minerva und den flankierenden Laubengängen - 1855-1858 erbaut (Bauherr war Friedrich Wilhelm IV. von Preußen). Zurück geht die Anlage auf Johann Moritz von Nassau-Siegen, 1647 Statthalter im Herzogtum Kleve. Das Gartenhaus Esters in Krefeld ist dabei, ein Holzhaus, erbaut 1923 und später erweitert, keine architektonische Sensation aber in den Werkstätten Hellerau gefertigt. Und es passt so gar nicht zur modernen Villa, das Ludwig Mies van der Rohe errichtete und es deshalb hinter Bäumen und Sträuchern „versteckte“.

Das Xantener„Pesthäuschen“ aus dem 16. Jahrhundert, nahe der alten Stadtbefestigung, das wie ein „richtiges“ Haus aussieht, zweigeschossig mit Satteldach. Ein stark verwittertes Wappen an der Nordfassade zeigt drei Mühleisen und die Jahreszahl 1581. Es ist nicht bekannt, welche Familie dieses Wappen trug. Um 1600 stand dieses Häuschen wohl im Garten eines wohlhabenden Bürgers. Es soll, es könnte später auch als Ort für Pestkranke gedient haben. Heute kann man es als Ferienhaus mieten.

Und da ist der sogenannte „Maurische Pavillon“ im einstigen Garten von Schloss Leyenburg in Rheurdt-Schaephuysen, der so ganz anders ausschaut. Mit den Jahren war er nicht nur Gartenhaus sondern Soldatenunterkunft, Landschulheim, Flakstation. Heute ist es ein Wohnhaus und u.a. Außenstelle des Standesamtes.