Kampen. 1983 wurden in Nijkerk Reste der größten Kogge der Welt gefunden, 33 Jahre später eine andere in der Hansestadt Kampen. Wir waren vor Ort.

Als 1983 bei Nijkerk in der Nähe von Amersfoort die Reste eines Holzschiffes gefunden werden, ahnen die Entdecker noch nicht, was sie hier vor Augen haben: die größte Kogge der Welt.

Die ersten Schiffe, mit denen nicht nur die Handelsleute vor Jahrhunderten über die Meere und Flüsse schipperten, sondern auch kriegslustige Völker wie die Wikinger, waren Koggen. So wie sie im Wappen der Hansestadt Rostock aussehen, sind sie auch am Hafen in Kampen zu sehen. Dort unterhält ein kleines Team von Freiwilligen ein Museum, das schlicht Kamper Kogge heißt.

„Gerne erzählen wir hier die Geschichte, wie Kampen zur Hansestadt wurde und wie das raue Leben an Bord war“, begrüßt uns Ina Hup, eine der ehrenamtlich Tätigen.

In dem kleinen Museum am Anleger in Kampen steht die Rekonstruktion der historischen Kogge im Modell.
In dem kleinen Museum am Anleger in Kampen steht die Rekonstruktion der historischen Kogge im Modell. © nrz | heiko buschmann

Wir gehen an Deck der vor Anker liegenden Kamper Kogge. Das historisch anmutende Holzschiff ist erst gut 30 Jahre alt und dem Sensationsfund von 1983 nachkonstruiert worden. Vorne eine Art Kanzel, auf der der Kapitän Ausschau nach Piraten halten, oder von der Pfeile und Kanonen abgefeuert werden konnten. Wer Lust hat, kann die Kogge mieten und mit Ina Hup oder Kollegen als Partyboot über die Ijssel schippern. „Wir müssen schließlich Geld fürs Museum verdienen“, nickt die drahtige Nautikerin.

Wiederaufbau in Lelystad

Während das vor 40 Jahren bei Nijkerk gefundene Wrack so kaputt war, dass es nicht mehr aufgebaut werden konnte, liegt eine andere mittelalterliche Kogge in der Werft. Anfang Februar 2016 wurde in Kampen zufällig ein Schiff entdeckt. In der Ijssel lag ein besonders gut erhaltenes Exemplar eines mittelalterlichen Handelsschiffes, das mutmaßlich 600 Jahre lang unentdeckt auf dem Boden des Flusses ruhte. „Bei Arbeiten am Hafen haben sich die Leute gewundert, was da für Holzreste aus dem Fluss ragen“, berichtet Cityguide Harry van Dijk. „Dann hat die Stadt Taucher in die Ijssel geschickt, und die haben die Kogge entdeckt.“

Die Bergung des 20 Meter langen und 50 Tonnen schweren Wracks war aufwendig, aber sie sollte sich lohnen. Das Wrack der „Ijsselkogge“ ist noch zu 70 Prozent intakt. Sogar eine aus Backsteinen gebaute und mit glasierten Kacheln geflieste Kombüse inklusive Kuppelofen im Heck konnte freigelegt werden – Archäologen nennen den Fund einmalig.

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Derzeit wird das Schiff in einer eigens für diesen Zweck gebauten Halle in Lelystad, der Hauptstadt der Provinz Flevoland, konserviert und restauriert. Danach soll es nach Kampen zurückkehren und Teil einer Ausstellung in der Kamper Kogge werden. „Wir freuen uns schon darauf, wenn die Ijsselkogge hier liegt“, strahlt Ina Hup.

Oben standen auf der Kamper Kogge früher Geschütze, um sich auf See vor Angreifern, zum Beispiel Piraten, zu verteidigen.
Oben standen auf der Kamper Kogge früher Geschütze, um sich auf See vor Angreifern, zum Beispiel Piraten, zu verteidigen. © nrz | heiko buschmann

Für solche Momente lohnt sich das Engagement, das sie und ihre Mitstreiter leisten.

Unsere Reise nach Kampen wurden von Marketing Oost unterstützt.

Deutsche Partner

Verbunden: Kampen hat gleich zwei deutsche Partnerstädte: Soest und Meinerzhagen. Bei unserem Besuch in der Hansestadt waren mehrere Soester Gruppen auf Radtour in Kampen.

Übernachten: Eine schöne Bleibe mit Blick auf die Ijsselkade ist das Boetikhotel Kampen. Das Haus ist typisch niederländisch schmal, aber die Zimmer großzügig. Infos: www.hotelkampen.nl.