An Rhein und Ruhr. In NRW haben in den letzten 20 Jahren mehr als 1000 Apotheken geschlossen. Wo der Schwund besonders auffällt und was getan werden kann.
1900 Apotheken haben in den letzten 20 Jahren in NRW dichtgemacht, nur 900 wurden neu eröffnet: mit 3804 Apotheken gab es im Jahr 2022 rund 1000 Apotheken weniger als im Jahr 2000, als sich noch 4821 Apotheken um Rezepteinlösung, Salbenherstellung und Beratung kümmerten. Besonders betroffen: Die Stadt Essen und der Kreis Kleve– mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen und Gründen.
Aber der Reihe nach: Noch immer ist das Netz recht dicht, so die Apothekerkammern Rheinland und Westfalen bei der gemeinsamen Vorstellung einer groß angelegten Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) aus Köln. Aber der Trend ist eindeutig: Seit 2012 hat sich der Apothekenschwund deutlich verschärft. Allein in den letzten zehn Jahren machte jede sechste Apotheke im Land dicht, Tendenz weiter steigend.
Während es in der Stadt vor allem die Konkurrenzsituation und der Wettbewerbsdruck sind, die da dazu führen, dass Apotheken schließen, ist es auf dem Land vor allem mangelnde Kaufkraft und das Problem, für Apotheken einen Nachfolger und Personal zu finden, so Markus Preißner vom IFH. So liegt zwar Essen mit 37 verschwundenen Apotheken in den letzten 20 Jahren an der Spitze, wenn es um die absoluten Zahlen geht, noch immer aber ist hier der Weg für die Menschen zur nächsten Apotheke kurz.
Gründe fürs Aus: Vor allem auf dem Land fehlen Nachfolger
Problematischer hingegen ist die Entwicklung auf dem Land: Der Kreis Kleve verlor in den letzten 20 Jahren jede vierte Apotheke, im Kreis Wesel verschwand jede fünfte Apotheke. Die Folge: 2012 gab es 27 Kommunen mit nur einer einzigen Apotheke, zehn Jahre später sind es schon 41. Unter anderem gehören sechs Gemeinden im Kreis Kleve dazu: Kranenburg, Bedburg-Hau, Weeze, Wachtendonk, Uedem und Rheurdt zu diesen Orten, ebenso Sonsbeck im Kreis Wesel.
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Die Folge: In Bedburg-Hau, Weeze und Kranenburg teilen sich zwischen 11.000 und 13.000 Menschen eine Apotheke. Zum Vergleich: In Bad Laasphe kommen gerade mal 2.223 Menschen auf eine Apotheke. Allerdings, so Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): „MIr ist eine Apotheke in einem Dorf lieber, die gesund ist, als zwei Apotheken, denen es schlecht geht.“ Zu den Großstädten mit reichlich Apotheken gehören unter anderem Mülheim/Ruhr und Düsseldorf, wo sich zwischen 3800 und 4400 Menschen eine Apotheke teilen müssen. In Duisburg hingegen muss eine Apotheke mehr als 5.500 Menschen versorgen, im Kreis Kleve sind es mehr als 5827.
Interessant dabei: die Zahl der Beschäftigten in den Apotheken hat kaum abgenommen. Da bei Öffnung der Apotheke stets ein Apotheker anwesend sein muss, gab es 2012 immerhin bereits 2,2 Apotheker pro Geschäft, mittlerweile sind es drei. Die Zahl der Beschäftigten im Bereich der öffentlichen Apotheken hat sogar leicht zugenommen - doch Fachkräftemangel und Überalterung sorgen dafür, dass es in Zukunft kniffliger wird: Bis 2032, so prognostizierte Markus Preißner, haben die Apotheken in NRW 1200 offene Stellen – oder mehr geschlossene Apotheken.
Gezielte Hilfen für Apotheken auf dem Land
Daher, so die Spitzen der beiden Apothekenkammern im Land, geht es vor allem darum, den Beruf wieder finanziell attraktiver zu machen und mit gezielten finanziellen Hilfen die Übergabe von Apotheken im ländlichen Raum zu fördern. Gesundheitsminister Laumann wies darauf hin, dass das (Über-)Leben der Apotheken vor allem auch davon abhängt, dass sich Ärzte im ländlichen Raum niederlassen.
Laumann sprach sich zudem dafür aus, die Bürokratie vor allem dadurch zurückzudrängen, dass vor Ort mehr entschieden werden darf. „Wenn in einer Apotheke schon zwingend ein studierter Apotheker anwesend sein muss, dann muss der auch entscheiden können und nicht wegen jeder Kleinigkeit Rücksprache mit Kassen und Ärzten halten.“ Für viele Apotheker klingt derlei wohl nach einem Patentrezept.