An Rhein und Ruhr. In Ostwestfalen-Lippe schlagen Städte Alarm und schränken die Wassernutzung ein. An Rhein und Ruhr steigt der Verbrauch vor allem am Abend.
In Bad Oeynhausen im Kreis Minden-Lübbecke steht die Trinkwasser-Ampel bereits auf rot, auch in Augustdorf im Kreis Lippe fordert der Bürgermeister die Einwohnerinnen und Einwohner auf, keinen Rasen mit Trinkwasser zu sprengen und keine Pools zu befüllen. Besonders zwischen 17 und 22 Uhr herrsche Wasserknappheit. Die Stadt führt das nicht auf ein „unzureichendes Leitungsnetz oder eine grundsätzliche Wasserknappheit“, sondern auf das „Verbrauchsverhalten vieler Bürger“ zurück, wie es auf der städtischen Internetseite steht.
Auch in Städten an Rhein und Ruhr hat sich das Nutzungsverhalten verändert, wie eine Stichprobe der Redaktion ergab.
Die Stadtwerke Kleve stellen einen Trend zum Anstieg des Trinkwasserverbrauchs fest. Im vergangenen Jahr haben die Kundinnen und Kunden drei Prozent mehr verbraucht als im Sieben-Jahre-Durchschnitt, erläutert Geschäftsführerin Claudia Dercks im Gespräch mit der NRZ. Der Verbrauch steigere sich „ein wenig stetig“, sagt sie.
Grundsätzlich raten die Stadtwerke, mit der Ressource Wasser sparsam umzugehen. Dercks Tipp: Regenwasser sammeln und nutzen und den Wetterbericht beachten. Denn: Wenn es nachts regnet, muss nicht vorher der Rasen gewässert werden. Und einen Pool könne vielleicht auch mal seltener neu befüllt werden.
Anzahl der Pools „hat übermäßig zugenommen“
In Augustdorf heißt es indes: Die Anzahl der Gartenpools habe „übermäßig zugenommen“, „sehr viele Bürger“ würden zudem ihren Rasen bewässern. Der Pro-Kopf-Verbrauch liege in normalen Monaten im Durchschnitt bei ca. 120 Litern am Tag. Zurzeit, so die Stadt, würden 360 bis 380 Liter pro Person und Tag verbraucht. „Dieser Pro-Kopf-Verbrauch ist eindeutig zu hoch und führt dazu, dass in vielen Haushalten kein Trinkwasser ankommt.“
Beim Kommunalen Wasserwerk (KWW) in Rheinberg, die auch Bürgerinnen und Bürger in Sonsbeck, Alpen und in großen Teilen Xantens mit Trinkwasser versorgen, gibt es zwar keine Wasserknappheit. „Aber wir beobachten eine Änderung beim Nutzungsverhalten“, sagt Geschäftsführer Georg Tigler auf Anfrage der Redaktion. Statt der „klassischen Morgenspitze“ gebe es mehr Wasserverbrauch am Abend. Das führe dazu, dass die Wasserspeicher erst nachts wieder aufgefüllt werden können.
Perspektivisch will das Kommunale Wasserwerk ihre Behältervolumina deswegen auch erhöhen. Prinzipiell sei die Region am Niederrhein „mit Wasser gesegnet“, sagt er. Das KWW bezieht das Trinkwasser – wie die Stadtwerke Kleve auch – aus dem Grundwasser. Ein weitere Teil des Trinkwasser werde dazu gekauft, so Tigler.
Auch in Wesel „zeichnet sich keine Wasserknappheit ab“, sagt Rainer Hegmann, Geschäftsführer der dortigen Stadtwerke. Hier ist aufgrund der überdurchschnittlich warmen letzten Jahre – insbesondere 2019 und 2020 – ist eine Zunahme des Wasserverbrauchs erkennbar, bestätigt er. „Auffällig hierbei ist, dass insbesondere in den Abendstunden die Verbrauchsspitzen liegen, was auf vermehrte Bewässerung der Gärten schließen lässt.“
Wasser aus dem Rhein und der Ruhr
Solche Spitzen bemerken ebenfalls die Stadtwerke Düsseldorf – vor allem in den warmen Jahren 2019 und 2020. Doch: In der Jahresbilanz war der Wasserbedarf aber durch die coronabedingten Einschränkungen im öffentlichen Leben sogar geringer, erläutert eine Sprecherin. „In den Wasserwirtschaftsjahren 2019 und 2020 lagen die Niederschläge und damit auch die Grundwasser-Neubildung auf einem sehr niedrigen Stand zu den langfristigen Mittelwerten. Dennoch haben wir in Düsseldorf derzeit keine Wasserknappheit, da die Wasserversorgung bei uns sowohl durch Rheinuferfiltrat als auch Grundwasser gespeist wird.“
Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW), die unter anderem Bürger in Oberhausen und Mülheim mit Trinkwasser versorgt, bereitet Ruhrwasser zu Trinkwasser auf. Grundwasser sei für die Versorgung der Menschen und Betriebe im Ruhreinzugsgebiet insgesamt nicht ausreichend vorhanden, erläuter RWW-Sprecher Ramon Steggink auf Anfrage der NRZ.
Laut Lagebericht des Ruhrverbands sind die Talsperren mehr als 87 Prozent gefüllt, sprich: Eine Wasserknappheit zeichnet sich derzeit nicht ab. Bei lang anhaltenden Trockenphasen verzeichnet auch das RWW gerade für die Bewässerung von Pflanzen hohe Spitzenwerte insbesondere in den Abendstunden. „Um in diesen besonderen Fällen auch für kritische Situationen noch ausreichend Reserven zur Verfügung zu haben, sollte sorgsam mit Wasser umgegangen werden. Dabei kann jeder mithelfen und beispielsweise das Gießen in den Morgenstunden vornehmen“, so Steggink.