An Rhein und Ruhr. Polizeibeamte aus den Niederlanden und aus Deutschland haben neun Verdächtige festgenommen. Sie sollen Geldautomaten in NRW gesprengt haben.

Geldautomatensprenger schlagen seit den vergangenen Jahren verstärkt in NRW zu - wie Anfang des Monats in Kevelaer. Jetzt ist einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe aus Staatsanwaltschaft und Zentraler Kriminalinspektion Osnabrück auf deutscher Seite sowie Staatsanwaltschaft und Polizei Utrecht auf niederländischer Seite ein Schlag gegen die Sprengerszene gelungen.

Die war offenbar gut vorbereitet: Wie die Polizeidirektion Osnabrück mitteilte, wurden bei einer Durchsuchungsaktion am Dienstag in Amsterdam, Utrecht und Den Haag sogar ein Trainingszentrum für Automatensprengungen entdeckt, in dem an verschiedenen Automaten Sprengungen getestet wurden.

Neun Tatverdächtige sitzen den Angaben zufolge nach den Durchsuchungen in Untersuchungshaft. Ihnen werden bundesweit fünfzehn Geldausgabeautomatensprengungen vorgeworfen. Die deutschen und niederländischen Ermittler seien dabei durch die EU-Organisationen Eurojust und Europol aus Den Haag und der niederländischen Polizei unterstützt worden. Eineinhalb Jahre hatten die grenzüberschreitenden Ermittlungsarbeiten gedauert.

Geldautomatensprengung: Viele Tatverdächtige kommen aus den Niederlanden

Die Zusammenarbeit mit dem Nachbarland ist für die Aufklärung von Geldautomatensprengungen von großer Bedeutung. Laut Bundeskriminalamt (BKA) stammten 2020 rund zwei Drittel der Tatverdächtigen aus den Niederlanden. Und das hat nach Einschätzungen des BKA einen Grund: Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen der niederländischen Banken haben zu einem Verdrängungseffekt geführt. Die Täter verübten vermehrt im Nachbarland Deutschland Angriffe auf Bankautomaten.

Nach Angeben des Landeskriminalamts in Düsseldorf (LKA) wurden bis zum 29. September diesen Jahres 87 Geldautomaten in NRW gesprengt. Im vergangenen Jahr waren es in einem vergleichbaren Zeitraum 155. Insgesamt wurden in 2020 176 Automaten in Nordrhein-Westfalen gesprengt. Damit sind die Sprengungen in NRW derzeit im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Durchsuchung in den Niederlanden: Bargeld und Sprengutensilien sichergestellt

Bei der Durchsuchungsaktion am vergangenen Dienstag ist es den Ermittlern laut Polizei Osnabrück erstmals gelungen, auch in die Strukturen der Organisations- und Logistikebene solcher Tätergruppierungen einzudringen. Neben Kommunikationsgeräten, zahlreichen Datenträgern und Speichermedien, seien auch Sprengutensilien, eine Geldzählmaschine, 3.500 Euro Bargeld und ein mobiles Blaulicht sichergestellt worden.

Den Angaben zufolge ereigneten sich die Sprengungen allesamt im Jahr 2020 in sechs Bundesländern - vom hohen Norden bis tief in den Süden Deutschlands. In NRW waren die Gemeinde Selfkant, Köln, Aachen, Düsseldorf, Herzogenrath, Wachtendonk, Geldern und Alpen betroffen. Durch die Sprengungen entstand ein hoher Vermögensschaden. Auch die Sachschäden seien so erheblich, dass sie in die Millionen gehen.

Strafverfolgung: Geldautomatensprengung ist internationale Szene

Seit 2019 verfügt die Staatsanwaltschaft Osnabrück über eine Zentralstelle zur Bekämpfung bandenmäßiger und organisierter Wohnungseinbruchskriminalität und anderer besonderer Diebstahls- und Betrugsdelikte, darunter Geldausgabeautomatensprengungen. Auch die Polizeidirektion Osnabrück richtete Anfang 2020 eine weitere Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung von Geldautomatensprengungen ein.

Michael Maßmann, Präsident der Polizeidirektion Osnabrück, sagt: „Die grenzüberschreitende Ermittlungsarbeit hat hervorragend geklappt. Das ist ein empfindlicher Schlag gegen die internationale Geldautomatensprenger-Szene und ihre kriminellen Machenschaften.“

Geldautomatensprengung: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist notwendig

„Wir müssen den Tätern generell die Anreize zu solchen Taten nehmen“, so Maßmann weiter. „Das kann neben intensiver Präventions- und Ermittlungsarbeit nur gelingen, wenn die Banken ihre Sicherheitsvorkehrungen und Standards optimieren - und zwar flächendeckend. Andere Staaten wie die Niederlande machen es bereits vor.“

Auch Bernard Südbeck, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Osnabrück, zeigte sich sehr erfreut über das Ergebnis der bisherigen Ermittlungen. „Die intensiven gemeinsamen Ermittlungen von Staatsanwaltschaften und Polizeien zweier europäischer Nachbarländer unter Beteiligung europäischer Organisationen wie Eurojust und Europol zeigen deutlich, wie effektive grenzüberschreitende Ermittlungsarbeit und Strafverfolgung heute aussehen kann.“ (mh)