Am Niederrhein. 24 Kunstschaffende haben ihre Arbeiten eingegraben – dann wieder ausgebuddelt. Römische Spurensuche zwischen Moers und Xanten, am Limes entlang.

Welche Spuren finden wir aus vergangenen Zeiten? Was sagt uns Versunkenes oder Wiedergefundenes, wozu inspirieren uns Funde oder Texte unserer Vorfahren? Und: Was hat die Zeit mit ihnen oder aus ihnen gemacht? Diesen Überlegungen folgten 24 Künstler und Künstlerinnen aus Moers, Krefeld und dem niederländischen Millingen und entwickelten ein Projekt, das sich um den geschichtsträchtigen, niedergermanischen Limes rankt, der römischen „nassen“ Grenze entlang des Rheins, die am 27. Juli als 6. Welterbe Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste gefunden hat.

Kunst-Route:
Kunst-Route: "Neue Artefakte am Niedergermanischen Limes", hier beschäftigt sich Sigrid Neuwinger mit „Glaidatoren“. © Kulturraum Niederrhein | Gudrun Kleffe

Im Rahmen des Themenjahres Provinz-provinciaal des „Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerkes Rhein-Maas“ entstand eine außergewöhnliche Ausstellung, die auf einer Kunstroute von Moers-Asberg (Asciburgium) bis nach Xanten (Colonia Ulpia Traiana) oder auch in umgekehrter Richtung nun noch bis zum 19. September „erfahren“ werden kann.

Fundstücke der Römerzeit, Kunststücke heute

Die römischen Machthaber (bis ca. 300 n. Chr.) haben die Nieder-rheinlande nachhaltig geprägt, brachten u.a. Straßen, Wasserleitungen und Badekultur ins wilde, kaum besiedelte Germanien. Viele Fundstücke der Römerzeit fanden und finden sich in tiefer gelegenen Schichten des niederrheinischen Erdreichs, entlang der ehemaligen Heerstraßen sowie der Rheinlinie: Münzen, Schmuck, Schuhe, Essgeschirr, Dinge des täglichen Bedarfs.

Grenzüberschreitendes Kunst-Projekt

Objekte, Malerei, Drucke und Installationen, die das Leben der Römer aus unterschiedlichsten und aktuellen Blickwinkeln reflektieren, entstanden im Rahmen des grenzüberschreitenden Kunst-Projekts.

Alle Arbeiten ruhten 50 Tage im Erdreich des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Tonnengewölbes des Grafschafter Schlosses in Moers und erleben seit ihrer Bergung Anfang Juli als Artefakte an 14 Stationen einer etwa 50 Kilometer langen Limes-Kunst-Route eine zweite Chance.

Büste Gelduba von Anna van Borstel bezieht sich auf die Gräberfelder in Krefeld-Gellep. Dort wurden nur Schädel von jungen Männern gefunden.
Büste Gelduba von Anna van Borstel bezieht sich auf die Gräberfelder in Krefeld-Gellep. Dort wurden nur Schädel von jungen Männern gefunden. © Kulturraum Niederrhein | Gudrun Kleffe

Die Kunststationen in Moers-Asberg, Moers-Hochstraß, Rheinberg-Budberg, Rheinberg, Alpen-Menzelen, auf der Bislicher Insel und in Xanten sind öffentlich zugänglich – unkonventionelle Ausstellungsorte wie etwa Eingangsbereiche von Geldinstituten, Rathäusern oder Plätze unter freiem Himmel – alle mit dem orangefarbenen „Artefakten-Logo“ gekennzeichnet.

Kunst-Route und Geocaching

Gudrun Kleffe etwa lässt römische Münzen mit unserem heutigen Plastikgeld (Microchips) korrespondieren, das Würfelspiel von Lisa Frenthoff-Köpp reflektiert die in unseren Sprachgebrauch integrierten lateinischen Lehnwörter.

Der „Streitwagen“ und die „Kämpfenden Gladiatoren“ von Sigrid Neuwinger erinnern an die antiken Freizeitangebote „Brot und Spiele“, mit denen das Volk bei Laune gehalten werden sollte.

Die Kunst-Route ist auch als Geocaching-Tour konzipiert. An jeder Station findet sich ein QR-Code mit Informationen über Künstler und Künstlerinnen und Exponate sowie ein roter Buchstabe, den man notieren sollte, falls man das Lösungswort des Gewinnspiels ermitteln möchte. Neu Artefakte am Limes wurde von Mitgliedern der drei Künstlergruppen Tanedi-Kunst e.V., Moers, der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GGK) sowie Kunst in Millingen kreiert und umgesetzt.

http://www.tanedi-Kunst.de;https://kunst-am-limes.de