Duisburg. Die Duisburger Sängerin Anja Lerch trat bereits bei Voice of Germany auf. Nun freut sie sich aufs nächste Parkkonzert in Hamborn.
Monatelang hat Anja Lerch auf diesen Moment hingefiebert. Doch dann ziehen dunkle Gewitterwolken über den Volkspark Rheinhausen und ihr erster Auftritt nach monatelanger Coronapause fällt ins Wasser. Buchstäblich. Zumindest für eine halbe Stunde aber hat sie wieder Bühnenluft schnuppern, das Publikum mit ihrem Gesang begeistern können. „Es hat so gut getan, wieder das Leben zu spüren“, erzählt sie. „Auch, wenn es noch total unwirklich war.“
Über ein Jahr lang stand das Leben der Sängerin still, so wie von vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern auch. Veranstaltungen wie das Benefizkonzert „Let The Music Play“ für Duisburger Musikerinnen und Musiker fanden plötzlich auf dem Bildschirm statt. „Nach meinem Auftritt dort habe ich geweint, weil ich auf einmal gemerkt habe, wie sehr mir das alles fehlt“, sagt Lerch. Doch statt in Lethargie zu verfallen, versuchte sie sich abzulenken. Ging noch häufiger raus mit ihrem Hund, tankte in der Natur auf. Und stürzte sich in ihre Ausbildung zur Sterbeamme.
Ausbildung zur Sterbeamme
Was es damit auf sich hat? Lerch hört die Frage nicht zum ersten Mal, kann in wenigen Sätzen darauf antworten: „Die Hebamme am Anfang des Lebens kennt man, die Sterbeamme macht im Prinzip das Gleiche am Ende des Lebens.“ Dabei gehe ihre Arbeit noch über die einer Sterbebegleiterin hinaus. „Sie unterstützt Menschen in Krisensituationen. Wenn beispielsweise bei einer Krebsdiagnose der Sinn des Lebens verloren geht, versucht sie den Lebensfunken wieder zu entfachen oder eben auch einen würdigen Tod vorzubereiten.“
Mit dem Ende des Lebens hat sich die 53-Jährige schon vor ihrer Ausbildung intensiv beschäftigt, so singt sie als Trauersängerin beispielsweise an Sterbebetten oder Beerdigungen. Tod und Trauer machen ihr keine Angst, sagt sie. „Ich sehe das eher als Übergang in eine andere Dimension, bei dem ich unterstützen kann.“ Durch ihre Arbeit als Sterbeamme bald noch mehr, die Hälfte der Ausbildung hat sie bereits geschafft. Sie ist mit viel Leidenschaft dabei, redet gern darüber und will dadurch das viel zu oft totgeschwiegene Thema enttabuisieren. So wird sie Ende des Jahres auch einen speziellen Abend dazu veranstalten: „Ein Abend für das letzte große Tabu.“
Neues Doppelalbum „Hommage“
Lerch ist aber nicht nur Sängerin und bald Sterbeamme. Sie gibt auch Göttinnen-Workshops. Verwundertes Nachfragen quittiert sie mit einem Lachen. „Ich bete jetzt nicht zu Göttinnen oder so“, stellt sie direkt klar. „Vielmehr ist die Göttin ein Gegenstück zu Gott, denn alles ist aus der Frau geboren.“ Nicht umsonst heiße es „Mutter Erde“. In ihren Workshops möchte sie die weibliche Kraft neu aktivieren, denn viel zu lange sei diese unterdrückt worden. Und nicht nur für Frauen sei das Patriarchat ein schwieriges System, wie sie betont: „Das ist für Männer ebenso toxisch – im Sinne der toxischen Männlichkeit.“
Eine gewisse Spiritualität klingt auch auf Lerchs neustem Doppelalbum „Hommage“ durch. Klangvolle Rock- und Bluessongs zum Tanzen oder Mitsingen wechseln sich ab mit meditativen Göttinnenlieder zum Träumen oder Nachdenken. Die Musik ist schon immer ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. „Wenn ich singe, kann ich nicht über meinen Alltag oder meine Sorgen nachdenken“, sagt sie. „Das ist dann jedes Mal wie ein Reset.“ Um auch anderen Menschen einen solchen Neustart zu ermöglichen, bietet sie seit 2007 ihre Singabende an. Das Konzept: Jede und jeder kann nach Herzenslust mitträllern.
Auftritt bei Voice of Germany
Darüber hinaus ist die 53-Jährige aber auch schon im Fernsehen aufgetreten, unter anderem im Rockpalast und bei Voice of Germany. Alles tolle Erfahrungen, sagt sie heute. „Aber mein größter Erfolg ist, dass meine eigene Freude am Singen immer geblieben ist.“ Am kommenden Sonntag wird sie eben jene Freude endlich auch wieder auf der Bühne in Hamborn verspüren. Dieses Mal hoffentlich bei strahlendem Sonnenschein.
>>> Parkkonzert im Jubiläumshain
Anja Lerch tritt am Sonntag, 18. Juli, um 11 Uhr im Hamborner Jubiläumshain auf. Das Konzert ohne Pause dauert rund 90 Minuten.
Der Lions-Clubs Duisburg Hamborn unterstützt die Konzertreihe finanziell Der Eintritt ist frei.
Aktuelle Informationen gibt es auf Facebook unter www.facebook.com/ParkkonzerteHamborn