Nimwegen. Die Niederlande setzen wieder auf Normalität: Terrassen und Geschäfte öffnen, Ausgangssperren sind vorbei. In Nimwegen stehen Gäste Schlange.
Der „Grote Markt“ in Nimwegen ist voll an diesem Mittwochmittag, er ist lebendig wie schon lange nicht mehr. Und die Menschen? Sie seien wie Kühe. Kühe, die endlich wieder auf die Weide dürfen. Anders kann Jeroen Diks aus Nimwegen es nicht formulieren. „Geht bitte in die Stadt zum Mittagessen. Und schickt uns die Rechnung“, sagt der Inhaber einer Firma, die wärmende Sitzkissen für die Gastronomie verkauft, zu seinen Kollegen. An dem Tag, an dem in den Niederlanden die Außengastronomien wieder öffnen dürfen.
Denn er wolle, dass alle Kollegen Teil des ersten „Terrassentages“ sein können. „Und wir werden es auch nicht bei dem einen Tag belassen.“ Dass dieser Mittwoch etwas ganz besonders für Nimwegen – und für das ganze Land ist – muss Jeroen Diks gar nicht besonders betonen. Jeroen Diks kennt viele Gastro-Unternehmer in Nimwegen. Energetische, lebenslustige Menschen, wie er sagt. Aber auch Menschen, die den Trubel der Gastrobranche und die Freude der Gäste brauchen.
Straßen in Nimweger Innenstadt wieder voll
„Man merkt, dass sie die Spannung vermisst haben“, sagt Diks. „Schaut euch die vollen Straßen an.“ Noch in der vergangenen Woche sei er mit seinem Elektrorad einfach so durch die Stadt gefahren. „Nun bin ich abgestiegen, es scheint, als ob alle Ferien haben.“
Die Frage ist aber: Ist das genug? Trinken die Nimwegerinnen und Nimweger zusammen ausreichend Bier und Kaffee, um die Gastrobranche durch die Krise zu bringen? Diks wärmende Kissen sollen einen Beitrag dazu leisten. Die Gemeinde Nimwegen subventioniert sie sogar, um Cafés und Restaurants in kalten Zeiten attraktiver zu machen.
Schlange stehen für Kaffee und Bier
Auch Diks selbst hat sich einen Platz in der Sonne auf einer Terrasse reserviert, beim Restaurant Nibbels in der Innenstadt. Inhaberin Pien Knipping hat sich schon tagelang auf die Wiedereröffnung gefreut. „Und die Gäste haben uns auch vermisst. Das kann man sehen, an den lachenden Gesichtern.“
Und an den langen Warteschlangen. Um Punkt 12 Uhr öffneten die Terrassen, eine halbe Stunde später waren die meisten schon voll. Hier und da mussten Gäste Schlange stehen und bis zu einer halben Stunde warten, um einen Platz in der Sonne zu ergattern. An anderen Plätzen in der Stadt war es hingegen ruhiger.
Lange Wartezeiten vor den Terrassen
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Zwei Gäste in ihren Zwanzigern haben noch einen Platz beim Koffiehuis De Heerlijckheid ergattert. Bevor es losging, schnell noch in ein Bekleidungsgeschäft, um die Wartezeit rumzukriegen. „Hätten wir besser nicht tun sollen“, sagen sie. Beinahe alle Plätze in der Sonne waren schon weg. Auf dem „Grote Markt“ ist es unterdessen so voll geworden, dass es lange Wartezeiten gibt. „Es fühlt sich an wie früher“, sagt Karin van Dael. „Als ob es das Coronavirus gar nicht geben würde.“
Auch im benachbarten Groesbeek genossen die Menschen ihre Zeit auf den Terrassen, nachdem die Beigeordneten Sylvia Fleuren und Irma van de Scheur die Gastroszene offiziell wiedereröffnet hatten. „Herrlich, dass das wieder geht. Für die Gastrobranche und uns selbst“, sagt Fleuren. „Doch es bleibt die Sorge um die Intensivstationen. Es tut gut zusehen, dass die Unternehmer alles coronasicher eingerichtet haben. Wir hoffen auf einen schönen Sommer.“ (mh/de Gelderlander)