Essen. In Mülheim gibt es noch ein freies Intensivbett, 47 der 53 Regionen in NRW haben weniger als 25 Prozent freie Intensivbetten. Der Überblick.
Zwar muss in Nordrhein-Westfalen laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) noch nicht entschieden werden, welcher Corona-Patient beatmet werden kann und welcher nicht. Aber: Die Lage in den Krankenhäusern ist angespannt. In Mülheim etwa ist am Mittwoch, 16. Dezember, laut DIVI-Intensivregister nur noch ein Intensivbett frei.
Dennoch sieht Laumann das Gesundheitssystem in NRW – dem Bundesland mit den meisten Intensivbetten – gut aufgestellt: „Wir müssen nicht entscheiden, wer eine lebensnotwendige Beatmung bekommt und wer nicht“, versicherte der Minister am Dienstag. Das deutsche und das nordrhein-westfälische Gesundheitssystem seien mit Schreckensbildern aus den USA, den Niederlanden, Frankreich oder Belgien „nicht vergleichbar“, sagte der Minister.
In NRW wurden seit März 30 Prozent mehr Beatmungsplätze geschaffen
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Die Zeit nach der ersten Corona-Welle im Frühjahr sei genutzt worden, um die „Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen für die Pandemie wesentlich robuster aufzustellen“. Inzwischen gebe es hier 30 Prozent mehr Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeit. Zudem habe NRW noch erhebliche Möglichkeiten, personelle und strukturelle Kapazitäten über Reha-Kliniken zu mobilisieren.
Bisher habe es aber nirgendwo in NRW ein Hilfeersuchen eines Krankenhauses zur Verlegung eines Corona-Patienten gegeben. NRW habe gute Instrumente, um die Lage in den Kliniken zu beherrschen. Einen Überblick über die freien Betten gibt auch das im Frühjahr eingeführte DIVI-Intensivregister, mit dessen Hilfe auch die Krankenhäuser freie Kapazitäten ermitteln und Corona-Patienten bei Engpässen verlegen können.
In diesen Städten sind weniger als zehn Prozent der Intensivbetten frei
Aktuell (Stand Mittwoch, 16. Dezember) sind von den insgesamt 6.453 Intensivbetten in Nordrhein-Westfalen 5.450 Betten belegt – 1.067 davon mit Covid19-Patientinnen und -Patienten. 628 Menschen müssen beatmet werden, Ende November waren es zwischenzeitlich sogar 637 Patienten und damit gut 50 Prozent mehr als im Frühjahr.
Acht Städte und Regionen in NRW sind auf dem Intensivbetten-Monitor rot eingefärbt: Das bedeutet, dass dort weniger als zehn Prozent der verfügbaren Intensivbetten frei sind. Das betrifft aktuell:
- Landkreis Lippe: 50 Intensivbetten, 45 belegt, 5 frei; Anteil Covid19-Patienten: 35,6%
- Landkreis Coesfeld: 34 Intensivbetten, davon 31 belegt, 3 frei; Anteil Covid19-Patienten: 16,1%
- Dortmund: 291 Intensivbetten, davon 262 belegt, 29 frei; Anteil Covid19-Patienten: 11,1%
- Mülheim an der Ruhr: 35 Intensivbetten, davon 34 belegt, 1 frei; Anteil Covid19-Patienten: 35,3%
- Köln: 453 Intensivbetten, davon 417 belegt, 36 frei; Anteil Covid19-Patienten: 19,9%
- Rhein-Sieg-Kreis: 83 Intensivbetten, davon 77 belegt, 6 frei; Anteil Covid19-Patienten: 22,1%
- Region Aachen: 301 Intensivbetten, davon 280 belegt, 21 frei; Anteil Covid19-Patienten: 14,6%
- Kreis Heinsberg: 36 Intensivbetten, davon 34 belegt, 2 frei; Anteil Covid19-Patienten: 26,5%
- Mönchengladbach: 95 Intensivbetten, davon 86 belegt, 9 frei; Anteil Covid19-Patienten: 30,2%
Nur in sechs Städten und Landkreisen stehen die Zeichen auf „grün“
47 Städte und Landkreise sind auf dem Intensivbetten-Monitor orange. Das bedeutet, dass dort 10 bis 25 Prozent der Intensivbetten noch zur Verfügung stehen. Nur in sechs der insgesamt 53 Städte und Landkreise in NRW stehen die Zeichen noch „auf grün“, sind also mehr als 25 Prozent der jeweils zur Verfügung stehenden Betten frei. Dies sind (Stand Mittwoch, 16. Dezember):
- Kreis Olpe: Anteil freier Betten: 62,5%
- Hochsauerlandkreis: Anteil freier Betten: 30,3%
- Kreis Gütersloh: Anteil freier Betten: 29,1%
- Kreis Borken: Anteil freier Betten: 45,2%
- Kreis Kleve: Anteil freier Betten: 30,1%
- Rheinisch-Bergischer Kreis: Anteil freier Betten: 31,1%
In einzelnen Krankenhäusern sind fast alle Intensivbetten belegt, darunter in Mülheim: Nach Daten von Dienstag, 15. November, sind im St.-Marien-Hospital alle Intensivbetten und Beatmungsplätze belegt, auch im Evangelischen Krankenhaus sind die Kapazitäten begrenzt.
Da direkt benachbarte Krankenhäuser – etwa in Oberhausen und Duisburg – aber noch ausreichend Betten melden, ist die Versorgung nicht gefährdet.
In der Uni-Klinik Essen sind drei Intensivstationen voll mit Corona-Patienten
Die Uni-Klinik in Düsseldorf hat wegen der hohen Zahl der Zugänge von Corona-Patienten bereits am vergangenen Freitag angekündigt, weitgehend auf planbare Operationen verzichten zu wollen. Aktuell werden an der Uni-Klinik laut eines Sprechers 75 Corona-Patienten behandelt, so viele wie noch nie. Intensivmedizinisch behandeln die Düsseldorfer 20 Corona-Patienten, sieben von ihnen werden beatmet.
Noch dramatischer sind die Zahlen in der Uni-Klinik in Essen: Dort sind derzeit drei Intensivstationen voll mit Corona-Patienten, insgesamt sind es 38. „Viel mehr als in der ersten Welle“, so ein Sprecher. Aktuell sind in der Essener Uni-Klinik 163 der 189 Intensivbetten belegt. Aber: „Wir haben noch 57 Betten in der Reserve“, betont der Sprecher.
Intensivstationen in NRW: „Es ist sehr, sehr schwierig im Moment“
Andreas Sander, der medizinische Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein (EKN), zu dem fünf Häuser in Dinslaken, Duisburg und Oberhausen gehören, sagt zwar: „Es ist sehr, sehr schwierig im Moment.“ Jedoch sei „noch nichts entglitten“.
Ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW betont trotz der Entwicklung: „Die Lage ist angespannt, aber noch beherrschbar.“ Es komme aber immer wieder vor, dass sich Kliniken aus der Notfallversorgung verabschiedeten, häufig im nördlichen Ruhrgebiet oder wie am vergangenen Wochenende im Kreis Mettmann.
Einen Überblick über die Lage in allen Krankenhäusern gibt es hier. (mit dpa)