Mülheim. Sohn (7) war in einem Klettergerüst steckengeblieben. Nur unter Narkose konnte er befreit werden. Stadt ließ Gerät entfernen: „Es war intakt.“
Dem Siebenjährigen, der am Montag auf dem Matsch-Spielplatz in der Müga mit einem Bein in einem Spielgerät steckengeblieben war und von der Feuerwehr gerettet werden musste, geht es besser. Laut seiner Mutter hat er „Schürfwunden und eine ordentliche Quetschung am Oberschenkel“ davongetragen. Was genau passiert ist, wollte die 42-Jährige am Dienstag auf dem Spielplatz noch einmal nachvollziehen – zu ihrer Verwunderung war das Holzgerüst verschwunden. Das halte sie für „sehr unglücklich“, so die Mutter.
Sie wolle niemanden beschuldigen, doch das Geschehen müsse aufgeklärt werden. „Und wenn man dort ein neues Gerät hinstellen sollte, muss das sicher sein.“ Ihr Sohn hatte mit dem Offenen Ganztag der Grundschule am Klostermarkt einen Ausflug in die Müga gemacht. Auf dem Spielgerät stolperte er und rutschte aus. „Plötzlich hing er mit dem Bein in der Wassermühle.“
Feuerwehr brauchte eineinhalb Stunden für die Rettung
Die Feuerwehr brauchte anderthalb Stunden, um den angehenden Zweitklässler zu befreien; eine Notärztin hatte ihn zuvor in Vollnarkose versetzt. Das Kind kam vorübergehend ins Krankenhaus, konnte aber am Mittwoch schon wieder stundenweise mit Mitschülern einen Ausflug zum Flughafen machen und Luftschiff „Theo“ einen Besuch abstatten.
„Zum einen“, sagt die Saarnerin, „ist es sicher gut, dass das Gerät abgebaut wurde. So kann wenigstens nichts mehr passieren.“ Zum anderen aber könnten nun vor Ort keine Fragen mehr beantworten werden – „das hat einen faden Beigeschmack“. Zumal ein Vertreter der Stadt schon am Montag gesagt habe, dass das Gerät nicht mehr in einem Topzustand gewesen sei.
Familie macht Betreuern keinen Vorwurf
Ob die Familie rechtliche Schritte einleiten werde, habe man noch nicht entschieden. Den Betreuern mache man jedenfalls keinen Vorwurf. Der Vater (48) möchte allen Helfern danken; „sie haben einen super Job gemacht“.
Laut Stadtsprecher Volker Wiebels war das Spielgerät „zehn Jahre alt, aber intakt“. Es habe lediglich Gebrauchsspuren aufgewiesen. Die Feuerwehr habe bei der Rettung des Jungen viele Teile des Gerüsts abbauen müssen, daher habe man es anschließend komplett entfernt. Ein neues, baugleiches Gerät sei schon vor dem Vorfall in Auftrag gegeben worden, es werde Ende September aufgestellt.
Spielgeräte werden regelmäßig überprüft
„Alle unsere Spielgeräte unterliegen höchsten Sicherheitsbestimmungen“, sagt Wiebels. „Sie werden alle drei Monate durch Mitarbeiter des Grünflächenamtes und einmal im Jahr durch einen vereidigten Sachverständigen überprüft.“ Trotz dieser Kontrollen sei nicht ganz auszuschließen, dass es zu Unfällen kommt. „Ein gewisses Restrisiko bleibt.“
Die Polizei, die am Montag ebenfalls vor Ort gewesen war, hat „keine Hinweis auf eine Straftat festgestellt“, sagt Sprecher Marco Ueberbach. Man gehe von einem Unfall aus, habe die Ermittlungen deshalb eingestellt.
Warum wurde bestehendes Gerät nicht nachgerüstet?
Auf den Vorfall in der Müga haben mehrere Eltern reagiert, darunter auch WAZ-Leserin Alexandra Schirm. Sie habe die Sache „mit großer Bestürzung“ zur Kenntnis genommen, teilte sie der Redaktion mit. Denn auch sie besuche den gerade im Sommer beliebten Spielplatz mit ihren sechs und acht Jahre alten Söhnen oft. „Und gerade das Klettergerüst haben sie immer mit großer Begeisterung erstürmt.“
Es sei „gut und richtig“, dass das Spielgerät nun für kein Kind mehr zugänglich sei, um nicht weitere zu gefährden. „Erwartet hätte ich allerdings für die Zukunft eine entsprechende Änderung am Spielgerät, so dass es (wieder) sicher zu benutzen ist“, sagt die Saarnerin.
Stattdessen biete sich nun ein trauriger Anblick – „und ich frage mich entsetzt, weshalb es sein musste, das komplette Spielgerät einfach abzusägen?“ Ein Ersatzgerät sei doch wahrscheinlich deutlich teurer als eine Veränderung am bestehenden.