Essen. . Carsharing einmal anders: Das Start-up „Getaway“ spricht private Autobesitzer an. Über eine App können sie ihr Fahrzeug vermieten.

Mit dem Berliner Start-up „Getaway“ versucht sich ein neues Unternehmen auf dem schwierigen Carsharing-Markt in Essen. Der Unterschied zu herkömmlichen Anbietern: Getaway nutzt private Autos, und jeder kann mitmachen. Branchenexperten sind jedoch skeptisch, dass die Newcomer im Revier Fahrt aufnehmen werden.

Das Geschäftsmodell ist simpel: Fahrzeughalter und Nutzer registrieren sich über eine App auf ihrem Smartphone. Wer sein Auto anbieten möchte, stellt seinen Wagen dort ein, gibt an, wo, wann und wie lange das Auto wo zur Verfügung steht – und legt selbst fest, für welchen Preis pro gefahrenen Kilometer es zu haben ist. Getaway erhält eine Provision. Nutzer können den Wagen über die App buchen und mit ihrem Smartphone öffnen, im Handschuhfach finden sie Schlüssel und Tankkarte. Getaway hat das Auto zuvor technisch nachgerüstet, unter anderem mit einer GPS-Antenne, mit der das Fahrzeug jederzeit geortet werden kann. Um eine Vollkasko-Versicherung kümmert sich Getaway. Und auch um Knöllchen, sollte der Nutzer eines kassieren. Der Fahrzeughalter habe mit all dem nichts zu tun, versichert Gründer Edgar Scholler.

Anbieter kümmert sich um Knöllchen und Versicherung

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Der Kommunikationswissenschaftler hatte sich die Frage gestellt, wie sich all die vielen Autos, die ja die meiste Zeit irgendwo herumstehen, besser nutzen ließen. Die Antwort gibt seine App. Dass Getaway sich in Essen versucht, ist kein Zufall. Der örtliche Energieversorger Innogy fördert innovative Start-ups, mehr als 280 000 Pkw sind hier zugelassen, das Carsharing-Angebot ist dennoch sehr überschaubar. „Wir können Belebung gebrauchen“, sagt Matthias Kall von „Stadtmobil“. Der Anbieter mit Sitz im Girardethaus in Rüttenscheid, hat 1992 mit vier Carsharing-Fahrzeugen angefangen. Heute sind es 60. Damit ist Stadtmobil der Primus am Ort. Die Großen der Branche, Tochterunternehmen von BMW und Mercedes, machen hingegen einen Bogen ums Ruhrgebiet. Die Region sei zu heterogen, mal großstädtisch, mal ländlich geprägt, die Wege zu weit.

„Viele Menschen im Ruhrgebiet haben ein inniges Verhältnis zu ihrem Auto“

In Rüttenscheid, im Südviertel, in Holsterhausen – dort, wo der Parkdruck hoch ist, läuft das Geschäft, berichtet Matthias Kall. In anderen Stadtteilen sei es schwierig. Ob Menschen offen seien für Carsharing, hänge auch vom Einkommen und vom Bildungsstand ab, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor am Lehrstuhl für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Städte mit einer alternativen Szene wie Berlin täten sich da leichter. Anders das Ruhrgebiet, wo seinem Eindruck nach viele ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem Auto pflegten. „Mehr noch im nördlichen Ruhrgebiet. Da hat jeder einen tiefergelegten BMW mit Doppelauspuff“, sagt der Professor augenzwinkernd. Auch deshalb ist Dudenhöffer skeptisch, ob viele Halter sich für Getaway begeistern lassen. Oberbürgermeister Thomas Kufen zeigte sich gleichwohl angetan und will seinen privaten Wagen an einem Tag im August mit anderen teilen.

<<<Info

Nähere Infos zum neuen Carsharing-Anbieter gibt es im Internet unter www.get-a-way.com/essen 500. Gratis-App zum Runterladen für I-Phone und Android: www.getaway.app.

Folgende Carsharing-Anbieter sind bereits in Essen vertreten: Stadtmobil (www.stadtmobil.de), Greenwheels (www.greenwheels.com) und Ruhrauto-e (www.ruhrauto-e.de)