Essen. . Zoll beschlagnahmt tonnenweise Wasserpfeifentabak, der größtenteils für den stark wachsenden Essener Markt vorgesehen war. Razzia im Nordviertel.
Shisha-Bars schießen in Essen wie Pilze aus dem Boden, aber demnächst könnte in so mancher Cocktail-Lounge der Tabak ausgehen. Beamte des Zollfahndungsamtes Essen haben am Mittwoch eine Fabrik in Langenfeld ausgehoben, sie gilt als die bundesweit größte illegale Produktionsstätte für Wasserpfeifentabak. 2367 Kilogramm haben die Zollfahnder beschlagnahmt, dazu 550 kg Rohtabak. „Die Hauptmenge des in Langenfeld hergestellten Wasserpfeifentabaks ging nach Essen“, sagt Einsatzleiter Holger Gießelmann.
150 Kräfte der Zollfahndung Essen und Stuttgart sowie von neun Hauptzollämtern durchsuchten am Mittwoch 29 Objekte in Solingen, Essen, Langenfeld und Heilbronn. Schon seit Januar 2018 ermittelt das Zollfahndungsamt Essen im Auftrag der Staatsanwaltschaft gegen einen deutsch-arabischen Familienclan wegen des Verdachtes der banden- und gewerbsmäßigen Steuerhinterziehung und Steuerhehlerei.
58 gemeldete Shisha-Bars in Essen
„In Essen haben wir sechs Objekte im Nordviertel durchsucht, unter anderem in der Stoppenberger Straße“, sagt Gießelmann, „keine gewerblichen Objekte und auch keine Shisha-Bars“. Die in den Wohnungen angetroffenen Personen seien nach der Razzia wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Es handele sich um syrische Staatsangehörige, fügt der Einsatzleiter hinzu. Männer, die nicht mit der Flüchtlingswelle ins Land kamen, sondern schon seit geraumer Zeit in Deutschland leben.
„Der Absatzmarkt für Wasserpfeifentabak ist riesengroß und wird auch in Essen weiter wachsen“, berichtet Gießelmann. Denn neben den mehr als 58 offiziell bekannten Shisha- und Cocktailbars in Essen gebe es eine hohe Dunkelziffer: Gemeint sind herkömmliche Lokale und Teestuben, in denen aber der süßliche Dampf der Wasserpfeife ebenfalls aufsteigt.
Zwölfköpfiger Clan – der jüngste 15, der älteste 57
Nach Erkenntnissen der Essener Zollfahnder habe die zwölfköpfige deutsch-arabische Familienbande – der jüngste ist 15, der älteste 57 – illegal unversteuerten Wasserpfeifentabak im zweistelligen Tonnenbereich in der professionell ausgestatteten Fabrikhalle hergestellt. Unter gefälschtem Markennamen sei der Wasserpfeifentabak bundesweit und sogar im europäischen Ausland an die Abnehmer gegangen.
Bei den im Essener Nordviertel erwischten Personen handelt es sich nach Darstellung des Einsatzleiters um „Verteiler“, um Lieferanten also, die tonnenweise Wasserpfeifentabak von der Fabrik zu den Abnehmern nach Essen zu bringen hatten.
Wie lukrativ der schwunghafte Handel mit dem Shisha-Dampf für den aufgeflogenen Clan war, zeigen weitere Details der jüngsten Groß-Razzia an Rhein und Ruhr.
Fünf Luxuskarossen beschlagnahmt
Die Zollfahnder haben nämlich auch noch fünf Luxuskarossen – Mercedes AMG, Porsche Cayenne, Audi A 6 – beschlagnahmt und 22 700 Euro Bargeld sichergestellt – „im Rahmen der Vermögensabschöpfung“, wie es im nüchternen Zollfahnder-Jargon heißt.
Die illegale Wasserpfeifentabak-Herstellung habe ganz in der Hand des deutschen-arabischen Clans gelegen. Die Zollfahnder über die Bande: „Selbst jugendliche Familienmitglieder wurde n in die kriminellen Aktivitäten mit einbezogen. Der Clan agierte stark arbeitsteilig und konspirativ nach außen abschottet.“ Gegen mindestens ein Clanmitglied bestehe auch der Verdacht, mit Betäubungsmitteln zu handeln.
>>> IMMER MEHR SHISHA-BARS IN ESSEN
58 Shisha-Bars sind dem städtischen Presseamt in Essen bekannt, davon seien derzeit elf geschlossen. Für den Betrieb einer Shisha-Bar sei eine gültige Baugenehmigung erforderlich. Eine Gewerbeanmeldung ist nur für Gewerbebetriebe ausreichend, die auf den Alkoholausschank verzichten.
Daraus folgt, dass bei alkoholischem Ausschank eine Schankerlaubnis beim Ordnungsamt beantragt werden muss. Diese Erlaubnisse werden aber nur als Café/Bistro oder Cocktailbar und nicht als Shisha-Bar (Nichtraucherschutzgesetz) nach Überprüfung der persönlichen Zuverlässigkeit erteilt.