Ruhrgebiet. . Zur Fußball-WM wird es im Ruhrgebiet weniger große Public Viewings geben als früher: Dortmund, Bochum oder Essen etwa verzichten, Hallen zögern.

Wenn der regionale Jugendtag einer Freikirche mit als Begründung dient, warum eine Arena Oberhausen keinen WM-Fußball zeigt, kann es um Public Viewing nicht gut stehen. Die Terminkollision gibt es tatsächlich an zwei von 32 WM-Tagen, aber „unsere Erwartungen an Public Viewing haben sich 2016 auch nicht erfüllt“, sagt ein Sprecher der Arena. Und das nicht nur in Oberhausen.

Sechs Wochen vor Beginn der WM in Russland ist deutlich zu erkennen: Rudelgucken schrumpft zu Grüppchengucken. Die meisten ganz großen Public Viewings im Ruhrgebiet sind tot. Das Sommermärchen beginnt 2018 mit: „Es war einmal . . .“

Viele Kneipen und Kulturzentren laden ein

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Das war jetzt übertrieben, aber nur ein kleines bisschen. Auf Plätzen und Hallen in Herne und in Mülheim, in Moers und Neukirchen-Vluyn, Essen und Gladbeck wird auch 2018 der rollende Ball übertragen; und natürlich laden viele Kneipen und Kulturzentren, manches Pfarr- und Altenheim ein.

Doch von den ganz großen gibt es nur noch eines: Recklinghausen. Dort zeigt man alle Spiele und alle Tore, auch bei, sagen wir, Japan gegen Senegal: Das Spiel gibt es wirklich, über Tore lässt sich aber noch nichts Genaues sagen.

Recklinghausen, die große Ausnahme

Recklinghausen ist mit seinem Komplettangebot jedoch die in jeder Hinsicht große Ausnahme. „Das Bedürfnis, in der Gemeinschaft Euphorie zu empfinden, ist genauso da wie 2006“, sagt Marius Ebel, Geschäftsführer des Veranstalters „Arena Recklinghausen GmbH“: „Wenn wir 1000 Zuschauer weniger haben, können wir doch nicht sagen, wir hören auf. Wir fragen uns: Wie kriegen wir die 1000 wieder?“ Mit Beiprogramm, VIP-Gelände, Schülerparty soll es auch 2018 klappen – und einem stabilen Hauptsponsor.

Dieses Bild vom Dortmunder Friedensplatz entstand 2014 beim WM-Endspiel Deutschland-Argentinien.
Dieses Bild vom Dortmunder Friedensplatz entstand 2014 beim WM-Endspiel Deutschland-Argentinien. © Volker Hartmann

Aber ach! Auf dem Dortmunder Friedensplatz, Mutter allen öffentlichen Fußballguckens im Revier, passiert in diesem Sommer gar nichts. 2016 war ein Minusgeschäft, es kamen zu allen Spielen zusammen 17 000 Zuschauer.

Sicherheit kostet 14 000 Euro – pro Tag

Dieses Jahr gibt es schon gar keinen Sponsor mehr, und die hohen Kosten für die Sicherheit laufen davon. Allein das Wachpersonal koste 14 000 Euro – pro Spiel, so Hans Peter Arens vom Schaustellerverband.

Weiter. Die Dortmunder Westfalenhalle lässt sich ganz ähnlich ein wie die Arena Oberhausen: Beide planen derzeit nichts, würden aber neu überlegen, wenn die deutsche Mannschaft zum Turnier-Ende hin abheben sollte und die Stimmung zuhause auch.

Nebenan in Bochum warten sie seit Wochen auf eine Entscheidung. Schon länger ist bekannt: Wegen gesunkener Besucherzahlen würde es das Public Viewing im Westpark nicht mehr geben, das größte im Ruhrgebiet. Nun stellt sich heraus: Auch der ersatzweise diskutierte Schau-Platz ist hinfällig, die Fiege Brauerei. Veranstalter Marcus Gloria, der seit Jahrzehnten das Besuchermonster „BO total“ im Griff hat, will in dieser Woche erklären, was nur werden soll in Bochum.

„Der Hype scheint vorbei zu sein“

Nächste Stadt, dieselbe Antwort: Essen, Kennedyplatz, fällt 2018 weg. „Es fehlt ein großer Sponsor“, sagt Dieter Groppe, der Essen-Marketing-Geschäftsführer: „Der Hype scheint vorbei zu sein.“

So sieht das auch Georg van den Höövel, langjähriger Veranstalter am Niederrhein: „Die Zeiten haben sich geändert. Heute kommen keine 10 000 Besucher mehr zum Public Viewing.“ Es gebe andere Trends. „Die Fernseher werden immer größer und besser.“ Dann stellt doch einfach die nach draußen!