Essen. . Der Essener Energiekonzern Eon prüft im Zuge der Übernahme der RWE-Tochter Innogy Schließungen oder Zusammenlegungen von Standorten.
Angesichts der geplanten Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch den Konkurrenten Eon wackeln Standorte des Energieversorgers. Das geht aus der rund 100 Seiten langen Angebotsunterlage von Eon für Innogy hervor. Demnach will Eon prüfen, inwieweit bei einer „Zusammenführung“ mit Innogy „zukünftige Standortzusammenlegungen oder -schließungen erforderlich sind“.
Damit werden Befürchtungen konkret, die Betriebsräte von Innogy schon kurz nach dem Bekanntwerden des Bündnisses von Eon mit RWE Mitte März formuliert haben. „Sind Standorte gefährdet?“, fragten die Konzernbetriebsräte Jürgen Wefers und René Pöhls in einem Brief, in dem sie Antworten von den Vorstandschefs Johannes Teyssen (Eon) und Rolf Martin Schmitz (RWE) verlangten.
Streit um geplanten Stellenabbau von Eon
Mit der nun veröffentlichten Ankündigung, Standorte auf den Prüfstand zu stellen, steuert Eon-Chef Teyssen erneut auf einen Konflikt mit den Betriebsräten von Innogy zu. Auch mit Blick auf mögliche Entlassungen im Zuge der Innogy-Übernahme besteht bereits Uneinigkeit mit den Arbeitnehmervertretern der RWE-Tochter, da sich Teyssen weigert, einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zuzusagen.
„Wir haben betriebsbedingte Kündigungen noch nie ausgeschlossen, aber auch noch nie ausgesprochen“, sagte der Eon-Chef unlängst im Gespräch mit unserer Redaktion. Dies sei auch das Ziel für die Zukunft. Ein Mitarbeiter von Innogy werde in dem neu entstehenden Konzern „nicht schlechter behandelt als ein Mitarbeiter der jetzigen Eon“, fügte Teyssen unlängst hinzu.
Standort-Sicherung als „zentrale Forderung“
Zur Beruhigung der Betriebsräte, die verbindliche Zusagen fordern, haben Teyssens Versprechen kaum beigetragen. Neben einem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sei die Standort-Sicherung „eine weitere zentrale Forderung“ der Arbeitnehmer, sagte Innogy-Gesamtbetriebsratschef Michael Lohner auf Anfrage.
Eon-Chef Teyssen plant im Zuge der Innogy-Übernahme den Abbau von „maximal“ 5000 Arbeitsplätzen. Das seien weniger als sieben Prozent einer voraussichtlichen Belegschaft mit mehr als 70 000 Beschäftigten. Beim Stellenabbau geht es nach Angaben von Eon nicht nur um die Konzernzentralen von Eon und Innogy in Essen, sondern um die gesamte zukünftige Organisation, dazu gehören etwa die IT, der Vertrieb, auch der Netzbereich. Offen ist bisher allerdings auch, bis zu welchem Zeitpunkt die zugesagte Obergrenze für den Stellenabbau gilt. Weltweit gehören zu Innogy derzeit rund 42 000 Mitarbeiter.
„Essen gewinnt“
Mit Blick auf den absehbaren Stellenabbau sagt Teyssen: „Essen gewinnt. Das wird die Zukunft zeigen.“ Mit rund 2600 Innogy-Beschäftigten ist Essen der mit Abstand größte Standort der RWE-Tochter. In Dortmund gehören rund 1300 Mitarbeiter zu Innogy. Hinzu kommen zahlreiche kleinere Standorte, darunter Köln mit rund 350 Beschäftigten und Hamburg mit etwa 240 Mitarbeitern. Auch in Städten wie Osnabrück (rund 130 Mitarbeiter), Hannover (60), Berlin (knapp 50), Münster (knapp 40), Bad Kreuznach (rund 75) sowie in Siegen, Bergkamen und Arnsberg ist Innogy vertreten.
Immerhin sagt Eon in der Angebotsunterlage zur Übernahme der RWE-Tochter zu, es gebe keine Absicht, Innogy zur „Verlegung oder Aufgabe der Standorte wesentlicher Unternehmensteile zu verpflichten“.