Mülheim. . Aus einem Rotlicht- wird ein Tempo-Blitzer. Außerdem ändert die Stadt Mülheim ihre Strategie gegen Raser und setzt auf den Überraschungseffekt.

An einer der zentralsten Kreuzungen der Stadt sollten Autofahrer bald umdenken - vor allem die, die sich nicht an die Straßenverkehrsregelung halten. Die Stadt hat die Säule des Rotlicht-Blitzers, der bislang auf der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Rathaus stand, auf die Mittelinsel des Tourainer Rings in Richtung Hauptbahnhof versetzt. Rüden Fahrern, die von der Konrad-Adenauer-Brücke in die Innenstadt brettern, droht wahrscheinlich ab April also doppeltes Ungemach: Die Anlage auf dem Bürgersteig erfasst wie bislang Rotlicht-Verstöße, die auf der Mittelinsel dann zu hohes Tempo.

Stadt: Gerät müsse noch geeicht werden

Derzeit stünden noch einige Feinarbeiten an, das Gerät müsse auch noch geeicht werden, sagt Kerstin Kunadt, Abteilungsleiterin Gefahrenabwehr und Außendienst im städtischen Ordnungsamt.

Erwischt: Wieder ist ein Autofahrer bei „Rot“ über eine der zentralsten Kreuzungen in Mülheim gefahren.
Erwischt: Wieder ist ein Autofahrer bei „Rot“ über eine der zentralsten Kreuzungen in Mülheim gefahren.

Der Umzug hat zunächst einen ganz einfachen Grund: Der Standort des Rotlicht-Blitzers an der Friedrich-Ebert-Straße hat sich nicht bewährt. „Wir wissen, dass es dort Verstöße gibt“, sagt Kunadt, allerdings habe die Kamera die Verursacher wegen des dichten Verkehrs im Kreuzungsbereich oft nicht erkennen können. Mal war auf den Bildern zwar der Fahrer klar erkennbar, mal das Kennzeichen. „Gerichtsfest“ nachgehen kann die Stadt den Verstößen aber nur, wenn beides eindeutig zu sehen ist: „Der Nachweis war in vielen Fällen nur schwer bis unmöglich zu führen“, erklärt Kunadt.

Technik aus anderem Standort ausgebaut

Mit dem nun vierten Tempo-Blitzer modifiziert die Stadt außerdem ihre Strategie. Für die Anlage am Tourainer Ring wird kein neues Messgerät angeschafft, sondern die Technik aus einem anderen Standort aus- und dort wieder eingebaut. Die Stadt erspart sich so eine Ausgabe von rund 50 000 Euro. Es gehe darum, die Verkehrssicherheit auch „ohne investive Mittel“ zu erhöhen, sagt Kunadt. Aus welcher Anlage die Mess-Technik ausgebaut wird, verrät sie nicht. Gänzlich neue Standort seien im Stadtgebiet „im Moment nicht notwendig. Aber wir beobachten die Entwicklung“, betont Kunadt.

Weseler Straße: Tausende erwischt

Was der Stadt nicht verborgen bleibt: An den festen Standorten gibt es einen „Gewöhnungseffekt“. Autofahrer sind dort nach Jahren automatisch langsamer unterwegs. Dem setzt die Stadt nun einen Überraschungseffekt entgegen. Die Mess-Techniken werden künftig regelmäßig zwischen den festen Anlagen hin- und hergetauscht. Für Autofahrer werde das so schwerer einzuschätzen. Für Kunadt hat diese Idee „Charme“.

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Dass Raser und Rotlicht-Sünder gerade an den festen Standorten vorsichtiger werden, zeigt auch ein Blick in die Zahlen. 2015 stellten die Geschwindigkeitsmessanlagen an der Aktienstraße, der Weseler Straße und der Mannesmannallee sowie die Rotlicht-Blitzer an der Essener/Velauer Straße und der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Tourainer Ring/Konrad-Adenauer Brücke 24.048 Verstöße fest, was der Stadt Einnahmen in Höhe von 735.200 Euro brachte. 2016 stiegen sie im Vergleich dazu sogar noch leicht an. 2017 waren sie mit 20.296 Verstößen und Einnahmen in Höhe von 600.800 Euro allerdings durchaus stärker rückläufig.

Am effektivsten erweist sich weiter der Blitzer an der Weseler Straße, der auch zahlreiche Ortsfremde erwischen dürfte. Auf das Jahr gesehen liegen die Verstöße dort weiter über der 10.000er Marke. Raser scheinen sich dort noch immer viel zu sicher zu fühlen.

Update 5. Mai 2018: Ende April hat die Stadt Mülheim wie geplant den Blitzer scharf geschaltet. In den ersten Tagen ihres Betriebs hat die Anlage bereits etliche Autofahrer "erwischt".