Duisburg. . In der Innenstadt haben zahlreiche Menschen bei der Protestaktion „One Billion Rising“ mit viel Musik und Bewegung ein Zeichen gesetzt

Ein eisiger Wind zieht über den König-Heinrich-Platz und peitscht über die „schwebenden Gärten“ zwischen Gerichtsgebäude und CityPalais. Doch er kann den vielen Frauen und Mädchen und auch einigen Herren, die dort tanzen, nichts anhaben. Man hat den Eindruck, nichts und niemand könne ihnen je etwas anhaben. Sie demonstrieren Stärke und Einigkeit. Mit ihrem Tanz wollen sie bei der weltweiten Aktion „One Billion Rising“ unter dem Motto „Wir tanzen weiter – für Gleichheit und Gerechtigkeit!“ auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen.

Zahlreiche Menschen beteiligen sich an dem stimmgewaltigen Protest. Organisiert wird die Aktion in Duisburg unter anderem von den Vereinen Solwodi NRW, Wildwasser, dem Mädchenzentrum Mabilda und dem Verein Frauen helfen Frauen. Doch nicht nur Mitglieder dieser Einrichtungen sind dabei. Es bleiben auch Passanten stehen, lauschen der Musik und schauen zu, wie die vielen Teilnehmer vor der Bühne tanzen.

Niemand steht still

Auf der Bühne geben einige junge Tänzerinnen die Bewegungen vor – beispielsweise bei dem Song „Break the Chain“, der als Hymne der Aktion läuft und für den sich die Macher eine eigene Choreographie ausgedacht haben. Es gibt jedoch auch immer wieder Zeit für Improvisation, dann können alle die Hüften nach Lust und Laune kreisen lassen. Und still steht wirklich niemand: Groß und Klein, Mann und Frau, alle machen mit.

Sängerin Anja Lerch erhob ihre Stimme gegen Gewalt.
Sängerin Anja Lerch erhob ihre Stimme gegen Gewalt.

Unter die Tänzerinnen haben sich auch Karin Bartl und Sabine Plankert gemischt. Sie arbeiten im Duisburger Frauenhaus, das sich an einem geheimen Ort in der Stadt befindet und Unterschlupf für Frauen bietet, die häusliche Gewalt erfahren haben. „Wir stehen voll zu dieser Aktion, haben beruflich mit vielen Frauen zu tun, die schlimme Erfahrungen gemacht haben“, erklärt Bartel. „Es ist einfach schrecklich, wenn man sich die Zahlen ansieht, jede dritte Frau hat schon einmal die Erfahrung von Gewalt gemacht“, sagt Plankert. Gerade in der heutigen Zeit müsse man daher die Gelegenheit nutzen, sich dagegen stark zu machen und Präsenz zu zeigen, finden die beiden.

200 Städte machen mit

Bürgermeister Volker Mosblech, der sich auch unter die Feiernden Protestler gemischt hat, sieht das ebenso. „Es sind in Deutschland über 200 Städte dabei, schön, dass auch Duisburg Flagge zeigt“, meint er. Dass der Protest auf den Valentinstag fällt, findet er klasse. „Der Tag der Liebenden ist genau der richtige, um ein starkes Zeichen gegen Gewalt zu setzen.“

Auch die Duisburger Sängerin Anja Lerch erhebt die Stimme gegen Gewalt gegen Frauen. Zu Musik aus der Konserve singt sie live einige ihrer neuesten Songs, die erst kürzlich auf dem Doppelalbum „Hommage“ erschienen sind. Poppige und durchaus tanzbare Songs sind dabei und auch ein langsameres Stück – und das befasst sich auch mit dem Thema Gewalt gegen Frauen. Doch auch das Lied „No Surrender“ widmet sie starken Frauen. „Es geht darum, dass man niemals aufgeben soll“, sagt sie. Für den Song springt sie sogar von der Bühne und tanzt zur eigenen Musik mit den Zuhörern.

>>> Mehr Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen kommt auch im eigenen Zuhause vor. Zuletzt sind die Zahlen sogar gestiegen: 2016 gingen bei der Polizei Duisburg gingen über 1500 Anzeigen wegen „häuslicher Gewalt“ ein – etwa 100 Anzeigen mehr als noch im Jahr davor.

Doch zur Anklage kommt dann tatsächlich nur ein Bruchteil der gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt.