Oberhausen. Der US-Mutterkonzern des Werkes verlagert die Produktion nach China und in die USA. Der Großteil der Mitarbeiter muss noch in diesem Jahr gehen.
Rund 250 Mitarbeiter des Schraubenkompressoren-Werks GHH Rand werden ihre Jobs verlieren. Ende September wird die Produktion in Sterkrade eingestellt. Aus „unternehmerischen Gründen“, wie der US-Mutterkonzern Ingersoll Rand den Beschäftigten am Dienstag mitgeteilt hat. Nicht einmal 15 Minuten habe die Ansprache gedauert, heißt es aus der Belegschaft.
Zerspaner, Schlosser und Techniker betroffen
Wie es für die Zerspaner, Schlosser und Techniker weitergeht, steht noch nicht fest; Verhandlungen über mögliche Sozialpläne haben noch nicht begonnen. Oberbürgermeister Daniel Schranz hat nach eigenen Aussagen bereits Kontakt zur Geschäftsleitung aufgenommen. Ihre Jobs behalten werden wohl die Beschäftigten des zweiten Oberhausener Standortes: am Max-Planck-Ring kümmern sich 176 Mitarbeiter um Vertrieb und Kundenservice.
Bei den Beschäftigten der Produktion sitzt der Schock über das Aus tief. „Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt ein Zerspanungsmechaniker, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er habe zwar gemerkt, dass die Auftragslage derzeit nicht die beste sei, aber dass der Standort gleich geschlossen wird, „damit hat absolut niemand gerechnet“.
Endgültiges Aus erfolgt Ende 2019
Der Vater zweier Kinder habe sich gerade erst ein Haus angesehen, in das er mit seiner Familie einziehen wollte. „Gut, dass wir den Kaufvertrag nicht unterschrieben haben.“ Da der Mutterkonzern nicht insolvent sei, hofft der 39-Jährige nun zumindest auf einen Sozialplan. „Wir können ja sonst nichts machen“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Das endgültige Aus für den Oberhausener Standort soll bis zum 31. Dezember 2019 erfolgen. Das bestätigt Personalleiter Matthias Butterweck auf Nachfrage. Die Produktion der Schraubenkompressoren, die auch an das benachbarte MAN-Werk an der Steinbrinkstraße geliefert werden, soll nach China und in die USA verlagert werden. Der Großteil der Belegschaft wird das Unternehmen aber bereits im September dieses Jahres verlassen müssen. Auch ihn habe die Entscheidung der Konzernleitung kalt erwischt, sagt Butterweck.
Auswirkung von „America first“
Als „unmenschlich“ und „respektlos“ bezeichnet Jörg Schlüter, Erster Bevollmächtigter der Oberhausener IG Metall, das Vorgehen des Konzerns. „Ohne wirtschaftliche Not eine solche unternehmerische Entscheidung zu treffen ist ein Angriff auf unsere Mitbestimmung.“ Oberhausen bekomme wohl nun die Auswirkungen der Profitgier und des Prinzips „America first“ zu spüren. Er sieht die Politik klar in der Pflicht, der heimischen Industrie unter die Arme zu greifen.
Denn um die Mitarbeiter von GHH Rand macht er sich große Sorgen. Rund 90 Prozent der Belegschaft seien zwar Fachkräfte, die derzeit auf dem Markt gefragt sind. Aber viele Beschäftigte seien zwischen 40 und 50 Jahre alt, „das ist ein schwieriges Alter für einen Neuanfang.“