Duisburg. . Die Betroffenen-Initiative Lopa2010 will den ehemaligen Oberbürgermeister und den Veranstalter Rainer Schaller zu einem Gespräch einladen.

Nach dem ersten Prozesstag zur Loveparade in Duisburg gehen Überlebende und Hinterbliebene nun auf jene zu, die nicht auf der Anklagebank sitzen. Die Betroffenen-Initiative Lopa2010 will den ehemaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland sowie den Veranstalter Rainer Schaller zu einem Gespräch einladen.

„Das Ergebnis“, heißt es in einem Brief, „soll für alle Parteien ein persönlicher Abschluss sein.“ Man wünsche sich, so der Verein, dass dieses Anliegen ernstgenommen wird, „damit Ruhe einkehren kann. . . und Entschuldigungen angenommen werden können“. Es müsse darüber gesprochen werden, was damals, aber auch in den vergangenen Jahren „falsch gelaufen“ ist, sagte Lopa2010-Vorstandsmitglied Nadine Lange der WAZ.

Vertreter der Stadt und des Landes sollen auch kommen

Auch Vertreter der Stadt Duisburg und des Landes NRW sollen mit zu dem Gespräch gebeten werden, bei dem es auch um finanzielle Unterstützung gehen soll. Nötig seien Nachsorge und Hilfe für die „vielen, vielen, die in die Aufarbeitung investiert haben“, so Nadine Lange. Neben ihren Verletzungen und Traumatisierungen seien „einige finanziell völlig am Ende“, so die 34-Jährige, die im Prozess selbst als Nebenklägerin auftritt.

Das ist der Saal des Loveparade-Prozesses

Das Gebäude des Congress Center (CCD) in der Messe Düsseldorf. Hier wird am 8. Dezember der Loveparade-Prozess beginnen. Insgesamt sind 111 Verhandlungstage angebraumt - vorerst bist 20. Dezember 2018.
Das Gebäude des Congress Center (CCD) in der Messe Düsseldorf. Hier wird am 8. Dezember der Loveparade-Prozess beginnen. Insgesamt sind 111 Verhandlungstage angebraumt - vorerst bist 20. Dezember 2018. © dpa
Das CCD wird zur
Das CCD wird zur "Außenstelle" des Landgerichts Duisburg © dpa
Der Videobildschirm des Vorsitzenden Richters bei der Besichtigung des Verhandlungssaals für den bevorstehenden Loveparade Prozess zu sehen. Geführt wird der Prozess vor der 6. Großen Strafkammer des Duisburger Landgerichts, die eigens nach Düsseldorf umzieht.
Der Videobildschirm des Vorsitzenden Richters bei der Besichtigung des Verhandlungssaals für den bevorstehenden Loveparade Prozess zu sehen. Geführt wird der Prozess vor der 6. Großen Strafkammer des Duisburger Landgerichts, die eigens nach Düsseldorf umzieht. © dpa
Rolltreppen zum Gerichtssaal...: Begehung des Sitzungssaals zum Loveparade-Prozess im CCD, Congress Center der Messe Düsseldorf.
Rolltreppen zum Gerichtssaal...: Begehung des Sitzungssaals zum Loveparade-Prozess im CCD, Congress Center der Messe Düsseldorf. © Jakob Studnar
Wegweiser zu Eingängen des Sitzungssaals.
Wegweiser zu Eingängen des Sitzungssaals. © Jakob Studnar
Der Verhandlungssaal für den bevorstehenden Loveparade Prozess. 500 Menschen haben Platz, 85 Plätze sind für Medienvertreter vorgesehen...
Der Verhandlungssaal für den bevorstehenden Loveparade Prozess. 500 Menschen haben Platz, 85 Plätze sind für Medienvertreter vorgesehen... © dpa
...Der Saal ist 754 Quadratmeter groß und wurde bis dato für Hauptversammlungen von großen Unternehmen genutzt - oder für Karnevalsveranstaltungen.
...Der Saal ist 754 Quadratmeter groß und wurde bis dato für Hauptversammlungen von großen Unternehmen genutzt - oder für Karnevalsveranstaltungen. © Jakob Studnar
Der Stuhl des Vorsitzenden Richters. Richter Mario Plein wird den Prozess leiten. Das Gericht wird aus drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt. Drei Ergänzungsrichter und fünf Schöffen stehen als Ersatz bereit.
Der Stuhl des Vorsitzenden Richters. Richter Mario Plein wird den Prozess leiten. Das Gericht wird aus drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt. Drei Ergänzungsrichter und fünf Schöffen stehen als Ersatz bereit. © dpa
3409 Zeugen hat die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen vernommen, 963 Stunden Videomaterial gesichtet. Fünf Staatsanwälte, ein Abteilungsleiter, fast 100 Polizeibeamte sind mit der Akte Loveparade befasst. Die umfasst inzwischen 117 Bände mit mehr als 53 500 Seiten – und das ist nur die Hauptakte. Hinzu kommen etwa 1000 Bände mit Beweismitteln und weiteren Unterlagen sowie die Videos von Handys und Überwachungskameras. Neu sind die 2000 Seiten eines zusätzlichen Gutachtens der Staatsanwaltschaft.
3409 Zeugen hat die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen vernommen, 963 Stunden Videomaterial gesichtet. Fünf Staatsanwälte, ein Abteilungsleiter, fast 100 Polizeibeamte sind mit der Akte Loveparade befasst. Die umfasst inzwischen 117 Bände mit mehr als 53 500 Seiten – und das ist nur die Hauptakte. Hinzu kommen etwa 1000 Bände mit Beweismitteln und weiteren Unterlagen sowie die Videos von Handys und Überwachungskameras. Neu sind die 2000 Seiten eines zusätzlichen Gutachtens der Staatsanwaltschaft. © Jakob Studnar
111 Verhandlungstage sind für den Loveparade-Prozess angesetzt - vorerst. Das Gericht soll dreimal wöchentlich tagen.
111 Verhandlungstage sind für den Loveparade-Prozess angesetzt - vorerst. Das Gericht soll dreimal wöchentlich tagen. © dpa
Ein Justizbeamter beobachtet die Besichtigung des Verhandlungssaals für den bevorstehenden Loveparade Prozess.
Ein Justizbeamter beobachtet die Besichtigung des Verhandlungssaals für den bevorstehenden Loveparade Prozess. © dpa
Sicherheitsschleuse am Zugang zum Gerichtssaal.
Sicherheitsschleuse am Zugang zum Gerichtssaal. © dpa
Rückblick: Am 24. Juli 2010 kommt es bei der Loveparade in Duisburg zur Katastrophe. 21 Menschen sterben im Gedränge, mindestens 652 wurden verletzt, viele sind bis heute traumatisiert.
Rückblick: Am 24. Juli 2010 kommt es bei der Loveparade in Duisburg zur Katastrophe. 21 Menschen sterben im Gedränge, mindestens 652 wurden verletzt, viele sind bis heute traumatisiert. © dpa
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Den ersten Prozesstag bewertet die Initiative rückblickend positiv. Es sei „Anspannung abgefallen“, sagt Nadine Lange. Vor allem, dass schon zum Auftakt die Anklage verlesen wurde – was Verteidiger versucht hatten zu verhindern – habe den Nebenklägern „das Gefühl gegeben: Es geht voran“. Man hoffe nun, dass das Gericht „das Tempo beibehält“. Schon heute wird in Düsseldorf weiter verhandelt.

Prozessauftakt belastet Traumatisierte

Für viele Traumatisierte aber bedeutete der Prozessauftakt eine neue Belastung: Ihr Gesundheitszustand, so Lopa2010, habe sich „stark verschlechtert. Sie finden im Alltag derzeit nicht den für sie benötigten Abstand, den sie sich jahrelang aufgebaut haben“. Nadine Lange spürt es an sich selbst: „Die Verhandlung wühlt alles noch einmal auf.“

Der Loveparade-Prozess beginnt - Unsere Reporter sind vor Ort

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