Duisburg. . VHS-Kursteilnehmer sollen Landfermann-Gymnasiastinnen angemacht haben. Rektor und Volkshochschule tauschen sich aus und setzen Grenzen.
- Unter dem Stichwort „Me Too“ setzen sich derzeit Frauen gegen sexuelle Belästigung zur Wehr
- Das Thema betrifft nicht nur Hollywood – auch eine Duisburger Schülerin schildert unangenehme Erfahrungen
- Das Landfermann-Gymnasium und die Volkshochschule sind alarmiert
Im Zuge der Affäre um Hollywood-Produzent Harvey Weinstein erheben Frauen und Männer auf der ganzen Welt ihre Stimme gegen sexuelle Gewalt und Belästigung. Unter dem Hashtag #metoo zeigen Nutzer in Sozialen Netzwerken an, wenn sie entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Eine Schülerin des Landfermann Gymnasiums schließt sich der Kampagne an – und berichtet von sexueller Belästigung, die an ihrer Schule stattfinden soll.
Ihr Vorwurf: Kursteilnehmer der VHS-Integrationskurse sollen Schülerinnern obszöne Sprüche hinterherrufen, klatschen und pfeifen wenn sie an den Männergruppen vorbeigehen, die sich zum Rauchen vor dem Schulgebäude aufhalten. Die Volkshochschule nutzt einige Räume des Schulgebäudes an der Nahestraße. „Manche Männer singen, wenn wir vorbeigehen oder rufen uns etwas auf Arabisch hinterher, was wir nicht verstehen“, berichtet die Oberstufenschülerin. „Man merkt aber, dass es anzüglich ist.“ Dadurch entstehe ein Gefühl der Unsicherheit. Zudem habe es im vergangenen Herbst einen Übergriff auf eine Mitschülerin gegeben, berichtet sie. „Seitdem kursieren Gerüchte.“ Etwa, dass Schülerinnen während der Unterrichtszeit nicht mehr alleine auf die Toilette gehen sollen, sondern nur noch zu zweit. „Daraufhin habe ich mich an die Schulleitung gewendet, die mir in Gesprächen zugesichert hat, etwas zu unternehmen – passiert ist aber bislang nichts.“ Zwar habe es nach dem Vorfall im vergangenen Jahr Kontrollen eines Sicherheitsdienstes gegeben, dieser sei aber nun nicht mehr an der Schule. „Ich fühle mich sehr unwohl“, sagt die junge Frau, „da ich auch gehört habe, dass Schülerinnen gezielt von den Männern, die so zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, angesprochen wurden“.
„Konkretes Problem“ auf dem Bürgersteig
Schulleiter Christof Haering hat das Problem auf dem Schirm: „Im vergangenen Herbst hat es einen Vorfall gegeben, bei dem ein Mädchen der zehnten Jahrgangsstufe angegriffen wurde.“ Sofort sei man im Gebäude auf die Suche nach dem Täter gegangen und habe diesen auch gefunden. „Es hatte sich aber herausgestellt, dass es kein Kursteilnehmer der VHS war, sondern ein Externer.“ Daraufhin habe es Doppelaufsichten der Lehrer gegeben, die Polizei sei regelmäßig Streife gefahren. Mit der VHS sei man regelmäßig im Austausch. „Dabei hat es sich aber um einen Einzelfall gehandelt“, sagt Haering.
Ein „konkretes Problem“ gebe es jedoch auf dem Bürgersteig vor dem Schulgebäude: Wenn dort Oberstufenschüler und VHS-Teilnehmer in den Raucherpausen aufeinandertreffen, kann es zu Konflikten kommen. „Das wollen wir in Angriff nehmen und die Bereiche voneinander trennen, entsprechend mit Markierungen kennzeichnen.“ Schließlich sei es nicht gut, wenn Schülerinnen durch ein Spalier von Männern gehen müssten, um zu den Unterrichtsräumen zu gelangen. Die Trennung der Raucherbereiche solle daher in den nächsten Wochen geschehen. Zudem habe die Schulleitung im Treppenhaus des Gebäudes das Licht verstärkt, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. „Wenn wir etwas von Schülern hören, gehen wir sofort in die Kurse und sprechen die Teilnehmer gezielt an. Vertrauenslehrer seien entsprechend sensibilisiert und geschult. „Denn wir fahren das Konzept angstfreie Schule und wollen, dass sich unsere Schüler sicher fühlen“, sagt Haering, der bei aller Vorsicht auch davor warnt, die VHS-Teilnehmer unter Pauschalverdacht zu stellen.
VHS-Chef: Nichts von aktuellen Vorfällen gehört
„Wir sind in engem Austausch, um bei Vorfällen sofort reagieren zu können“, sagt auch VHS-Chef Dr. Gerhard Jahn. Von aktuellen Vorfällen habe er in diesem Jahr noch nicht gehört. Sollte sich aber ein konkreter Fall ergeben, „wird das sofort Konsequenzen haben“. Sollte ein männlicher Teilnehmer der Integrationskurse Schülerinnen in unangemessener Weise nachstellen, werde dieser sofort des Kurses verwiesen. „Da fahren wir Null Toleranz.“ Im Verlauf der Seminare weisen Dozenten die Teilnehmer mit Migrationshintergrund auf gesellschaftliche und kulturelle Regeln hin, „und auch darauf, dass es Grenzen gibt, die klar einzuhalten sind“. Dennoch solle das Thema in den Klassen erneut angesprochen werden, verspricht Jahn, der es begrüßt, wenn Schülerinnen mutig sind und konkret benennen: „Der war dabei.“ Nur so könnten Täter ausfindig gemacht und sanktioniert werden.