Essen/Bochum.

. Stell dir vor, es ist Streik, und keiner will weg. Bochum Hauptbahnhof, gestern Abend, kurz nach 21 Uhr. Ab und zu kommen noch Menschen von den Bahnsteigen herunter, fröhlichen Angesichts, geschafft. „Ich bin heilfroh, dass das noch geklappt hat“, sagt die Studentin Anna Brandt. Sie kam aus Duisburg. 20 Meter weiter fallen sich gerade eine Angereiste und eine Abholerin in die Arme.

Viele haben sich frühzeitig auf den Streik eingerichtet, doch noch mal 20 Meter weiter beginnen zwei Männer, dann doch überrascht, zu improvisieren: „Schnell zum Bus!“ Oben an den Gleisen fahren jetzt nur noch einzelne Züge, fast leer, und einige wenige Leute hoffen frierend und telefonierend, dass noch irgendetwas kommt in ihre Richtung. Stattdessen parkt gerade ein Kohlenzug blockierend ein.

„Streik“ tröpfelt es aus den Durchsagen: „Der Betrieb der S1 wird bis morgen früh eingestellt.“ „Streik“ tröpfelt es aus den Ansagen: „Damit Züge und Lokführer morgen an der richtigen Stelle sind, werden einzelne Linien schon jetzt aus dem Verkehr genommen“, sagt ein freundlicher Bahner um kurz nach 20 Uhr.

Wer am Dienstag nicht mit der Streikankündigung wach geworden ist, der erfährt es spätestens nachmittags am Bahnhof. Wie in Essen, wo die Nachricht auf der Anzeigentafel flimmert: „Bitte beachten Sie: Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer hat ihre Mitglieder in der Zeit von 21 Uhr bis morgen 6 Uhr zum Streik aufgerufen. Daher kommt es in dem Zeitraum und darüber hinaus zu Verspätungen und Zugausfällen.“

Auch Uta Funk sorgt sich, um 20.14 Uhr sollte sie bei ihren Kindern in Bonn sein, das klappt knapp, falls der Zug pünktlich ist. „Ich finde schon, dass Arbeitnehmer mehr Rechte fordern können, aber sie sollen das nicht auf dem Rücken der Fahrgäste austragen“, sagt sie. Wen man auch fragt, schon jetzt ist klar: Das ist nicht die Nacht, in der der GDL die Herzen zufliegen.